Sonea: Die Heilerin
Story:
Lorkin wurde von einer Rebellengruppe
namens „Die Verräterinnen“ entführt. Obwohl er nun freiwillig
bei ihnen lebt und hofft, neues Wissen zu erlernen, ist er noch immer
nicht außer Lebensgefahr. Zudem hat er sich in die Verräterin
Tyvara verliebt, was sein Gefühlsleben ziemlich durcheinander
wirbelt.
Sonea muss indes einen mächtigen Dieb
jagen, der von seiner inzwischen gefangen genommenen Mutter in der
Ausübung von Magie unterrichtet wurde. Mit Hilfe von Cery versucht
sie, ihm eine Falle nach der anderen zu stellen. Dann geschieht
jedoch etwas Undenkbares: zwei junge Novizinnen erlernen aus einem
Buch Schwarze Magie. Nachdem ein Mord geschieht, möchte eines der
Mädchen, Lilia, ihre verschwundene Freundin Naki retten. Hierfür
verbündet sie sich mit Lorandra, der eingesperrten wilden Magierin,
und flieht mit ihr aus dem Gefängnis.
Meinung:
Nachdem in „Sonea: Die Heilerin“
die einzelnen Handlungsstränge für die Nachfolgetrilogie zu „Die
Gilde der Schwarzen Magier“ gelegt wurden, werden diese nun weiter
gesponnen. Langsam lässt sich das Ausmaß erkennen, welches jede falsche
Aktion nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für die
involvierten Städte und Länder hätte.
Zu all dem kommt nun die Geschichte
zweier Novizinnen hinzu, die eine der wichtigsten Regeln der Gilde
brechen: Sie erlernen Schwarze Magie und missbrauchen die neue Kraft
zum Töten. Somit müssen sich Sonea und ihre Vertrauten auf eine
gänzlich neue Situation einstellen, die ihr weiteres Handeln
bestimmt. Mit vier zu jagenden Verbrechern, die des Mordes
verdächtigt werden, hat die Gilde eine enorme Aufgabe vor sich.
Durch diese neue Storyline erstreckt
sich nun endlich ein groß angelegter Spannungsbogen über das Buch,
der in „Die Hüterin“ noch vermisst wurde. Ein weiterer Bogen
entsteht in Lorkins Geschichte. Sein Leben bei den Verräterinnen –
deren Gesellschaft er nach einigen Monaten Aufenthalt nicht mehr so
gerecht findet wie zu Anfang – ist immer noch gefährlich.
Doch die ersten hundert Seiten werden
genauso langatmig erzählt wie der gesamte Vorgängerband. Da tut es
gut, dass mit dem Auftauchen von Personen aus der Vergangenheit der
einzelnen Protagonisten die Situation zusätzlich verschärft wird –
wenn auch zunächst auf einer rein emotionalen Ebene. So trifft Sonea
auf Lord Rothens Sohn, Lord Dorrien, der immer noch leicht verliebt
in sie ist, und Botschafter Dannyl muss sich mit den Botschafter von
Elyne arrangieren, der zugleich sein ehemaliger Geliebter ist.
Die Freundschaft zwischen den beiden
Novizinnen Lilia und Naki geht weit über eine platonische Ebene
hinaus. Früh lässt sich erkennen, dass die ältere Naki ihre ganz
eigenen Pläne verfolgt und es ihr nicht primär darum geht, eine
Partnerin zu haben. Auch Lorkins Gefühlswelt bestimmt häufig das
Geschehen, wodurch in „Die Heilerin“ schon fast eine Überdosis
an Liebeswirrungen und -irrungen vorhanden ist.
Dennoch verfolgt auch diese Erzählebene
einen für die Handlung wichtigen Zweck. So könnten die feinen
Friedensbande zwischen den einst verfeindeten Ländern Sachaka und
Kyralia an zu viel Zuneigung zwischen Botschafter und Einheimischen
genauso leicht zerbrechen wie an Lorkins Liebe zu Tyvara und seinem
Plan, ein Bündnis zwischen den befreundeten Ländern und den
Verräterinnen herzustellen.
Leider bleiben auch dieses Mal die
Protagonisten in ihren Stereotypen verhaftet und entwickeln sich kaum
weiter. Ihre Aktionen bleiben über weite Strecken immer noch recht
vorhersehbar und geben ihrem Charakter kaum Tiefe. Selten brechen
sie aus dem aus, was zu erwarten ist. Einzig Cerys Tochter Anyi
zeigt, dass hinter ihrer jugendlichen Fassade mehr steckt, als es den
Anschein erweckt. Außerdem fällt auf, dass sich Canavan wenig Mühe
gegeben hat, die Gedankenwelt der einzelnen Personen stärker
voneinander zu unterscheiden. Die meisten Charaktere urteilen mit derselben Ratio, ganz egal, ob es sich hierbei um junge Erwachsene oder
alte Veteranen handelt.
Alles in allem liefert Canavan im
zweiten Band ihrer Trilogie genug Stoff, um auf ein Finale
zuzusteuern, das Soneas Welt auf den Kopf zu stellen droht. Zumal
sich immer mehr herauskristallisiert, dass es in Reihen derer, denen
sie und Cery vertrauen, einen Verräter gibt, der nicht nur die
Hauptcharaktere in ein tiefes Unglück zu stürzen droht. Trotz
vieler vorhersehbarer Ereignisse in „Die Heilerin“ bleibt das
Ende bisher offen.
Fazit:
„Sonea: Die Heilerin“ ist
spannungsreicher als der Vorgänger. Die Geschichte um Sonea, ihren
Sohn, Imardin und die Gilde wird weitererzählt und steuert auf einen
Showdown zu, der für 2012 geplant ist. Schade, dass sich die
Charaktere nur langsam weiterentwickeln und immer noch stark an
Stereotypen angelehnt sind. Unterm Strich kann der Band aber
genauso wenig überzeugen wie sein Vorgänger. Es bleibt abzuwarten,
ob das Finale der Trilogie die Reihe positiv abrunden kann.
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