Die Furcht des Weisen 1
Story:
Kvothe, der für tot gehaltene legendäre Held und Königsmörder, erzählt dem Chronisten Devan Lochees sein Leben. Nachdem er am ersten Tag von seiner Kindheit und seinem Studienanfang an der Universität erzählt hat, berichtet er am zweiten Tag dem Chronisten von seinem weiteren Leben als Student. Es ist geprägt von der fortwährenden Angst, aus Geldmangel kein weiteres Trimester studieren zu können. Zudem machen ihm eine Geldverleiherin und sein alter Rivale Ambrose das Leben schwer. Zum Glück hat er genügend Freunde, die ihn unterstützen, seine geliebte Musik und die unregelmäßigen Treffen mit Denna. Dennoch wird er eines Tages dazu gezwungen, Abstand zur Universität zu gewinnen und reist auf Empfehlung eines Bewunderers seiner Musik zum reichsten Mann Vintas, dem Maer. Für ihn soll das talentierte Mitglied des Arkanums einen geheimen Auftrag ausführen.
Meinung:
Lange mussten Leser in aller Welt auf die Fortsetzung von „Der Name des Windes“ warten. „The Wise Man's Fear“ erschien Anfang 2011, fast vier Jahre nach Veröffentlichung des preisgekrönten Auftaktbandes zur Königsmörder-Chronik. Aufgrund der immensen Textmenge des englischen Originals von über 1000 Seiten, entschied sich der Stuttgarter Klett-Cotta Verlag dazu, „Die Furcht des Weisen“ in zwei Hardcover-Bände zu splitten.
Über dieses Vorgehen wurde seit Bekanntgabe der Veröffentlichungstermine vor allem im Internet viel diskutiert. Dabei ist Rothfuss' zweiter Teil seiner Trilogie nicht das einzige scheinbare Opfer dieser Verlagspolitik. Auch Bücher mit weitaus weniger Seitenumfang – wie George R. R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“-Serie, die bereits Ende der 1990er Jahre bei Blanvalet in zwei deutschen Bänden Pro englischem Original veröffentlicht wurde – erscheinen hierzulande in gesplitteter Form.
Von all der Kritik an dieser Entscheidung sollten sich Fans von „Der Name des Windes“ genauso wenig verunsichern lassen, wie von der Hinzuziehung eines weiteren Übersetzers. Beides hat dem ersten Band von „Die Furcht des Weisen“ nicht geschadet. Im Gegenteil: Die Übersetzung bietet dieselbe hohe Qualität wie der Vorgängerband.
Das Warten auf den zweiten Band der Kingkiller-Chronicles hat sich voll und ganz gelohnt. Von der ersten bis zur letzten Seite zieht Kvothes Erzählung den Leser in seinen Bann und nimmt ihn wieder mit auf eine Reise in die bekannte Welt. Auch dieses Mal setzt Rothfuss hierbei auf seine drei Erzählebenen Gegenwart, Vergangenheit und Erzählungen. Letztere bekommt jedoch nicht den gleichen Platz eingeräumt wie im Debütroman des Amerikaners. Es gibt deutlich weniger Geschichten innerhalb des Buches, die einen weiteren Einblick in die Mythologie oder Erzähltradition der unterschiedlichen Völker geben.
Dies wird jedoch dadurch ausgeglichen, dass Kvothe auf legalem Weg zurück in die Bibliothek findet, deren Zutritt ihm noch vor kurzem verwehrt wurde. Er kann nun nicht nur unbegrenzt seinen Wissenshorizont erweitern und sich dadurch gegen einen weiteren Mordversuch zur Wehr setzen, sondern auch über die Chandrian, die Mörder seiner Eltern, recherchieren.
Außerdem verschlägt es den jungen Helden nach Vintas an den Hof des Maers. Nach dem Leben innerhalb der Mauern der Universität und dem bunten Treiben in der Künstlerstadt Imre, entführt Rothfuss Kvothe in ein abergläubisches Land. Dort reagieren die Bewohner auf „Zauberer“ wie ihn anders die Einwohner Imres. Zudem ist seine Mission geheim und Kvothe muss sich zurückhalten, was seine Liebe zur Musik und der „Magie“ angeht. Er wird konfrontiert mit einer adligen Gesellschaft, die sehr viel Wert auf die Einhaltung der höfischen Etiquette legt. (K)Ein allzu leichtes Spiel für den begabten Schauspielersohn, der einst lernte, wie er sich dem Adel gegenüber zu verhalten hat. Doch immerhin hat das Leben dort auch schöne Seiten, trifft Kvothe doch seine große Liebe Denna unverhofft. Regelmäßigen Treffen steht nun nichts und niemand mehr im Wege. Leider nimmt diese Regelmäßigkeit der Beziehung ziemlich viel Spannung und nach einiger Zeit beginnt das romantische Tänzeln der beiden zu nerven.
Die Beziehung des jungen Paars ist nicht der einzige Negativpunkt des ersten Teils von „Die Furcht des Weisen“. Kvothe sucht immer noch nach Informationen zu den Chandrian, findet aber kaum Anhaltspunkte für weitere Recherchen. Viele Fäden aus „Der Name des Windes“ werden zwar weiter gesponnen, werfen aber immer nur neue Fragen auf, statt Antworten zu liefern. Dies könnte der Splittung geschult sein, aber vielleicht plant auch Rothfuss inzwischen weiter und über eine Trilogie hinaus. Bisher lässt er Kvothe seine Geschichte sehr langsam erzählen, sodass noch viel Platz für weitere Lebensjahre bleibt. Sollte der zweite Teil ein paar Antworten bereit halten, stünde der Bewertung „Klassiker“ nichts im Wege. So bleibt es vorerst bei einem „Reinschauen“ und einer kurzen Wartezeit auf „Die Furcht des Weisen 2“ - was nach dem Cliffhanger mehr als bloß erfreulich ist.
Fazit:
Das Warten hat sich gelohnt! Auch dieses Mal bietet Rothfuss Unterhaltung von höchster Qualität. Durch die Splittung endet der erste Band mit einem Paukenschlag und lässt Platz für viele Spekulationen. Im zweiten Band wird Kvothe hoffentlich ein paar Antworten auf die Fragen finden, die ihn umtreiben. Glücklicherweise wissen deutsche Leser schon ab Januar 2012, ob Kvothes Reise in den Eld angemessen belohnt wird.
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Patrick Rothfuss
Die Furcht des Weisen 1
The Wise Man's Fear
Übersetzer: Jochen Schwarzer, Wolfram Ströle, Hans-Ulrich Möhring
Erscheinungsjahr: 2011
Autor der Besprechung:
Sonja Stöhr
Verlag:
Klett-Cotta
Preis: € 24,95
ISBN: 978-3608938166
859 Seiten
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