Die Letzte Wahrheit - Die Bücher der Wahrheit 04
Story:
Aufgrund eines Traumes brechen Alissa, Connen-Neute, Strell und Lodesh auf, die verschollen geglaubten Meister zu suchen. Es gelingt ihnen, diese zu finden, doch ist die Entdeckung getrübt. Denn die Meisterin Keribdis hat ihre ganz eigenen Pläne mit den Neuankömmlingen, mit denen diese nicht unbedingt einverstanden sind.
Meinung:
Dawn Cook schließt mit "Die verlorene Wahrheit" ihre Buchreihe "Die Bücher der Wahrheit" ab. Und genauso wie in den letzten Romanen steht dabei die junge Frau Alissa im Mittelpunkt der Handlung. Sie ist, wie üblich, die treibende Kraft hinter den Aktionen der einzelnen Protagonisten.
Seit drei Jahren träumt Alissa tagsüber von einer gleichaltrigen Frau mit dem Namen Silla, die genauso wie sie eine Meisterin zu sein scheint. Schnell stellt sich heraus, dass sie ein Kind jener Rakus ist, so der Name der Rasse der Herren der Feste, die vor bald 20 Jahren durch die Intrigen des Bewahrers Bailic vertrieben wurden. Sie wurden für tot gehalten, doch in Wahrheit leben sie abgeschieden auf tropischen Inseln. Gemeinsam mit Strell, Connen-Neute und Lodesh macht sich Alissa auf, sie aufzusuchen, und zur Rückkehr zu bewegen. Doch der Weg dorthin ist alles andere als einfach und auch das Willkommen an ihrem Ziel fällt nicht so aus, wie sie es gehofft hatten. Denn Keribdis, Meisterin und Ehefrau von Talo-Toecan, will die Neuankömmlinge nur für ihre eigenen Zwecke benutzen, ohne Rücksicht auf deren Gefühle.
Was die ersten beiden Romane der Reihe ausmachte, war die Tatsache, dass es Dawn Cook gelang, mit wenigen Protagonisten eine äußerst dichte Story zu kreieren. Band Drei, "Die Verlorene Wahrheit" war bereits etwas schwächer, da die Autorin sich zu sehr auf die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Alissa und Lodesh konzentrierte. Der Schlussstrich, den sie mit "Die letzte Wahrheit" zieht, ist nochmal etwas enttäuschender.
Die Ursache liegt vor allem in der Rolle der Keribdis. Man wusste bereits schon aus den vorherigen Büchern, dass sie eine eigensinnige und dickköpfige Person war. Nur, dass man diese Charakter-Eigenschaften bereits von Alissa her kannte, die trotzdem dem Leser sympathisch war. Doch bei der alten Meisterin ist dem nicht der Fall. Denn genauso wie bei Bailic, dem Antagonisten der ersten zwei Teile, wird sie von Dawn Cook als äußerst zweidimensional geschrieben.
Ihre Persönlichkeit, ihr ganzes Denken und Handeln dreht sich nur um sie selbst. Sie will über allen stehen, und wird sie mal übertrumpft, wie Alissa es ziemlich oft unfreiwillig schafft, ist die Rache furchtbar! Und diese Ich-Bezogenheit geht dem Leser bereits schon nach den ersten paar Seiten ziemlich auf die Nerven. Denn außer diesen Eigenschaften gibt es nichts anderes was sie definiert. Sie ist ein typischer Durchschnitts-Gegenspieler, ohne irgendwelche neuen Ideen, die sie hervorheben. Dass ihre Mit-Meister ihr Agieren als solches erkennen, jedoch nichts dagegen tun, wirft dabei kein gutes Licht auf diese Personen.
Aber auch bei Alissa muss man meckern. Die Tatsache, dass sie bereits seit drei Jahren von einem jüngeren Meister träumt, wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Und doch ist es symptomatisch für sie, schafft sie doch immer wieder das Unmögliche. Was anfänglich vielleicht noch eine interessante Seite an der Figur wird, wiederholt sich dann jedoch äußerst schnell und wird dadurch unglaubwürdig. Fast könnte man meinen dass sie eine "Mary Sue" ist, also eine Person, die übermäßig idealisiert wird.
Doch Gottseidank gelingt es Dawn Cook dieses Manko etwas auszugleichen. Denn noch immer schafft sie es, ihre Figuren sehr gut zu charakterisieren. So ist das Sammelsurium aus Reisenden schon recht bald eine Gemeinschaft, die dem Leser ans Herz wächst. Denn jeder von ihnen hat seine eigene Persönlichkeit, die ihn so einzigartig macht.
Bei Connen-Neute ist es die Neugierde, nach seiner langen Abwesenheit wieder Artgenossen zu treffen. Dass er sich dabei dann Hals über Kopf in Silla verliebt, passt einfach zu der Figur, die trotz ihres Status als Meister immer noch verhältnismäßig jung ist.
Und das Wettwerben von Strell und Lodesh um Alissa gefällt. Besonders Ersterer, der durch seinen Status als normaler Mensch, und damit als jemand dessen Lebensspanne nicht annähernd so lang ist wie die der Angebeteten, sticht dabei hervor. Denn trotz aller Rückschläge, steht er zu ihr, und drückt seine Liebe offen und ehrlich aus.
Fazit:
"Die verlorene Wahrheit" ist ein enttäuschender Abschluss der "Bücher der Wahrheit"-Reihe. Dawn Cook verfällt leider in die Angewohnheit, einen Antagonisten zu schreiben, der in jederlei Hinsicht unsympathisch ist. Und Keribdis, so der Name des Gegenspielers, schafft es bereits nach kurzer Zeit, dem Leser auf die Nerven zu gehen. Da helfen auch nicht wirklich die wie üblich guten Charakterisierungen der Protagonisten weiter. Sieht man mal von der nervigen Angewohnheit Alissas ab, das Unmögliche zu vollbringen, werden alle sehr gut dargestellt.
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