Stadt der Finsternis 02: Die dunkle Flut
Story:
Alle sieben Jahre wird die Stadt Atlanta von einer magischen Flut heimgesucht, die das Gleichgewicht der Mächte ins Wanken bringt. Als die Söldnerin Kate Daniels auf das Mächen Julie stößt, dessen Mutter mit ihrem gesamten Hexenzirkel vom Grund der Honeycomb-Schlucht verschwunden ist, wird ihr klar, das diesesmal weitaus mehr auf dem Spiel steht. Denn ein bodenloses Loch in der Erde kündet davon, dass eine finstre Gottheit beschworen wurde. Atlanta droht der Sturz ins Verderben…
Meinung:
Kate Daniels erhält vom Rudel den Auftrag, einen Dieb zu fassen, der ihnen wichtige Landkarten geklaut hat. Als sie sich an dessen Fährte heftet, führt sie diese in die Honeycomb-Schlucht, wo sie auf ein Mädchen stößt, dessen Mutter Mitglied in einem Hexenzirkel ist. Und dieser ist urplötzlich verschwunden. Gleichzeitig ist eine mysteriöse Macht hinter dem Kind her, weshalb die Titelheldin sie in ihre Obhut nimmt. Und als ob dies nicht schon aufregend genug ist, droht Atlanta eine magische Flut, bei der alles passieren kann.
Hinter dem Namen Ilona Andrews steckt das Ehepaar Ilona und Andrew Gordon. Mit "Die Dunkle Flut" liefern sie die Fortsetzung ihres Erstlingswerkes ab. Und genau wie beim Vorgänger überzeugt auch dieser Roman.
Bereits im letzten Band überzeugt das Szenario, in dem die Geschichte stattfand. Der ständige Wettstreit zwischen Magie und Technik war etwas, was in dieser Form zuvor nicht existierte. Und die Autorin entwickelt das Konzept sogar weiter fort, in dem sie die titelgebende Flut einführt. Eigentlich eine logische Konsequenz, wenn man sich dieses ständigen Kommen und Gehens der beiden Elemente vergegenwärtigt. Und auf jeden Fall sind die Auswirkungen von diesem Höhepunkt hochinteressant, vor allem was die mystischen Kreaturen angeht. Stellenweise wird dies sogar recht witzig dargestellt.
Doch für die Rudel-Mitglieder ist diese Zeit ganz und gar nicht komisch. Sie müssen nämlich unterdessen umso stärker auf ihre Selbstkontrolle achten. Ihre animalische Seite droht sie sonst zu übernehmen. Besonders bei Curran, dem Anführer aller Werwesen in Atlanta, macht sich dies bemerkbar. Er ist reizbarer als sonst und gerät schon bei kleinen Dingen in eine äußerst aggressive Stimmung.
Was häufig dann passiert, wenn er es mit Kate Daniels zu tun hat. Es ist, wie man es bereits aus "Die Nacht der Magie" her kennt. Zwischen beiden knistert es gehörig, und man fragt sich ständig, ob und wann sie sich endlich kriegen. Aber genauso oft, wie beide es schaffen, friedlich miteinander im Raum zu sitzen, passiert es ebenso schnell, dass sie sie sich gegenseitig auf die Palme bringen. Sie sind wie Hund und Katze.
Nun kommt allerdings noch eine dritte Person mit ins Spiel. Der mythische, irische Krieger Bran, der hinter dem Diebstahl der Karten steckt, zeigt sich an Kate deutlich interessiert. Das dies nicht auf Gegenseitigkeit beruht, ist ihm dabei relativ egal, was für so manche humorige Situation sorgt. Davon abgesehen ist er ein interessanter Charakter, der schon seit Jahrhunderten lebt und dementsprechend eingebildet ist.
Bran ist auch das Anzeichen dafür, das die Autorin sich noch deutlicher auf Mythologie bezieht. Genauer gesagt wird sich hier explizit auf irische Sagen bezogen. Neben dem bereits bekannten Krieger Bran, spielen auch die Göttin Morrigan und ein gewisser Kessel, der Tote zum Leben erwecken kann, eine wichtige Rolle. Natürlich wurde sich hierbei nicht 1:1 an die Vorlage gehalten, aber das Ergebnis dieser freien Adaption ist äußerst stimmig.
Natürlich ist Kate die Hauptperson des Romans. Schließlich erzählt sie die Ereignisse, oder besser gesagt, sie kommentiert sie. Ihr typischer, bissiger Humor, ihr Sarkasmus reichern die Handlung ungemein an. Gleichzeitig erlebt man als Leser aber auch vollkommen andere Seiten an ihr. So ist sie wie eine strenge aber auch gütige Mutter zu Julie und kümmert sich rührend um sie. Ebenso erhält man einen tieferen Einblick in ihre Vergangenheit, der so manches Verhalten, was die Söldnerin an den Tag legt, erklärt.
Ärgerlich ist, dass Ilona Andrews es wieder nicht geschafft hat, den Kriminalfall dieses Buches zu einem vernünftigen Ende zu bringen. Im Vergleich zum Vorgängerband verschwindet der Plot um die verschwundene Mutter sogar gänzlich, verdrängt durch die magische Flut mit all ihren Konsequenzen. Dies hätte nicht sein müssen.
Fazit:
Mit "Die Dunkle Flut" führt Ilona Andrews die "Stadt der Finsternis"-Serie weiter fort. Und der Roman braucht den Vergleich zum Vorgänger-Buch nicht zu scheuen. Die Autorin führt das Konzept des Konfliktes zwischen Technologie und Flut gekonnt weiter, und liefert mit dem magischen Flair ein Element, das interessante Auswirkungen auf den Cast des Buches hat. So müssen die Werwesen sich noch stärker unter Kontrolle halten, als sie es ohnehin schon tun. Außerdem wird auch die Beziehung zwischen Curran und Kate Daniels weiterentwickelt, wobei in diesem Fall eine dritte Person mit ins Spiel kommt. Dessen Name, Bran, zeigt außerdem den merklichen Einfluß irischer Mythologie. Schade ist, dass der auslösende Kriminalfall nicht ordentlich zu Ende gebracht wird.
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