Der Herr der Tränen
Story:
Sie wurden Wächter genannt. Weil sie einst den Herr der Tränen besiegten. Doch ihr Sieg verwandelte sie, weshalb sie sich zurückzogen. Bis jetzt: Denn nun kehren sie zurück. Und das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel.
Meinung:
"Der Herr der Tränen" ist das Deutschlanddebüt des Autors Sam Bowring. Der Autor ist gebürtiger Australier und in seiner Heimat ein bekannter Stand-Up Comedian. Nebenbei hat er Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben, als auch weitere Bücher und Theaterstücke. Seine Fortsetzung "Wächter der Lüge" wird am 17. Juni herauskommen.
Rostigan ist ein alter und müder Krieger. Er sehnt sich nach nichts anderem als Ruhe und Frieden. Was seine Liebe, die junge Bardin Tarzi nicht haben möchte. Sie hofft, dass er ein weiteres Abenteuer erlebt, worüber sie dann schreiben kann. Und so ziehen sie gemeinsam über den Kontinent Aorn, mit dem Ziel Silberstein.
Doch als sie ankommen, finden sie nur noch Ruinen vor. Und schnell wird deutlich, das dahinter die Diebin steckt, eine der sagenumwobenen Wächter. Diese hatten einst den Herr der Tränen besiegt, der die Realität bedrohte. Doch ihr Sieg hatte einen bitteren Preis, da sie alle neue Kräfte erhielten, die einen Großteil wahnsinnig machte. Nur mit Mühe und Not gelangen es den Guten unter Ihnen die Bösen schlafen zu legen. Die Rückkehr der Wächter bedeutet daher nichts Gutes. Und es obliegt an Rostigan, sie aufzuhalten.
Sam Bowrings "Der Herr der Tränen" fällt schon allein dadurch auf, dass es sich hierbei nicht um eine Trilogie handelt, sondern um eine Duologie, um einen Zweiteiler. Dadurch widersetzt er wohltuend sich dem aktuellen Genre-Standard. Doch wie sieht es mit dem Inhalt aus?
Wer jetzt gemäß dem Beruf von Sam Bowring auf eine Fantasy-Komödie hoffte, der wird enttäuscht sein. Es gibt zwar komische Momente, die vor allem aus dem Miteinander von Rostigan und Tarzi entstehen, wenn letztere mal wieder zu enthusiastisch ihrem Beruf nachgeht. Doch ansonsten hat man es mit einer ernsten Geschichte zu tun.
Zugegeben: Sam Bowring erfindet das Rad nicht neu. Viele Elemente seiner Handlung kennt man bereits aus anderen Fantasy-Büchern. Nicht zuletzt der alte, müde Krieger wird gerne in diversen Romanen genutzt. Doch was der Autor daraus macht, ist etwas anderes.
Da ist zum einen die Bedrohung, die er begreiflich macht. Die Gefahr, die Realität nach Belieben manipulieren zu können, wird von dem Autor glaubwürdig rübergebracht. Das sind zum Beispiel die Entflochtenen, ehemalige Menschen die durch den Herr der Tränen so umgewandelt wurden, dass ihnen nichts Menschliches mehr bleibt. Wenn man über sie liest, läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken, weil sie fremdartig und doch vertraut wirken.
Und dann sind da die Wächter. Jeder von ihnen ist dank seines Kampfes gegen den Herrn der Tränen mit einer speziellen Gabe "gesegnet". Yalena, eine der Guten, kann Segnungen verbreiten, wobei deren Nutzen nicht immer das ist, was sie ursprünglich hoffte. Forger hingegen, einer der Bösen, lebt von Schmerz, im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist für ihn eine Art Nahrung, die er braucht, um zu wachsen. Jede dieser Figuren ist unterschiedlich und durch seine jeweilige Gabe im Charakter beeinflusst.
Doch war die Idee mit dem Zweiteiler eine so gute? Denn auf 445 Seiten tummeln sich jede Menge wichtiger Protagonisten. Schon allein die Wächter sind acht Stück, die alle ausführlich dargestellt werden. Dadurch wirkt die Handlung dichtgedrängt zu dicht gedrängt, was auf Kosten der Charakterentwicklung geht. Vor allem Tarzi ist davon betroffen, da sie von allen Handlungsträgern diejenige ist, die zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird und sich nicht fortentwickelt.
Trotz guter Ansätze ist der Roman nur was zum "Reinschauen".
Fazit:
"Der Herr der Tränen" ist Sam Bowrings Deutschlanddebüt. Der erste von zwei Teilen erfindet vom Setting her das Rad zwar nicht neu. Trotzdem schafft es der Autor das Beste daraus zu machen. So macht er die Bedrohung begreiflich, trotz ihrer Übernatürlichkeit. Und die Darstellung der Wächter ist ebenfalls gelungen. Doch insgesamt sind es zu viele Figuren so dass nicht alle genügend Platz zum Fortentwickeln kriegen. Besonders die Bardin Tarzi ist davon betroffen.
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