Hörbuch: Ein Mann, ein Fjord
Story:
Norbert Krabbe aus Wanne, arbeitsloser Bürokaufmann und leidenschaftlicher Preisausschreiben-Teilnehmer, gewinnt einen Fjord auf den Lofoten. Aber wie kommt man bloß nach Norwegen - zum "Norbert-Krabbe-Fjord" samt eigener Blockhütte - wenn man pleite ist und einem schon beim S-Bahn fahren schlecht wird? Was Norbert an Geld fehlt, macht er durch originelle Ideen wett: Getarnt als Putzkolonne, schlägt er sich mit seiner Tochter per Zug bis Kopenhagen durch, weiter geht’s als Tramper und mit ergaunerten Schiffstickets. Etliche abstruse Begegnungen später, u.a. mit Horst Schlämmer, Uschi Blum und dem stark riechenden Norweger Lars, der die Zukunft anhand eines Hunde-Quartetts voraussagt, erwartet Norbert an seinem Ziel die nächste Überraschung ...
Meinung:
Nachdem Hape Kerkeling mit seinem Pilgerreise-Tagebuch "Ich bin dann mal weg" schon den Jahresbestseller 2006 im Buchbereich vorlegte, wagt er sich nun erneut in die Literaturwelt - als Ko-Autor und alleiniger Darsteller von "Ein Mann, ein Fjord", einem Hörbuch oder "Spielfilm für die Ohren", wie es Horst Schlämmer im Intro auszudrücken pflegt. Man merkt der absurd-witzigen Story deutlich an, dass hinter ihr das Kreativ-Team von Kerkeling-Klassikern wie "Kein Pardon" steht: Sie ist vollgepackt mit herrlich verschrobenen, völlig überzeichneten Charakteren, die allesamt von Kerkeling in ihren Eigenarten hervorragend pointiert dargestellt werden. Sei es der gewinnspielsüchtige Familienvater Norbert Krabbe, seine gerne mal eine über den Durst trinkende Frau oder die Teenager-Tochter, die KFZ-Technikerin ist und deshalb für alle Reparaturen im Haushalt herhalten muss. Die Geschichte steckt voller Kapriolen und Episoden, die man sich beim Hören tatsächlich als richtigen Film vorstellen kann. Kein Wunder, denn als solcher ist sie eigentlich auch gedacht. Bei "Ein Mann, ein Fjord" handelt es sich um das Drehbuch für einen zukünftigen Spielfilm, das mann nun "um es mal andersherum zu machen" zunächst als Hörbuch herausgebracht hat. Dies ist auch der größte Kritikpunkt an dem ansonsten gelungenen Werk - man merkt einfach zu stark, dass man es hier nicht mit einem "echten" Audiobook zu tun hat, sondern dass einem einfach ein Drehbuch, wenngleich auf überzeugende Art, vorgetragen wird. Regieanweisungen und kurze, knappe Schnitte sind überall präsent, zudem herrscht deutlich der dialoglastige Erzählstil des Filmgeschäfts vor. Der Umsetzung fehlt es ein bisschen an der Ausgewogenheit von Dialog und Beschreibung, die "normale" Literatur bzw. Hörbücher ausmacht. Wer sich davon allerdings nicht stören lässt, wird an "Ein Mann, ein Fjord" sicherlich seine Freude haben. Insbesondere, wenn man Hape Kerkeling und seine Filme mag. Horst Schlämmer, der wie anfangs erwähnt ebenfalls mit von der Partie ist, hätte man zwar nicht unbedingt in die Story mit hinein packen müssen, da er keine wirkliche Funktion hat (er taucht als Hintergrundgag in einigen Szenen auf, ohne dass man erfährt, wie und wieso er an die verschiedenen Orte gekommen ist), aber na ja ... wem's gefällt. Offensichtlich wurde er eingebaut, um den zahlreichen Schlämmer-Fans einen zusätzlichen Kaufanreiz zu bieten.
Fazit:
Wer die Filme von Hape Kerkeling mag, dem wird auch "Ein Mann, ein Fjord" gefallen, denn es ist ein als Hörbuch vorgetragenes Filmskript. Freunde klassischer Hörbücher sollten sich aber vor dem Kauf unbedingt die Hörproben auf der Verlagswebsite zu Gemüte führen.
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