Hörbuch: Süßstoff
Story:
Donnerstags kommt er einem "quer", nämlich im Bayerischen Fernsehen. Und am Wochenende verabreicht der Kabarettist und Moderator Christoph Süß im Radio auf BR2 eine kleine Portion "Süßstoff". Die besten satirischen Einwürfe hat der Kunstmann Verlag auf einer CD zusammengefasst.
In zwanzig kurzen Kommentaren von drei oder vier Minuten befasst Süß sich mit Finanzkrise und Rettungspaketen, mit Gesundheitskosten und Kernkraftdebatte, mit Elektro-Autos, isländischen Vulkanen oder der Staatsverschuldung. Gelegentlich geht er dabei vom Text zum Lied über, behält aber auch dabei immer die Satire im Blick.
Meinung:
Man könnte ihn überhören, wenn man nicht aufpasst. Christoph Süß setzt in seinem "Süßstoff" nicht auf den lauten Krawall, um seine Meinung unters Volk zu bringen; er bedient sich eher des scharfen Floretts anstelle des schweren Säbels. Das macht seine Stöße aber nur umso treffsicherer.
Süß entlarvt Politiker, Lobbyisten und andere Hohlredner mit einem ganz einfachen Mittel: Er hört ihnen zu. Er lässt die Worthülsen nicht einfach über sich hinwegrauschen, sondern schaut hinter die Fassade und denkt die Gedanken zu Ende. Beispielsweise schließt er aus den Problemen eines Parlamentariers, das Wort "Finanztransaktionssteuer" über die Lippen zu bringen, dass es "eh wurscht" sei, wie das Ding genau heiße. Oder er beobachtet, wie die gewählten Vertreter diverser Parteien nach einem heftigen Rüffel des Bundesverfassungsgerichts den von Karlsruhe angemahnten Handlungsbedarf ebenfalls schon immer gesehen haben – und sich durch die Richter natürlich genau in ihren Positionen bestätigt sehen. Im Skandal um gekaufte Doktortitel schlägt er vor, den dazu gehörigen Hut ab einem bestimmten Jahresverdienst automatisch zu verleihen. Denn halten wir nicht mittlerweile das ",Dr." vor dem Namen weniger für ein Anzeichen für viel Geist, sondern eher für viel Geld?
Dabei schießt der Kabarettist sich nicht nur auf die "üblichen Verdächtigen" wie die jeweilige Regierung (ziemlich genau in der Mitte der CD fand die letzte Bundestagswahl statt) oder Industriebosse ein, auch zum Beispiel das Elektroauto bekommt sein Fett weg. Denn auch wenn ein dessen Motor viel effizienter ist als ein Kraftstoff getriebener, der Strom muss immer noch irgendwo her kommen...
Mit einer Spielzeit von knappen 70 Minuten ist diese "Süßstoff"-Kompilation relativ kurz, aber der ebenfalls niedrige Preis von unter 15 Euro ist dafür mehr als angemessen. Und wenn man mehr von Christoph Süß hören möchte, kann man das ja im Fernsehen oder im Radio tun. Die CD macht auf jeden Fall Lust darauf.
Fazit:
Punktgenau und entlarvend kommentiert Christoph Süß jede Woche auf BR2 Politik und Politiker. Einige der besten Episoden seines "Süßstoff" sind auf dieser CD zusammengestellt.
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