Die Kämpferin
Story:
Amenkor hat die Invasion der Chorl überstanden, wenn auch zu einem hohen Preis. Denn der Geisterthron, Zeichen der Macht der Regentin ist zerbrochen. Noch schlimmer ist, dass das fremde Volk nicht gänzlich geschlagen ist, sondern sich wieder sammelt. Dieses Mal haben sie es auf Venitte abgesehen. Die Stadt soll den Steinthron beherbergen, das Gegenstück zum Geisterthron. Und so macht sich die Herrscherin Varis mit einigen ihrer Männer auf, um die Partnerstadt rechtzeitig zu warnen. Doch will man dort überhaupt auf sie hören?
Meinung:
"Die Kämpferin" bildet Höhe- und Abschlusspunkt der Geisterthron-Trilogie. Ein letztes Mal kann man die Geschicke von Varis miterleben. Doch ist dies nicht das letzte Abenteuer auf der Welt Friga, wo die Abenteuer stattfinden. Mit "Well of Sorrows" ist bereits ein neuer Roman erschienen, der dieses Mal einen anderen Handlungsort auf diesem Planeten hat. Veröffentlicht wurde dieser unter dem Pseudonym Benjamin Tate und es ist noch ungewiss, ob es eine deutsche Übersetzung des Romans geben wird.
Die Regentin Varis hat es weit gebracht. Ursprünglich ein Mädchen aus dem Siel, den Elendsvierteln der Stadt Amenkor, wurde sie eher unfreiwillig zur neuen Herrscherin über den Geisterthron. Dieser ist ein mächtiges Objekt und konnte nur von wenigen kontrolliert werden. Gleichzeitig war er aber auch ein geradezu magnetischer Anziehungspunkt für die Chorl, einer fremden Rasse, von denen einige Mitglieder über eine geradezu destruktive Magie verfügten. Nur indem Varis den Geisterthron zerbersten ließ, konnte die Invasion abgewehrt werden.
Wenn ihre Maßnahmen ein Gutes hatten, dann dass ihre Herrschaft und ihr Ansehen in der Stadt nur noch mehr gefestigt wurden. Doch Varis ist auch klar, dass die Bedrohung durch die Chorl nicht endgültig beseitigt ist. Noch existiert dieses Volk in großer Anzahl. Und die Regentin hat auch schon eine Ahnung, was ihr nächstes Ziel sein könnte: Die Stadt Venitte, wo sich der Steinthron befinden soll, das Gegenstück zum Geisterthron. Allerdings ist kaum etwas über diesen bekannt. Er soll verschollen sein. Dennoch macht sich die Herrscherin über Amenkor auf, die Partnerstadt persönlich aufzusuchen und zu warnen. Doch kaum angekommen muss sie feststellen, dass die Verhältnisse dort vollkommen anders sind als bei ihr daheim. Denn die Stadt wird von einem zerstrittenen Rat beherrscht, in dem jedes Mitglied ein eigenes Süppchen zu kochen scheint und Intrigen an der Tagesordnung sind. Wie soll sie sich da durchsetzen?
Von Anfang an macht Joshua Palmatier klar, wie sehr der Geisterthron Varis bei ihren Aktivitäten geholfen hat. Vieles, was früher selbstverständlich für sie war, wie das Umherschweifen lassen ihres Geistes durch die Stadt, ist ihr so nicht mehr möglich beziehungsweise nur mit Hilfe anderer Begabter. Doch gleichzeitig lässt er seine Protagonistin nicht allzu viel über den Verlust trauern, was sehr gut ist. Denn so macht er deutlich, dass seine Heldin sich durchaus ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst ist.
Und dazu gehört auch die Sorge um ihre Stadt. Denn sie weiß aus eigener Erfahrung, dass die Chorl nicht geschlagen sind, und es diesem fremden Volk auch nicht möglich ist, sich in ihre ursprüngliche Heimat zurückzuziehen. Denn diese ist inzwischen zerstört. Und dank der Gefangenen Chorl Ottul erlangt man einen kleinen Einblick in die Psyche dieser Fremden. So etwas wie Sympathie baut sich für sie auf, wohlwissend, dass es immer noch die Gegenspieler sind.
Mit der Stadt Venitte hat der Autor ein deutliches Gegenstück zu Amenkor erschaffen. Man sieht deutlich, wie diese beiden Orte das jeweilige Spiegelbild zueinander sind. Dort der Geisterthron, beherrschbar nur durch Frauen, die in hohen Ehren gehalten werden. Dort der Steinthron, dessen Existenz geheim ist und den nur ein Mann beherrschen kann. Und diese Begabten wird mit Misstrauen begegnet. Und so gewinnt jede dieser Städte ihren eigenen Charakter.
Palmatier führt mit diesem Roman das Verhältnis zwischen Varis und William weiter. Es ist deutlich, dass beide etwas füreinander empfinden, doch am Ende verläuft dieser Plot im Sande. Er wird auch eigentlich nicht richtig weiterentwickelt, denn viel zu sehr konzentriert sich der Autor auf die Verhältnisse in Venitte. Und so fehlt hier ein persönlicher Schlussstrich für die Heldin, deren persönliche Entwicklung damit nicht richtig abgeschlossen wird.
Schade ist auch, dass die große Frage nicht geklärt wird. Denn noch immer ist unklar, woher das weiße Feuer genau kam. Eine ungefähre Position konnte herausgefunden werden, doch die genaue Ursache bleibt weiterhin unklar. Schade eigentlich.
Fazit:
Mit "Die Kämpferin" führt Joshua Palmatier seine "Geisterthron"-Trilogie zum Abschluss. Dabei entwickelt der Autor seine Heldin wesentlich weiter, indem er klar macht, dass sie sich ihrer eigenen Kräfte und Fähigkeiten im Klaren ist und damit nicht von ihrem Geisterthron abhängig war. Ebenso werden auch die Chorl dem Leser näher gebracht. Und mit der Stadt Venitte ist ihm sogar das perfekte Gegenstück zu Amenkor gelungen. Doch dem gegenüber steht, dass er die persönliche Entwicklung von Varis zu keinem richtigen Abschluss bringt. Viel zu sehr konzentriert er sich auf die Haupthandlung, der Abwehr der Invasion Venittes. Und auch, dass ungeklärt bleibt, woher das weiße Feuer genau kommt, ist etwas enttäuschend. Trotzdem ist der finale Teil der Trilogie durchaus lesenswert.
|