Die Schattenkämpferin - Das Erbe der Drachen
Story:
Der Tyrann, der die Aufgetauchte Welt bedroht hat, ist seit langer Zeit tot und seine Bezwinger weitergezogen. Die Gilde der Assassinen will ihn wieder zum Leben erwecken und nur die furchtlose Dubhe kann sie stoppen.
Meinung:
Die Italienerin Licia Troisi schaffte 2004 mit ihrem ersten
Roman Die Drachenkämpferin international den Durchbruch als Fantasy-Autorin.
Innerhalb von drei Büchern erzählte sie, wie das Mädchen Nihal den Tyrannen
stürzte, der die aufgetauchte Welt zu unterjochen drohte. Mit „Die
Schattenkämpferin“ startete sie 2006 eine neue Reihe an Geschichten, die in
derselben Realität spielen wie ihr Erstlingswerk. In Italien ist diese
Trilogie bereits abgeschlossen und die Autorin hat inzwischen eine neue
gestartet, dieses Mal unter dem Titel „Die Feuerkämpferin“.
Es sind einige Jahre vergangen, seit die Halbelfe Nihal und
der Magier Sennar die Aufgetauchte Welt vom Tyrannen befreit haben. Im nun
vergangenen Zeitraum haben sich die beiden zurückgezogen und das Land hat sich
weiterentwickelt. Allerdings nicht unbedingt zum Guten. Denn ein neuer
Herrscher hat sich geschickt nach und nach nahezu alle Länder angeeignet. Und
im Hintergrund zieht die Gilde der Assassinen die Fäden. Sie verehren den
Tyrannen und hegen blutige Rituale. In diesen Zeiten wächst das Mädchen
Dubhe auf. Zuerst führt sie eine glückliche Kindheit, bis sie bei einer
Rangelei aus Versehen ein anderes Kind tötet. Daraufhin wird sie aus dem Dorf
verbannt und durchstreift die Welt. Erst als sie auf ihren Meister trifft,
scheint sich das Schicksal für sie zu wenden. Dieser, ein einstiges Mitglied
der Sekte, nimmt sich ihrer an und lehrt sie was es heißt, ein Attentäter zu
sein. Doch Dubhe will nie mehr töten und so verlegen beide sich darauf, als
Diebe zu arbeiten.
Jahre später ist sie alleine unterwegs und wird überraschend
mit einem Fluch belegt, der sie zwingt immer wieder unvorhersehbar sehr blutige
Morde zu begehen. Ihr bleibt nur eine einzige Möglichkeit, dieses Problem zu
lösen. Sie schließt sich den Attentätern an, genau, wie diese es geplant haben.
Beim Lesen merkt man, dass die Ereignisse des Romans in
einer Welt passieren, über die die Autorin bereits schon einmal geschrieben hat.
Immer wieder spielt sie auf Ereignisse an, die wohl in einem der drei
vorherigen Bände passiert sind. Neuleser haben da gewisse Schwierigkeiten, diese
Anspielungen nachzuvollziehen. Zwar sind sie für das Verständnis von „Die
Schattenkämpferin – Das Erbe der Drachen“ nicht unbedingt notwendig. Aber es
ist dennoch etwas schade, dass es Frau Troisi nicht gänzlich gelingt, das Buch
offen für alle zu halten.
Die Geschichte der Heldin Dubhe ist einer der Haupt-Anreizpunkte
des Romans. Es ist sehr interessant, wie sie sich von einem kleinen,
verängstigten Mädchen hin zu der Person entwickelt, die man in der
Handlungsgegenwart begleitet. Diese Wandlung erzählt Frau Troisi durch
Rückblenden, die sie in regelmäßigen Abständen ins Buch einstreut. Diese
Passagen, die in der Vergangenheit stattfinden, sind daher auch eines der
Argumente, um weiterzulesen. Etwas, was mit der Haupthandlung nicht wirklich
möglich ist.
Dies liegt vor allem daran, das Dubhe dem Leser zu lange als
schwach und hilflos präsentiert wird. In regelmäßigen Abständen bricht sie in
Tränen aus, weil sie von einer vorangegangenen Situation erschrocken und
eingeschüchtert wurde. Sie verkommt so zum Spielball der Gilde, die es perfekt
verstehen, sie zu manipulieren. Zwar versucht das Mädchen dagegen anzukommen,
doch bis ihre Rebellionsversuche endlich fruchten, vergeht zu viel Zeit.
Doch heißt dies nicht, dass die Handlungsgegenwart daher
uninteressant ist. Dies wird durch die Gilde der Assassinen verhindert.
Angeführt von Yeshol, einem einstigen, glühenden Anhänger des gestürzten
Tyrannen, existiert abseits der Zivilisation eine geheime Organisation, die wirklich
anders ist. Die verschiedenen Rituale, einige davon recht blutig, faszinieren
und stoßen den Leser gleichzeitig ab. Hier hat die Autorin wirklich grandiose
Arbeit geleistet.
Fazit:
Licia Troisis „Die Schattenkämpferin – Das Erbe der Drachen“ hinterlässt einen gemischten Eindruck. Positiv ist ihre Schilderung der Gilde der Assassinen, die wegen ihren Ritualen gleichzeitig einen anziehenden und abstoßenden Eindruck macht. Aber auch die Rückblenden, in denen der Leser mehr über Dubhes Vergangenheit erfährt, sind sehr gelungen. Doch leider gibt es auch einige Schattenseiten. So ist der Roman nicht wirklich Neueinsteiger-freundlich. Die Autorin spielt immer wieder auf Ereignisse aus der „Drachenkämpferin“ Trilogie an, was für Altleser sicherlich verständlich ist, für Neulinge jedoch eher nicht. Ebenso bleibt die Heldin in der Handlungsgegenwart viel zu lange weich und passiv. Daher kann man diesen Titel nicht uneingeschränkt zum Kaufen empfehlen.
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Licia Troise
Die Schattenkämpferin - Das Erbe der Drachen
La Guerre del Mondo Emerso - La Setta Degli Assassini
Übersetzer: Bruno Genzler
Erscheinungsjahr: 1. März 2010
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Heyne Verlag
Preis: € 8,95
ISBN: 978-3-453-53304-2
525 Seiten
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