Karibik
Story:
Unter italienischer, französischer und natürlich deutscher Küche kann sich hierzulande wohl so ziemlich jeder etwas vorstellen. Dieser kleine Band stellt Rezepte aus einer weiter entfernt gelegenen Ecke der Welt vor – der Karibik.
Meinung:
Filet im Bananenbrot, Rum-Carpaccio oder Blanc Manger von Kokosnuss – da kommt Urlaubsfeeling auf. Dieser kleine Band aus dem renommierten Gräfe und Unzer-Verlag möchte dabei helfen, das Flair der Karibik auch in die eigenen vier Wände, genauer gesagt in die eigene Küche zu bringen.
Das gelingt erfreulich gut. Auf 80 Seiten haben die rund 45 Rezepte genügend Platz. Zu jedem Rezept gibt es neben der Zutatenliste und der ausführlichen Zubereitungsanleitung eine kurze Zusammenfassung, die "auf einen Blick" wichtige Informationen bereithält wie etwa die Zeit, die man in der Küche stehen wird, ein Getränketipp oder die Kalorien pro Portion. Außerdem gibt es zu jedem Gericht eine eigene "Ideen"-Rubrik, wie man das Rezept variieren, ansprechend anrichten oder sich die Arbeit etwas erleichtern kann. Sehr positiv fällt auf, dass der Titel des jeweiligen Rezepts am äußeren Seitenrand nochmal groß wiederholt wird. So findet man ein Rezept beim schnellen Durchblättern einfach wieder. Das könnte sich manch anderes Kochbuch abschauen.
Die Auswahl der Rezepte ist gut gelungen. Von Kanapees über Snacks und Lunch bis zu Dinner und Süßem geht es immer ausdrücklich "karibisch" zu. Ob die Zusammenstellung mehr mit der "wirklichen" Karibikküche zu tun hat oder doch eher mit dem, was sich der gemeine Mitteleuropäer darunter vorstellt, sei dahingestellt. Schließlich geht es hier um ein kleines Kochbuch und nicht um eine kulturwissenschaftliche Facharbeit. Die verwendeten Zutaten gehen gelegentlich über das hinaus, was man in einem durchschnittlichen deutschen Supermarkt findet. Das eine oder andere Mal wird man sich also auf die Suche machen müssen nach Bataten oder Krebsbrühe in Würfeln. Ein Rezept ist jedenfalls heute nicht mehr angemessen: Auf den "Haifisch in Limettensauce" verzichtet man im Wissen, dass viele Haiarten inzwischen bedroht sind, doch lieber. Immerhin nennt das Buch in diesem und anderen Fällen Alternativen.
An einer anderen Stelle merkt man ebenfalls, dass der Band doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat: Das Layout ist definitiv nicht mehr zeitgemäß und ist aus heutiger Sicht in deutlicher Kritikpunkt. Da helfen auch die Großzügigkeit beim Weißraum und die gelungenen Fotos nicht viel weiter. Zum "Verreisen" auf dem Sofa mit dem Finger zwischen den Seiten eignet sich dieses Kochbuch daher nur begrenzt.
Die Autorin, Dagmar von Cramm, gehört zu den Vielschreibern in der deutschen Kochbuch-Branche. Die studierte Ökotrophologin arbeitete zunächst als angestellte Redakteurin, bevor sie sich Mitte der 1980er selbständig machte. Ihre über 200 Bücher, die in über zehn Sprachen übersetzt wurden, stammen aus den verschiedensten Themengebieten rund um Kochen und Ernährung und haben es auf eine Gesamtauflage von mehreren Millionen gebracht.
Insgesamt bietet "Karibik" einige nette Anregungen, um der eigenen Küche einen karibischen Touch zu geben. Zu viel sollte man von dem kleinen Büchlein aber nicht erwarten. Mehr als einen Einstieg oder Ideen für die nächste Fete mit einschlägigem Motto kann und will es nicht bieten.
Fazit:
Dieses kleine Kochbuch bietet einen Einblick in eine Küche, mit der die wenigsten hierzulande vertraut sein dürften. Die Auswahl und Präsentation der Rezepte überzeugt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das große Manko ist das Layout, dem man sein Alter doch sehr deutlich ansieht. Und eine umfassende Darstellung seines Themas geht über die Fähigkeiten des dünnen Bands hinaus.
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Dagmar von Cramm
Karibik
Erscheinungsjahr: 1988
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Gräfe & Unzer
ISBN: 3-7742-2227-4
80 Seiten
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