Splashbooks: Einen schönen Tag wünsche ich, mein Name ist Sarah Fechler und ich darf sie für das Bücher-Online-Magazin Splashbooks (www.splashbooks.de) interviewen.
Will Wiles: Hallo Sarah! Danke für das Interview!
Lassen sie Uns mit einer einfachen Frage beginnen: Was haben sie als letztes gelesen?
Als letztes habe ich die Palimpsest-Memoiren des kürzlich verstorbenen Gore Vidal gelesen, was mir sehr gut gefallen hat.
Haben Sie selbst einen Lieblingsautor?
Eine ganze Menge sogar. Vidal hat bei mir einen hohen Stellenwert. Ansonsten mag ich auch Don DeLillo, JG Ballard, HP Lovecraft. Ich habe auch ein paar Essay-Autoren ganz gern. Manchmal mag ich deren Essays sogar lieber, als ihre fiktionalen Werke: Orwell, Martin Amis, David Foster Wallace, Umberto Eco.
Wie kamen Sie zu dem Entschluss ein Buch zu schreiben?
Ich wollte schon immer Geschichten schreiben, schon bevor ich überhaupt schreiben konnte.
Was war Ihre Inspiration für das Buch?
Ich habe für ein paar Freunde meiner Schwester auf ihre Wohnung in einer fremden Stadt aufgepasst. Diese Freunde hatten zwei Katzen, und Holzböden. Ich hatte erst kürzlich meinen Jobverlassen und wollte ein wenig Zeit mit Schreiben verbringen, aber ich habe dann doch lieber getrunken und mit den Katzen gespielt. Nun, immerhin habe ich am Ende ein Buch daraus bekommen!
Hätten Sie gedacht, dass Ihr Buch in mehrere Sprachen übersetzt werden würde?
Nein, und es ist das größte Kompliment das ich bekommen könnte! Acht Übersetzungen sind es im Moment, mit denen, die gerade noch erstellt werden. Ich liebe die Fragen, die ich von den Übersetzern bekomme. Sie vertiefen sich in jedes noch so kleine Detail der Story.
Man sagt Sie arbeiten an einem weiteren Werk. Stimmt dies und wird es ebenfalls eine Komödie sein?
Das zweite Buch, "The Way Inn", ist bereits fertig und wird in Großbritannien bei Fourth Estate im Juni 2014 erscheinen. Ich denke, dass es einige lustige Momente geben wird, aber es ist weniger eine Komödie, sondern liegt eher im Mystery-Genre, vielleicht auch Horror. Allerdings habe ich das erste Buch auch weniger als eine Komödie gesehen - eine Farce vielleicht, aber nicht ganz das gleiche.
Im Buch wird erwähnt, dass wir Deutschen für alles ein Wort haben. Das konkret gemeinte Beispiel war eine Wortgruppe die etwa "tätige Reue im nachhinein" hieß, in englisch vielleicht "active repentance". Das war zu dem Zeitpunkt als der Hauptcharakter sich darüber besann, was passiert war und bereute, dass er das schlimmste nicht hatte verhindern können. Ist dieses "ein Wort für alles haben" eine echte englische Ansicht von uns Deutschen?
Im Original heißt die Formulierung "regretful, after-the-event wisdom", und ich bin mir keines deutschen Wortes bewusst, dass exakt das heißt was ich meinte. Eines vielleicht, dass nicht ganz so weit entfernt scheint: Treppenwitz. Ich kann nicht für alle Briten sprechen, aber ich denke, dass es eine weit verbreitete Meinung hier ist. Und es ist ein Kompliment für die deutsche Sprache! Wir nutzen eine ganze Menge deutscher Wörter, weil wir keine eigenen gleichbedeutenden Wörter im Englischen haben, beispielsweise: Zeitgeist, Schadenfreude, Weltanschauung. Auch einige unserer häufig verwendeten äußerst nützlichen Worte wurden von deutschen Denkern eingeführt, so zum Beispiel Nostalgie und Ökologie. Im Zusammenhang mit dem Buch dachte ich speziell an Freuds Wort "unheimlich", welches im englischen als "uncanny" übersetzt wird, ein eher mangelhaftes Äquivalent, dass keine passende Verbindung zum Originalwort hat.
Sie haben sehr detailliert über die namenlose Stadt und die Auswirkungen der vielen Kriege gesprochen. Hatten sie für die Stadt eine besondere Inspirationsquelle?
Das war eine Zusammenstellung von mehreren Schauplätzen. Ich wollte, wahrscheinlich, dass es irgendwo östlich einer gedanklichen Linie von Triest zu Stettin spielt. Aber ein maßgeblicher Bestandteil der Aufmachung ist Bukarest, welches ist zum ersten Mal im Jahre 1994 bereiste. Dort wurden mir auch [die im Buch erwähnten] neuen und alten Einschusslöcher [in den Wänden]gezeigt.
Oskar ist ein sehr spezieller Charakter, liebenswürdig und putzfanatisch - entstand er aus ihrem
Geiste heraus, oder hat er vielleicht ein lebendes Vorbild?
Es gab kein konkretes lebendes Modell für Oskar. Aber ich denke, dass eine Menge Leute Oskar-ähnliche Tendenzen haben, im größeren oder kleineren Ausmaß.
Die Wohnung war der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und gleichzeitig der größte Unterschied der beiden Freunde. Welchem der beiden Charaktere würden sie sich selbst eher zuordnen: Der Ordnung (Oskar) oder dem Chaos (seinem Freund)?
Ich weiß, dass ich selbst eher mehr dem Erzähler ähnele. Allerdings strebe ich danach mehr wie Oskar zu sein - in einer Art und Weise, die das Buch über den inneren Kampf zwischen zwei diametralen Gegensätzen erzählt.
Zuguterlest: Sind sie eher ein Nachtschreiber, oder schreiben sie lieber tagsüber?
Ich schrieb den größten Teil von "Die nachhaltige Pflege von Holzböden" in der U-Bahn auf dem Hin- und Rückweg zu einem Büro, in dem ich gearbeitet hatte. Mittlerweile arbeite ich von daheim aus. So schreibe ich morgens eher Belletristik und gegen Nachmittag eher Sachliteratur. So jedenfalls der Theorie, manchmal macht mir dabei auch das Leben einen Strich zwischen die Rechnung.
Ich danke ihnen sehr, dass sie sich Zeit für das Interview genommen haben!
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