Dreifach
Story:
Nat Dickstein ist ein altgedienter Agent des Mossad und eigentlich würde er gerne in Ruhe sein Leben führen. Doch im nahen Ägypten tut sich Beunruhigendes. In einem Reaktor in der Wüste soll bald waffenfähiges Uran hergestellt werden. Pierre Borg, der Leiter des Mossad beauftragt ihn Uran zu stehlen, damit Israel früher über die Bombe verfügen kann. Dickstein stößt bei seinen Nachforschungen nicht nur auf alte Freunde, sondern auch auf alte Feinde und verliebt sich vollkommen unerwartet in die Tochter seiner alten Liebe aus dem zweiten Weltkrieg. Die Russen bekommen Wind von der bevorstehenden Operation und als sich auch noch die Palästinenser einmischen, wird das Ganze lebensgefährlich...
Meinung:
Die vorliegende Version des Buches, ist eine eBook-Version für das iPhone, erworben im iBook-Store. Insgesamt muss man 1.504 Mal über den Bildschirm wischen, um das Buch zu lesen. 464 Seiten sind es im Taschenbuchformat. Somit passt ungefähr eine Drittel Seite auf den Bildschirm. Das Ganze ist gut zu lesen, auch auf dem iPhone 3GS, das ja im Vergleich mit dem iPhone 4 noch einen schlechteren Bildschirm hat. Und es hat etwas für sich, dass man nebenher immer mal wieder ein paar Seiten lesen kann und doch das Buch nicht in seiner ursprünglichen Form dabei haben muss.
Ken Folletts Roman stammt aus dem Jahr 1979 und beruht auf einer wahren Begebenheit, die das Time Magazin im Jahr 1977 veröffentlichte. Was nach deren Recherchen in Wirklichkeit wohl eine, wenn auch geheime, aber dafür doch von mehreren Staaten gemeinsam mit Israel geplante Operation war, wird bei Follett ein Bondsches Abenteuer, das sich vor allem um seinen Helden Nat Dickstein dreht. Der ist anfangs gar nicht so heldenhaft sondern hat harte Schicksalsschläge hinter sich. Erst nachdem er die Liebe seines Lebens gefunden hat, wächst er scheinbar über sich heraus.
Zu Beginn des Romans lässt es der Autor durchaus noch realistisch zugehen. Die Intrigen und die Arbeit der Geheimdienste werden glaubhaft dargestellt und minutiös erzählt. Das macht Spaß zu lesen, auch wenn es lange dauert, bis es die ersten Höhepunkte der Geschichte gibt. Doch im letzten Drittel des Romans gibt der Autor zu viel Gas. Was zunächst noch mit viel Details erzählt wird, erscheint nun hektisch runter geschrieben. Hinzu kommt noch, dass Dickstein am Ende als überragender und unverwundbarer Held auftritt, dem alles gelingt. Das ist insbesondere in der Situation, in der er steckt, wenig glaubhaft. Und so endet der Roman letztendlich unbefriedigend, wenn auch mit einem Bondschen Happy End, über das Ian Fleming sicher stolz gewesen wäre. Aber für Follett passt es nicht besonders gut.
Die Wahrheit war zwar vermutlich durchaus spektakulär, aber hätte sicher nicht als Roman herhalten können. Zumal dann die fast schon obligatorische Liebesgeschichte gefehlt hätte. Was man Follett aber zu Gute halten muss: Er hat die Gegner von Dickstein nicht zu sehr entmenschlicht. Der russische Agent Rostow ist in gewisser Weise sogar sympathisch. Er versucht irgendwie im russischen System nach oben zu kommen und muss dafür einen großen Erfolg vorweisen. Wem kann man das verdenken? Das ist umso mehr bemerkenswert, als dass 1979 das Feindbild noch klar definiert war.
Insgesamt ist der Roman immer noch lesenswert und unterhaltsam. Das richtige Ende, insbesondere für Nat Dickstein, hätte hier aber sicher noch einiges dazu beitragen können, den Roman richtig hoch zu loben.
Fazit:
Ken Follett schreibt routiniert und unterhaltsam. Nur zum Ende hin verhaspelt er sich im Tempo und es kommt ein Ende heraus, das Bond gut zu Gesicht gestanden hätte, aber die Glaubwürdigkeit des Romans aufs Spiel setzt.
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