Das letzte Geständnis des Raphael Ignatius Phoenix
Story:
Zurückgezogen auf einer Burg am Ende der Welt lebt der 99jährige Raphael Ignatius Phoenix. Er hat keine Lust mehr zu leben und bereitet nun, 10 Tage vor seinem 100. Geburtstag, akribisch seinen Selbstmord vor. Eineinhalb Gran Strychnin, eineinhalb Gran Arsen, ein halbes Gran Zyankali und ein halbes Gran zerstoßene Brechwurz sollen seinen Tod herbeiführen. Die tödlichen Gifte sind in einer Tablette, welche er an seinem 10. Geburtstag aus der Apotheke des Vaters seiner Freundin Emelie stahl. Bevor er aber sein Leben beendet, möchte er der Welt noch seine 10 begangenen Morde beichten und schreibt seinen Abschiedsbrief an die Schlossmauern.
Meinung:
Raphael Ignatius Phoenix ist fast 100 Jahre alt und der geborene Mörder. Schon seine Initialen (R.I.P) deuten darauf hin. In seinem fast einem Jahrhundert umfassenden Leben hat er 10 Morde begangen, begonnen in der Minute seiner Geburt. Diese Morde wird er nun, 10 Tage vor seinem selbst gewählten Ende, der Welt erzählen, in dem er seine Lebensgeschichte aufschreibt, beginnend mit dem letzten Mord.
Der britische Journalist Paul Sussman, welcher vor allem über Archäologie schrieb, wollte in diesem Roman etwas anderes ausprobieren. Er zeigte dieses Manuskript aber nur einem einzigen Agenten, welcher es ablehnte. Entmutigt legte er es zurück in die Schublade, für 15 weitere Jahre. Nach seinem überraschenden Tod 2012 (er war erst 45 Jahre) veröffentlichte seine Frau das Manuskript posthum. Zu seinen Lebzeiten schrieb er 33 Bücher und war als Journalist für verschiedene englischsprachige Zeitschriften tätig. Außerdem half er bei den Ausgrabungen im Tal der Könige.
Auch wenn dieses Buch schwer einzuordnen ist, ist es vor allem eins, anders. Zumindest zu dem Zeitpunkt als es eigentlich erscheinen sollte. Zur Jahrtausendwende. Heute gibt es einige Bücher, die die Sichtweise eines sehr alten, nicht immer unser moralischen Normen entsprechenden Menschen erzählen, zum Beispiel: Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand oder Ein Diktator zum Dessert. Doch dieses Buch sticht unter ähnlichen heraus, durch seinen überaus schwarzen Humor. Das Buch ist zynisch, sarkastisch und vor allem böse.
Dennoch bleibt am Ende ein Gefühl der Traurigkeit. So aufregend das Leben von Mr. Phoenix auch war, am Ende war er alleine, immer. Abgesehen von seiner besten Freundin Emelie, welche nur alle 10-20 Jahre in seinem Leben auftaucht, gibt es niemanden den er seinen Freund nennen würde.
Raphael Ignatius Phoenix ist kein guter Mensch. Als geübter Leser versucht man natürlich zuerst Sympathien für die Hauptfigur zu entwickeln, doch hier fällt es schwer. Die Denk-und Handlungsweise ist so anders als weit verbreitete moralische Grundsätze. Hinzu kommt noch die Emotionslosigkeit und Rationalität, mit der die Geschichte erzählt wird. Sie erlauben fast kein Näherkommen an die Hauptfigur. Außerdem ist er eine eher passive Persönlichkeit, welche eventuell eine Persönlichkeitsstörung hat.
Zwischen den einzelnen Morden, beschreibt der Erzähler, wie er seinen Abschiedsbrief möglichst perfekt an die Innenwände seiner Burg schreibt und welchen Problemen er dabei ins Auge sehen muss, sowie seinen einzigen menschlichen Kontakt einmal die Woche. Diese Phase wirken häufig etwas langatmig. Die Episoden über die Morde und die Verwicklungen dazwischen sind hingegen sehr spannend geschrieben.
Fazit:
Ich weiß nicht genau, was ich von dem Buch halten soll. Es hat spannende Phasen und etwas langatmige zwischendurch. Es ist abgedreht und nicht immer real geschrieben und zeigt wie abgrundtief böse Menschen handeln können. Aber vielleicht gibt es ja auch einen Grund dafür? Das Buch lässt in mir mehr Fragen als Antworten zurück, allerdings: Reinschauen lohnt sich
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