Barrayar, Band 2: Der junge Miles
Story:
Nichts im Leben wünscht sich Miles Vorkosigan lieber, als Teil des Militärs von Barrayar zu werden. Doch sein eigener Körper, er ist zwergenwüchsig und hat brüchige Knochen, verhindert dies. Allerdings ist Miles nicht auf den Kopf gefallen und gewohnt, das Schicksal förmlich herauszufordern. Und so geht er erneut seinen eigenen Weg.
Meinung:
Der zweite Sammelband der "Miles Vorkasigan"-Reihe konzentriert sich auf die ersten Schritte des Helden. Schon die allererste Geschichte "Der Kadett" hat dabei eine besondere Bedeutung. Denn sie markiert den ersten Auftritt des Protagonisten und zwar in sowohl chronologischer Sicht als auch nach Erscheinungsweise.
"Der junge Miles" fängt damit an, dass der Hauptcharakter in "Der Kadett" bei einem physikalischem Eignungstest für das Militär von Barrayar durchfällt. Enttäuscht, dass er nicht in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten kann, möchte er mit einer guten Freundin nach Beta reisen, der Heimatwelt seiner Mutter. Doch unterwegs wird er urplötzlich Eigentümer eines stillgelegten Frachters, der zugleich den Grundstein für eine Karriere außerhalb des Militärs seiner Heimatwelt bildet.
"Die Berge der Trauer" konzentriert sich auf einen anderen Aspekt von Miles. Als in dem Distrikt seines Vaters ein Baby ermordet wird, soll er die Ermittlungen führen. Eine Aufgabe, die er zunächst ablehnt. Doch dann wächst er in die Rolle hinein.
In "Der Prinz und der Söldner" wird Miles auf einen Posten versetzt, der ihn testen soll. Doch dabei stößt er auf einen Offizier, der Schindluder mit seiner Macht treibt. Als er dafür sorgt, dass dieser bestraft wird, erhält er eine Mission außerhalb von Barrayars. Nur um dort auf alte Bekannte und neue Feinde zu stoßen.
Erneut wechselt Lois McMaster Bujold das Genre. Weg von der Soap Opera geht es jetzt eher in Richtung Space Thriller! Wobei diese Eingrenzung eher ungenau ist, denn die Autorin vermengt den Stoff ihrer Handlung kräftig mit jeder Menge Humor.
Interessant ist, welch unterschiedliche Seiten sie in der Persönlichkeit von Miles Vorkosigan entdeckt und ausschreibt. Man erlebt einen niedergeschlagenen Jungen, der nicht seinem Traum folgen kann. Nur um im nächsten Moment jemanden zu erleben, der auf Regeln einen Dreck gibt und nach Wegen sucht, sie zu umgehen. Und man erlebt einen Miles, der hochintelligent ist und dies ausnutzt, um Verbrechen zu sühnen.
Es ist eine vielfältige Figur, die man erlebt. Welche Seite man am liebsten mag, liegt am Leser selber. Und im Grunde genommen, sollte man sich für keine entscheiden, sondern alle gleichermaßen akzeptieren. Man wird es nicht bereuen.
Der Humor, der die Geschichten prägt, ist nie zu dominant. Die Autorin weiß, wann sie ihn zu Gunsten einer ernsten Szene zurücknehmen muss. Nie würde sie es wagen, sich beispielsweise über den Tod lustig zu machen. Auch ist die Komik nie verletzend. Sarkastisch, ja. Aber auch nur manchmal.
Neben Miles werden auch viele anderen Figuren hervorragend charakterisiert. Doch keine profitiert davon wie beispielsweise Kaiser Gregor von Barrayar, der in zwei der Erzählungen eine wichtige Rolle hat. Und auch er entwickelt sich rasant. Eben noch unsicher ist er praktisch im nächsten Moment das genaue Gegenteil. Und der Weg dorthin ist lesenswert!
Allerdings stört in diesem Fall die Übersetzung. Edda Petri, die den ersten Roman ins Deutsche übertragen hat, schafft es nicht das Niveau von Michael Morgental zu halten. Aus dem Nervendisruptor wird beispielsweise bei ihr eine Nervenschere. Nicht die einzige merkwürdige Fehlübersetzung, die sie sich im Laufe der Geschichte leistet.
Doch davon abgesehen ist "Barrayar Band 2: Der junge Miles" hervorragend. Ein "Klassiker", wenn auch mit Schönheitsfehlern.
Fazit:
"Der junge Miles" ist Band 2 von der "Barrayar"-Serie. Die Geschichten, die in ihm gesammelt sind, sind allesamt hervorragend. Es werden unterschiedliche Aspekte von Miles Vorkosigan beleuchtet, die allesamt gleichermaßen gelungen sind. Dadurch wird der Charakter enorm vielfältig. Aber auch die anderen Protagonisten werden sehr gut dargestellt. Schade ist die mangelhafte Übersetzungsarbeit von Edda Petri. Doch ist dies nur ein kleines Manko in einem ansonsten rundum gelungenen Roman.
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