Schattenbraut
Story:
Eine Bank wird überfallen und Geiseln werden genommen. Unter ihnen ist auch der Polizist Paul Cleary, der Verlobte der Forensikerin Theresa MacLean. Sie selbst mischt sich deshalb in die Verhandlungen ein, um das Leben ihres Geliebten zu retten. Doch schon recht bald bemerkt sie, dass gewisse Dinge nicht stimmen und dass die Geiselnehmer einen gefährlichen Plan haben.
Meinung:
Der Beruf des Forensikers ist nicht zuletzt dank Serien wie "Quincy", "Crossing Jordan" oder dem "CSI"-Franchise eng mit dem Krimi- und Thriller-Genre verbunden. Die Helden sind nicht die klischeehaften Donut-kauenden Cops, sondern die Leute, die anhand des Tatorts und einer Leiche den Tathergang bestimmen können. Zu dieser Reihe an illustren Persönlichkeiten gesellt sich nun auch Theresa MacLane.
Erfunden wurde diese Figur von Lisa Black. Und genauso wie ihre Protagonistin ist die Autorin ausgebildete Forensikerin. Sie hat ihren Job zehn Jahre lang in Cleveland ausgeübt, ehe sie mit ihrem Mann nach Florida zog. Dort ist sie jetzt als Fingerabdruck-Expertin tätig und hat inzwischen in über 50 Prozessen ausgesagt. "Schattenbraut" ist ihr Debüt unter ihrem richtigen Namen, dem in den USA bereits zwei weitere Bücher gefolgt sind.
Eigentlich könnte das Leben so schön sein. Theresa MacLean ist als Forensikerin tätig, steht kurz vor der Hochzeit mit dem Polizisten Paul Cleary und auch ihre Tochter scheint sich an den Gedanken eines neuen Vaters gewöhnt zu haben. Doch dann wird sie zu einem Tatort gerufen. Sie findet dort einen ermordeten Bankier vor. Und zufälligerweise wird dessen Bank genau an dem Tag, wo sein Körper gefunden wird, überfallen. Geiseln wurden genommen, darunter auch Paul.
Die Geiselnehmer besitzen gewisse Kenntnisse über das Gebäude und die Art und Weise, wie die Polizei mit solchen Kriminellen umgeht. Und so kann auch der Verhandlungsexperte Chris Cavanaugh wenig ausrichten. Es beginnt ein Katz- und Mausspiel, bei dem die Geiseln nur verlieren können. Und so sieht Theresa nur eine einzige Möglichkeit, um das Leben aller zu retten: Sie begibt sich selbst in die Hand der Räuber!
Lisa Black schreibt einen Roman, dessen Heldin zwar eine Forensikerin ist, die jedoch die Techniken ihres Berufes kaum einsetzt. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte ganz auf die Geschehnisse in der Bank und den Verhandlungen zwischen den Behörden und den Geiselnehmern. Dies dürfte sicherlich für jene enttäuschend sein, die sich einen Krimi im Format der eingangs erwähnten Serien erhofft haben. Doch wer sich davon nicht beirren lässt, erlebt eine durchaus spannende Geschichte.
Denn die Geiselnehmer sind der Polizei immer einen Schritt voraus. Sie scheinen ihre eigenen Ziele zu verfolgen, die nun nicht unbedingt diejenigen sind, die sie nach außen hin kommunizieren. Dabei wissen sie immer bestens Bescheid, wie man verhindern kann, dass die Scharfschützen beide Täter gleichzeitig erwischen. Sie sind also von vorneherein im Vorteil.
Was die Autorin allerdings vergisst, ist ihre Protagonisten ausreichend zu charakterisieren. Nahezu alle Personen, denen man im Buch begegnet, erhalten ein, zwei Merkmale, mit denen man sie auseinander halten kann. Doch reicht dies bei weitem nicht aus, damit der Leser mit ihnen fühlt. Das Schicksal von Paul beispielsweise lässt einen bemerkenswert kalt, was auch daran liegt, dass man nie etwas über die Geschichte dieses Charakters erfahren hat. Man erfährt nur, dass er ein Cop ist und mit Theresa verlobt ist. Wie es dazu gekommen ist, wie sie sich kennengelernt haben oder was er in der Bank sucht, bleibt ungeklärt.
Auch ist es irritierend, dass die Polizisten automatisch davon ausgehen, dass die Geiselnehmer dumm sind. Dabei gibt es mehr als genügend Hinweise, die auf das exakte Gegenteil hindeuten. Ein Umdenken setzt erst später im Buch ein, als es schon zu spät ist. Bis dahin hat sich nämlich der Eindruck der Inkompetenz der Vertreter von Recht und Ordnung gefestigt.
Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Spannung. Man kann der Geschichte nicht abstreiten, dass sie es versteht, den Leser bei Laune zu halten. Doch größtenteils ärgert man sich eher über die Mängel bei den Charakteren als sich über die nächste Wendung in der Handlung zu freuen.
Und so ist "Schattenbraut" ein Roman, der perfekt "Für Zwischendurch" geeignet ist.
Fazit:
Lisa Blacks Debüt-Roman "Schattenbraut" handelt von einer Geiselnahme in einer Bank. Und die Autorin versteht sich darauf, ihre Geiselnehmer als intelligent und gerissen darzustellen. Doch darüber hinaus überzeugt das Buch leider überhaupt nicht. Die Figuren werden nur grob charakterisiert und die Polizei agiert äußerst stupide. Man ärgert sich mehr über die Mängel, anstatt den nächsten Plot-Twist zu genießen.
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