Die Feuerreiter seiner Majestät 02: Drachenprinz
Story:
Eine chinesische Delegation ist nach Großbritannien gekommen und verlangt Temeraire zurück. Denn dieser gehört ihrer Meinung nach nicht in die Hände eines niederen Kapitäns. Erst nach langem Hin und Her wird ein Kompromiss geschlossen. Will Laurence und seine Mannschaft begleiten die große Echse zurück in ihre Heimat und bleiben dort bei ihr. Doch der Weg in dieses ferne Land ist voller Gefahren, und nicht jeder ist mit dem Abkommen einverstanden, weshalb er alles probiert um den Drachen von seinem Reiter zu trennen.
Meinung:
Naomi Noviks Roman-Reihe "Die Feuerreiter ihrer Majestät" spielt auf einer Erde, die eine ähnliche Vergangenheit aufweist wie die unsere. Die Geschichte ist im 18. Jahrhundert angesiedelt, zur Zeit der napoleonischen Kriege, unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Detail von der hiesigen Historie: In jener Welt gibt es Drachen.
Temeraire ist so einer, sticht jedoch unter seines gleichen hervor. Denn obwohl er in Großbritannien gemeinsam mit seinem Reiter Will Laurence lebt, ist er eigentlich chinesischen Ursprungs. Ursprünglich für einen Kaiserdrachen gehalten, eine in diesem fernen Land hochangesehen Spezies, wurde erst später klar, dass er in Wahrheit ein Himmelsdrache ist. Und damit gehört er zu den Echsen, die in China nur von der kaiserlichen Familie gehalten werden dürfen. Was auch der Grund ist, weshalb die Asiaten alles andere als glücklich mit seinem Reiter sind. Daher verlangen sie ihn zurück, egal was auch passiert.
Nach langen, zähen Verhandlungen willigen die Briten in einen Kompromiss ein und schicken Temeraire gemeinsam mit seinem Kapitän und dessen Crew los. Der Weg in das ferne Land ist alles andere als harmlos, warten doch Flauten und Ungeheuer auf das Transportschiff. Und aus irgendeinem Grund scheint jemand aus der chinesischen Delegation es auf das Leben von Will abgesehen zu haben. Wird er lange genug überlegen, um die Wunder der asiatischen Hochkultur zu erleben?
Naomi Novik versteht sich bestens darauf, in "Drachenprinz" die andere Kultur äußerst glaubwürdig darzustellen. Schon von dem Augenblick an, wo sie auftreten, merkt man, wie unterschiedlich die Chinesen doch sind. Im vollen Bewusstsein ihrer kulturellen und politischen Dominanz agieren sie äußerst selbstbewusst und voller Missachtung für die, in ihren Augen, minderen Kulturen. Dass dies nicht von ungefähr kommt, bemerkt man im letzten Drittel des Romans, der in diesem Herkunftsland von Temeraire spielt. Als Leser ist man erstaunt, wie lebendig und realistisch die Szenerie wirkt.
Aber auch die Reise dorthin ist spannend zu lesen. Besonders die vielen Konflikte und Gefahren machen diese Passagen zu einem wahren Pageturner. Sei es die Begegnung mit einer Seeschlange oder einem Orkan, der das Schiff zu kentern droht, hier wird viel Abwechslung geboten.
Natürlich vergisst die Autorin darüber hinaus auch nicht ihre Figuren. Besonders bei Temeraire merkt man, wie sehr er sich zu ändern beginnt. Er ist jetzt erwachsen und doch offen für neue Ideen, was sich besonders in China bemerkbar macht. Was er dort erlebt, vor allem, wie dort mit Drachen umgegangen wird, fasziniert ihn. Und gleichzeitig will er seine Erfahrungen auch in Großbritannien umsetzen, wodurch klar wird, wie sehr er sich der Heimat seines Reiters verbunden fühlt.
Will Laurence ist vor allem durch sein Pflichtgefühl und seine Verbindung zu Temeraire geprägt. Auch wenn die Befehle seiner Vorgesetzten ihm unsinnig erscheinen mögen, er setzt sie doch in die Tat um. Dass er dies eher widerwillig macht, tut der Sache keinen Abbruch. Gleichzeitig versucht er verzweifelt einen Weg zu finden, seinen Drachen nicht zu verlieren, was angesichts der Machenschaften von Yongxing alles andere als leicht ist.
Dieser ist geradezu der Archetyp eines arroganten Chinesen. Noch mehr als seine Landesgenossen hat er für die anderen Kulturen nichts übrig. Und da er seine eigenen Pläne mit Temeraire hat, ist es ihm nur recht und billig einen Keil zwischen ihn und Will Laurence zu treiben. Dabei ist er bereit alles zu tun, nur um endlich Erfolg zu haben. Naomi Novik präsentiert diese Gestalt in keinem allzu guten Licht.
Aber auch auf der britischen Seite gibt es jemanden, dem von der Leserseite her keine große Sympathie entgegenschlagen dürfte. Der mitreisende britische Botschafter Hammond ist eine zweidimensionale Figur, der bereit ist, alles dafür zu geben, nur damit sein Land gegenüber den Chinesen einen Vorteil hat. Dass er dabei auch noch gleichzeitig äußerst naiv ist, macht seine Funktion als potentielles Bindeglied zwischen diesen beiden Ländern mehr als fraglich.
Fazit:
"Drachenprinz" ist eine gute Fortsetzung von "Drachenbrut". Naomi Novik präsentiert in diesem Roman viele interessante Szenarien, die den Roman lesenswert machen. Vor allem die kulturellen Unterschiede zwischen China und Großbritannien sind von ihr sehr gut herausgearbeitet. Dadurch wirken die Asiaten richtig lebendig. Aber auch die Reise ihrer Protagonisten in dieses ferne Land wirkt sehr überzeugend. Dafür wirken die Figuren Yongxing und Hammond schwach. Beides sind zweidimensionale Charaktere, die einfach nicht überzeugen.
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