Die Königin der Schwerter
Story:
Als die Journalistin Sandra bei einer Auktion eine überaus hässliche Affenstatue für ihre Sammlung erwirbt, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben dadurch drastisch ändern wird. Schon in der darauffolgenden Nacht plagen sie unheimliche Träume, ein seltsamer Mann mitsamt seinem Hund scheint sie zu verfolgen und dann wird auch noch in ihre Wohnung eingebrochen. Derweil wartet die Bevölkerung im fantastischen Land Benize auf die Rückkehr ihrer Hohenpriesterin Zarife. Diese war vor beinah 1000 Jahren von den Kriegern Torpaks getötet worden, und eine alte Prophezeiung kündet von ihrer Wiedergeburt, mit der die Befreiung des Landes von den Torpaks einhergehen wird. Sandra und ihre Freundin Manon geraten dank der geheimnisvollen Affenstatue nach Benize und werden dort in die Ereignisse rund um die Prophezeiung hineingezogen.
Meinung:
Mit „Königin der Schwerter“ greift Monika Felten mehrere altbewährte Fantasykonzepte auf. Weder ist die Idee einer Parallelwelt neu, noch liest man zum ersten Mal von einer Prophezeiung, die sich zum Wohl des Landes erfüllen wird, und auch viele andere Aspekte sind dem altgedienten Fantasyleser nur zu vertraut. Besonders fällt aber an diesem Roman auf, dass die Autorin sich nicht nur allgemein bekannter Klischees bedient, sondern auch ihre eigenen Ideen aus früheren Romanen, speziell aus dem Buch „Die Nebelsängerin“, wiederverwertet oder weiterführt.
Während der Teil des Romans, der in der realen Welt spielt, sich unglaublich lang hinzieht, bis die Autorin anscheinend das Gefühl hatte, dass sie Sandras Veränderung durch den Einfluss der Affenstatue und Sandras Freundin Manon genügend dargestellt hat, bewegt sich parallel in Benize doch eine ganze Menge. Der Leser wird mit der politischen Situation vertraut gemacht und nähert sich den Charakteren und ihren Beweggründen an. Diese fantastische Welt und ihre Bewohner sind Monika Felten wirklich ganz gut gelungen. Hier merkt man, dass die Autorin viel Spaß und Liebe in das Erschaffen ihrer Welt gesteckt hat.
Schon lange sind die in der fantastischen Literatur verwendeten Personen nicht mehr eindeutig als „gut“ und „böse“ abzutun, aber die verschiedenen Wendungen und Beweggründe der Charaktere sind der Autorin in „Die Königin der Schwerter“ gelungen. Auch wenn sich der erfahrene Leser das eine oder andere schon denken kann, ist man sich nur selten sicher, ob der Charakter, um den es gerade geht, als „Freund“ oder „Feind“ eingestuft werden kann.
Doch leider lernt man die verschiedenen Charaktere nur sehr oberflächlich kennen. Gerade, wenn man sich mit einer Person angefreundet hat, wechselt die Perspektive, und der Leser muss sich wieder mit neuen Örtlichkeiten und Menschen vertraut machen. Anerkennend kann man hingegen sagen, dass die Autorin diese Perspektivwechsel recht gut beherrscht. Nach einem kurzem Augenblick der Orientierung gewöhnt man sich an die neue Situation und kann sich auf die Personen einlassen.
Vielleicht hätte Monika Felten doch lieber beim Schreiben von Trilogien bleiben sollen, dort bliebe ihr ausreichend Platz für einen sich lang hinziehenden Anfang und eine ausführliche Darstellung der Charaktere. So aber kann der Leser bedauerlicherweise keine emotionale Bindung zu den handelnden Personen aufbauen und bleibt bei den verschiedenen Schicksalen doch ziemlich unberührt. Egal, ob es sich um die junge Tisea und ihre kleine Schwester Peme handelt, deren Hintergrundgeschichte bei der richtigen Herangehensweise für ein separates Buch gereicht hätte, oder um die sympathische Novizin Aideen, man nimmt als Leser letztendlich nur noch wahr, wie es mit ihnen weitergeht, ohne dass einen die eigentlich schlimmen Erlebnisse mitleiden lassen.
Diese vielen verpassten Gelegenheiten für ein tiefergehendes Leseerlebnis lassen im Leser zusammen mit dem sehr vorhersehbaren Handlungsverlauf regelrecht ein Gefühl der Trauer aufkommen – Trauer um ein Buch, das eigentlich interessant und spannend hätte sein können. Da hilft es auch nicht, dass Monika Felten sich seit ihrem ersten Roman sprachlich weiterentwickelt hat, gute Beschreibungen abliefert und ihre Charakterdarstellungen sehr viel Potenzial haben.
Fazit:
Mit „Die Königin der Schwerter“ ist der erster Versuch von Monika Felten, mal keine Trilogie zu schreiben, leider gescheitert. Aus einigen guten Ansätzen, ansprechend beschriebenen Charakteren und einer liebevoll gestalteten Welt in Verbindung mit einem Haufen allbekannter Klischees ist leider kein spannender Roman geworden. Die Handlung ist für den erfahrenen Leser recht vorhersehbar, und während der Teil der Geschichte, der in der Realwelt stattfindet, zu langatmig geraten ist, fehlt der Autorin dann im Fantasiereich Benize der Platz, um die dort lebenden Figuren ausreichend zu entwickeln. So mangelt an einer Beziehung zu den Charakteren, die für ein intensives Leseerlebnis unabdingbar ist.
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Monika Felten
Die Königin der Schwerter
Erscheinungsjahr: 2007
Autor der Besprechung:
Konstanze Tants
Verlag:
Piper
Preis: € 12,90
ISBN: 978-3-492-70148-8
432 Seiten
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