Tolstoi und der lila Sessel
Story:
Das Leben von Nina Sankovitch und ihrer Familie erlebt einen
Schlag, als ihre Schwester stirbt. Um besser mit dem Schock umgehen zu können,
beschließt Nina ein ungewöhnliches und wagemutiges Projekt: Sie will ein Jahr
lang, jeden Tag ein Buch lesen und es besprechen. Ob sie dies schafft?
Meinung:
Ein englischer Spruch lautet: "There's quite nothing like a
real Book", frei übersetzt etwa: "Es gibt nichts besseres, als ein richtiges
Buch.". Eine Aussage, wie sie treffender nicht sein könnte. Bücher, egal in
welcher Form und welchen Inhalts bereichern den Alltag ungemein. Wie sehr, kann
man anhand von Nina Sankovitchs Biographie "Tolstoi und der lila Sessel"
erkennen.
Die Autorin wurde 1962 in Evanston, Illionois, USA geboren.
Ihre Eltern sind polnische Einwanderer. Sie studierte an Harvard Jura und ist
inzwischen glücklich verheiratet und vierfache Mutter. Im Zeitraum von Oktober
2008 bis Oktober 2009 las sie jeden Tag ein Buch und besprach es auf ihrem Blog
www.ReadAllDay.org.
Zwischen zwei Deckeln steckt so manche Welt. Wenn man ein
Buch öffnet, weiß man nicht, was vor einem liegt. Ist es ein gutes? Wird es
mittelmäßig sein? Oder ist es gar wenig überzeugend? Lesen ist und bleibt ein weit verbreiteter Zeitvertreib. Doch was wäre, wenn man sich entschließt,
jeden Tag einen solchen Band zu lesen und zu besprechen? Die erste Reaktion
würde wahrscheinlich lauten: "Wahnsinn". Doch Frau Sankovitch setzte es sich in
den Kopf und in die Tat um.
Der Anlass dafür war allerdings ein trauriger. Ihre
Schwester Anne-Marie ist einige Jahre zuvor verstorben und dieser Tod lässt sie nicht in Ruhe. Es beschäftigt sie, nagt an ihr, so dass sie schließlich
sich zu diesem wagemutigen Projekt entschließt. Die einzige Voraussetzung die
dabei ein Buch erfüllen muss, damit sie es liest, ist, dass es maximal 2,5 cm dick
sein darf.
Wer jetzt erwartet, dass sie in "Tolstoi und der Lila Sessel"
nur von ihren Lesererfahrungen berichtet, dürfte enttäuscht sein. Denn für sie
ist das Lesen Therapie, was auch für das Niederschreiben ihrer Erinnerung gilt.
Wobei sie sich nicht nur auf ihr Leben beschränkt, sondern gleichzeitig auch
das ihrer Familie aufarbeitet.
Von Beginn an ist man von der Art und Weise, wie Frau
Sankonvitch schreibt, fasziniert. Der Ton ist locker, jedoch nicht flapsig. Er
ist genau richtig, damit von der Geschichte in den Bann gezogen wird. Und man
erfährt einiges über Bücher und über ihr Leben.
Denn jenes geht natürlich weiter. Es bleibt nicht stehen.
Und die Autorin verschweigt auch nicht, dass es sich ändert. Sie ist schließlich
verheiratet und hat Kinder. Wie sie all dies gemeinsam mit ihrem Projekt unter
einem Hut kriegt, muss man lesen!
Gleichzeitig zieht die Autorin auch aus den Romanen und
Sachbüchern, die sie liest, ein eigenes Fazit. Sie zieht aus ihnen Rückschlüsse
auf ihr Leben, Selbsterkenntnisse, die ihr weiterhelfen. Und sie tut dies auf
eine unaufdringliche Art und Weise. Es macht Spaß, zu lesen, was sie aus den
diversen Bänden lernt. Und man wird neugierig und dazu animiert, vielleicht in
den einen oder anderen Titel reinzugucken.
Hier muss man den Graf Verlag loben. Denn er hat einen
umfangreichen Anhang mit in das Buch getan, wo alphabetisch aufgelistet wurde,
welche der Bücher, die Frau Sankovitch las, in deutscher Übersetzung vorliegen.
Die Liste ist beeindruckend und man lernt dabei sicher den einen oder
anderen Verlag kennen, von dem man nie zuvor hörte. Einige Romane wird man
nicht mehr über den regulären Handel erhalten. Andere hingegen sind
erst vor relativ kurzer Zeit erschienen. Diese Liste eignet sich also
perfekt dazu, selber etwas auf Bücherjagd zu gehen. Den einen oder anderen
Titel kann man garantiert gut verschenken.
Man muss kein Bücherfreund sein, um "Tolstoi und der lila
Sessel" genießen zu können. Aber wenn man einer ist, erkennt man sofort, dass
es sich hierbei um einen "Klassiker" handelt. Und von einem Bücherwurm zum
nächsten gibt es natürlich auch noch den "Splashhit".
Fazit:
Nina Sankovitch blickt in "Tolstoi und der lila Sessel" auf
ein Jahr zurück, in dem sie ein interessantes Projekt verfolgte. Ein Jahr lang
liest sie täglich ein Buch und schreibt darüber. Für sie ist eine Therapie, die
sie nach dem Tod ihrer ältesten Schwester antritt. Sie arbeitet das Ableben dieser auf
und blickt auf das Leben von ihr und ihrer Familie zurück. Dies liest sich sehr
locker, jedoch nicht allzu flapsig. Auch ist es interessant, was für Lektionen
sie aus den verschiedenen Büchern zieht, die sie liest. Noch besser ist, dass
der Graf-Verlag es sich nicht nehmen ließ, eine ausführliche Liste all jener
Titel mit in den Band hinein zu tun, die auch hier in Deutschland erschienen sind.
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