Willkommen im sonnigen Tschernobyl: Verstrahlt, verseucht, vergiftet - eine Erkundung der schlimmsten Orte der Welt
Story:
Andrew Blackwell hat eine Mission. Er will die Welt bereisen und darüber berichten. Doch seine Ziele stehen nicht unbedingt in jedem Reiseführer. Sei es Tschernobyl, ein riesiger Müllteppich oder eine Reise auf Indiens dreckigstem Fluss. Er wagt sich dorthin, wo kein Mensch normalerweise hinwill.
Meinung:
Urlaub! Ein schönes Wort. Erholung, am Strand, in den Bergen oder woanders, wo man sich entspannen kann. Abwechslung vom Alltag. Nicht immer will man dabei an Orte reisen, wo auch andere sich tummeln. Doch die Plätze, über die Andrew Blackwell in "Willkommen im sonnigen Tschernobyl: Verstrahlt, verseucht, vergiftet - eine Erkundung der schlimmsten Orte der Welt" berichtet, sind wahrlich keine Touristenmagnete.
Der Autor ist Journalist und Filmemacher. Er war Stipendiat der New Yorker Foundation for Arts. Er lebt außerdem auch in New York. "Willkommen im sonnigen Tschernobyl" ist sein erstes Buch.
Wenn man sich die Prämisse des Buches durchliest, ist man der Meinung, dass der Autor verrückt ist! Eine Reise zu den "schlimmsten Orten der Welt"? Wieso macht er das? Wieso nicht, könnte die Antwort lauten. Auf diese Weise besucht er eindrucksvolle Lokalitäten und entdeckt, wie er es selber sagt, "unergründlich Schönes"!
Und er weiß darüber zu berichten. Seine Reise durch die Welt der "schlimmsten Orte" führt ihn quer über den gesamten Erdball. Er besucht nicht nur das titelgebende Tschernobyl, sondern auch den Ölsandtagebau in Kanada oder den Kahlschlag im Amazonas. Das sind wahrlich keine Orte, an die sich ein normaler Tourist wagen würde.
Doch wenn der Band eins klar macht, dann das Andrew Blackwell eben genau das nicht ist. Er ist kein normaler Tourist. Ebenso wenig ist er auch ein unvoreingenommener Beobachter. Er hat sich die Orte, die er aufsucht, bewusst ausgewählt. Und den Grund dafür vermittelt er dem Leser klar und deutlich.
Wer jetzt einen mahnenden Zeigefinger erwartet, der wird enttäuscht sein. Ja, Andrew Blackwell weist auf die Umweltauswirkungen der Orte, die er besucht, hin. Aber er vermeidet es zu moralisieren, zu belehren. Er verheimlicht nichts, überlässt es aber dem Leser selbst, herauszufinden, was er von dem Beschriebenen halten soll.
Gleichzeitig ist "Willkommen im sonnigen Tschernobyl" kein neutrales Buch. Das wird wiederholt klar. Andrew Blackwell macht deutlich, wenn er von Propaganda nichts hält. Doch geht er dabei nie so weit, dass seine Position nervt. Er weiß, wann er aufhören muss.
Was er beschreibt, tut er auf eine lebendige Art und Weise. Man lernt die Menschen kennen, die vor Ort leben und die schönen Momente. Vor dem Auge des Lesers läuft wirklich ein lebendiger Film ab!
Leider verzichtet Andrew Blackwell darauf, seinem Buch Fotos bei zutun. Stattdessen verweist er auf seine Webseite, wo man sie einsehen kann. Doch ist das im Grunde genommen nicht in Ordnung. Man kauft sich diesen Band nicht, um parallel im Netz zu surfen und sich die Bilder anzugucken. Man holt sich das Buch, um zu schmökern und an ausgewählten Plätzen die Bilder zu bestaunen, die der Autor gemacht hat.
Und genau deshalb kriegt das Buch auch nur ein "Reinschauen".
Fazit:
Wer ein ungewöhnliches Reisebuch lesen möchte, der wird Andrew Blackwells "Willkommen im sonnigen Tschernobyl" nicht herumkommen. Denn der Autor reist an die Orte, wo sich kein normaler Mensch hinwagen würde. Und er findet dort, wie er sagt, "unergründlich Schönes". Und das teilt er dem Leser mit. Dabei verzichtet er auf einen mahnenden Zeigefinger, auch wenn das Buch nichts verheimlicht. Doch die lebendige Art und Weise, wie er Land und Leute beschreibt, ist einfach nur gut. Schade nur, dass keine Fotos abgedruckt sind, sondern man dafür das Internet bemühen muss.
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