Astrid Lindgren - Über ihr Leben Astrid Lindgren wurde als zweites Kind von Samuel August und Hannah Ericsson am 14.November 1907 in Näs geboren. Auf dem Pachthof ihrer Eltern verbrachte sie mit ihren drei Geschwistern eine unbeschreiblich glückliche Kindheit. Später meinte sie in ihrem Buch „Das entschwundene Land“ über diese Zeit:
„Zweierlei hatten wir, das unsere Kindheit zu dem gemacht hat, was sie gewesen ist – Geborgenheit und Freiheit. Wir fühlten uns geborgen bei diesen Eltern, die einander so zugetan waren und stets Zeit für uns hatten, wenn wir sie brauchten, uns im Übrigen aber frei und unbeschwert auf dem wunderbaren Spielplatz, den wir in dem Näs unserer Kindheit besaßen, herumtollen ließen. Gewiss wurden wir in Zucht und Gottesfurcht erzogen, so wie es dazumal Sitte war, aber in unseren Spielen waren wir herrlich frei und nie überwacht.“
Viele dieser Kindheitserinnerungen hat die Autorin später in ihren Büchern verarbeitet. So basiert zum Beispiel „Michel aus Lönneberga“ zu einem großen Teil auf Erzählungen ihres Vaters über seine Kindheit und die Dinge, die er dort erlebt und gehört hat. In den „Pippi Langstrumpf“-Geschichten hingegen kommen viele der Spiele vor, die Astrid Lindgren mit ihren Geschwistern in ihrer Kindheit gespielt hat und auch ihr Bruder Gunnar, der erste Sachensucher, ist mit seinen Ideen dort verewigt. Wie „Madita“ liebte es Astrid Lindgren, auf dem Dachfirst zu spazieren, und die Straßen des nahe gelegenen Ortes Vimmerby wurden später zur Kulisse für die „Kalle Blomquist“-Geschichten.
Doch ebenso wichtig wie ihrer Schriftstellerei war für Astrid Lindgren das Engagement für Kinder und Umwelt. Die Erinnerung an ihre Kindheit in Näs klang in ihren Artikeln und Leserbriefen zum Thema Umweltschutz mit. Schon bevor sie anfing Kinderbücher zu schreiben, war sie eine fleißige Verfasserin von Leserbriefen, in denen sie die damals aktuellen umweltpolitischen Entwicklungen anprangerte. Und so ist es nicht verwunderlich, dass 1985 Astrid Lindgren zusammen mit der Tierärztin Kristina Forslund eine Initiative auf die Beine stellte, die 1988 zu einer Änderung des schwedischen Tierschutzgesetzes führte.
Mit ihren Büchern hat Astrid Lindgren unzählige Kinder und Erwachsene bereichert. Und doch hat fast jede Veröffentlichung für heftige Diskussionen gesorgt. Niemals hat die Autorin sich an irgendwelche Regeln oder Richtlinien gehalten, und immer war sie ihrer Zeit mit den erzieherischen Überlegungen, die in den Erzählungen durchklingen, weit voraus. Umso größer war der Sturm der Entrüstung, als „Pippi Langstrumpf“ veröffentlicht wurde, und die anerkanntesten Pädagogen befürchteten, dass Pippi zu einem schlechten Beispiel für Kinder würde.
Bis zu ihren letzten Veröffentlichungen sollte sich diese Empörung über Astrid Lindgrens Bücher hinziehen. Selbst als sie schon international anerkannt war, befürchteten die Kritiker, dass „Die Brüder Löwenherz“ durch die dort vorkommende Auseinandersetzung mit dem Tod für Kinder nicht geeignet sei. Erst der Mangel an negativen Reaktionen von Seiten der Kinder sowie positive Anmerkungen von Erwachsenen, die Kinder beim Sterben begleiten mussten, haben diese Kritiken leiser gemacht.
In einem Leserbrief, den Astrid Lindgren an die Zeitung „Dagens Nyheter“ sandte, schrieb sie:
„Es ist nicht leicht, Kind zu sein! Es ist schwer, ungeheuer schwer. Was bedeutet es denn – Kind zu sein. Es bedeutet, daß man ins Bett gehen, aufstehen, sich anziehen, essen, Zähne und Nase putzen muß, wenn es den Großen paßt, nicht wenn man selbst es möchte. Es bedeutet ferner, daß man, ohne zu klagen, die ganz persönlichen Ansichten jedes x-beliebigen Erwachsenen über sein Aussehen, seinen Gesundheitszustand, seine Kleidungsstücke und Zukunftsaussichten anhören muß. Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn man anfinge, die Großen in dieser Art zu behandeln.“
Dieses Verständnis für Kinder macht ihre Bücher unvergesslich und sorgt auch noch 60 Jahre nach Erscheinen ihres ersten Buches dafür, dass ihre Geschichten so beliebt und aktuell sind wie zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung. |