Die Tunis Affäre
Story:
Die zukünftige Geheimdienstchefin des britischen Geheimdienstes ist verschwunden. Da niemand davon erfahren darf, wird Thomas Kell, ein ehemalige Agent, auf die Sache angesetzt. Und schon bald stößt er auf eine Verschwörung mit einem ungeheuerlichen Ziel.
Meinung:
In Sachen Geheimdiensthrillern denkt man natürlich sofort an James Bond. Die Abenteuer des Superagenten von Ian Fleming sind beliebt wie eh und je. Doch es gibt auch andere Spionagethriller, wie beispielsweise der vorliegende "Die Tunis Affäre" von Charles Cumming.
Das Interessante dabei ist, dass der Autor selber beinahe für den Geheimdienst gearbeitet hat. Er wurde 1971 in Schottland geboren und studierte in Eton und an der University of Edinburgh. Er schloss sein Studium der Englischen Literatur mit "First Class Honours" ab. 1995 wurde er vom MI6 kontaktiert, doch aus der Zusammenarbeit wurde nichts. Stattdessen inspirierte ihn das dazu, sein Debüt "A Spy by Nature" zu schreiben. "Die Tunis Affäre" ist der Auftakt zu einer Romanreihe rund um Thomas Kell. Der zweite Teil wird gegen Ende April unter dem Titel "Colder War" herauskommen.
Es herrscht Aufregung im britischen Geheimdienst. Amelia Levene, die zukünftige Chefin, ist verschwunden. Niemand weiß, was mit ihr geschehen ist, ob sie bereits tot ist oder "nur" entführt wurde. Die Angelegenheit muss diskret behandelt werden, weshalb der entlassene Agent Thomas Kell die Affäre untersuchen soll.
Der nimmt die Ermittlungen auf. Und die Spur führt ihn über Paris nach Tunis. Dort stößt er schon bald auf die Verschwundene. Und sie ist nicht alleine. Ehe sich Thomas Kell versieht, ist er schon bald inmitten einer komplexen Verschwörung, die die zukünftige Chefin des britischen Geheimdienstes diskreditieren will.
Wer bei "Die Tunis Affäre" einen Spionagethriller wie bei Ian Fleming erwartet, der wird enttäuscht sein. Stattdessen ist die Handlung vergleichsweise beschaulich. Es gibt zwar Action-Szenen und es wird auch geschossen. Doch diese Passagen kann man an einer Hand abzählen und man wird immer noch Finger über haben.
Heißt das, dass der Roman langweilig ist? Nein. Im Gegenteil! Charles Cumming schreibt eine Geschichte, die ihre Spannung aus der vergleichsweise alltäglichen Spionagearbeit zieht. Es sind bange Momente, wie beispielsweise einer relativ spät im Buch, ob eine bestimmte Figur es schafft, die Verfolgung eines Verdächtigen ohne Probleme zu bewältigen. Auch zieht der Roman aus der Frage Spannung, was genau der Grund für die Affäre rund um Amelia Levene ist.
Die ist auch gleichzeitig symptomatisch für die glaubwürdige Darstellung der Figuren. Man hat es hier nicht mit dumpfen Stereotypen zu tun, sondern mit realistischen Protagonisten. Die Chefin erweist sich als Frau, die in ihrer Vergangenheit Fehler gemacht hat und nun versucht, diese zu korrigieren. Thomas Kell hingegen ist jemand, der sich auf Dinge wie Loyalität versteht und deshalb auf seine Vorgesetzten, die ihn entlassen haben, schlecht zu sprechen ist. Gleichzeitig agiert er auch sehr umsichtig und nicht wie ein Haudrauf.
Das Buch kann man gut in zwei Teile gliedern. Der erste handelt von der Ermittlung Thomas Kells, der zweite von den Konsequenzen seiner Entdeckung. Beide Teile bedingen sich. Man kann nicht den einen ohne den anderen lesen. Und doch ist der letzte Part im Vergleich schwach. Man fragt sich, wieso ein gewisser Aufwand betrieben wird, nur um der zukünftigen Chefin zu schaden. Es wirkt übertrieben und angesichts des Realismus, der den ersten Teil auszeichnete, unglaubwürdig.
Dennoch ist das Buch ein guter Thriller, in den man "Reinschauen" sollte.
Fazit:
Mit "Die Tunis Affäre" liefert Charles Cumming einen gelungenen Einstieg in seine neue Thriller-Reihe. Die Story wirkt beschaulich, ruhig und realistisch. Und zieht gerade daraus seine Faszination. Auch die Figuren wirken glaubwürdig. Was allerdings nicht für den zweiten Teil der Geschichte gilt, bei dem der Plan der Gegenspieler bizarr und übertrieben wirkt.
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