Alles, was die Zeit vergisst
Story:
Guillermo Albi schlägt sich mehr schlecht als recht als Journalist durchs Leben. Das ändert sich, als er den Auftrag erhält, über Amelia Garayoa zu forschen. Sie ist seine Urgroßmutter, und sie verließ die Familie Anfang der 30er. Er entdeckt dabei eine abenteuerliche Geschichte.
Meinung:
Wenn jemand Familienforschung betreibt, ist es interessant, was für Dinge man über seine Vorfahren erfährt. Das gilt auch für Protagonisten Guillermo Albi. Er ist der Hauptcharakter von Julia Navarros neustem Roman "Alles, was die Zeit vergisst".
Die Autorin wurde 1953 in Madrid geboren. Nachdem sie zunächst mehrere Sachbücher veröffentlichte, gelang ihr mit Thrillern wie "Die stumme Bruderschaft" der Durchbruch. Aktuell ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen Spaniens und ihre Bücher sind auch hierzulande auf Bestseller-Listen vertreten.
Guillerom Albi ist Journalist. Allerdings kein erfolgreicher, denn er hält seine Meinung nicht zurück, sondern spricht sie deutlich aus. Dementsprechend knapp bei Kasse ist er häufig. Da kommt der Auftrag seiner Tante gerade Recht. Er soll über seine Urgrossmutter Amelia Garayoa forschen. Und obwohl er ursprünglich diesen Auftrag nur des Geldes wegen annimmt, findet er sich schon bald von den Recherchen wie gefesselt.
Er findet schnell heraus, dass sie in den 30er Jahre in Spanien lebte. Doch eines Tages verließ sie ihren Mann und ihren kleinen Sohn. Sie kehrte nie wieder zurück. Denn sie arbeitet als erfolgreiche Spionin.
Mit "Alles, was die Zeit vergisst" hat man einen interessanten Roman vor sich. Es geht um Aufarbeitung und um das Entdecken vergangener Dinge. Dazu noch die Enthüllung, dass die Urgroßmutter als Spionin arbeitete; Das klingt doch nicht schlecht, oder?
Der Roman fängt auch stark an. Man lernt den Protagonisten und die Mission kennen. Auch die ersten Recherchen lesen sich interessant, als man immer mehr in die Vergangenheit abtaucht.
Doch das anfängliche Interesse an der Handlung flaut schnell ab, je weiter man liest. Ein Problem ist die Schwatzhaftigkeit der Autorin. So beginnt das Buch ab der Hälfte sich ziemlich zu ziehen. Bis man durch alle 968 Seiten durch ist, braucht es Sitzfleisch und Durchhaltevermögen. Was nicht alle Leser aufbringen dürften.
Dann ist der Protagonist Guillerom auch ein sehr passiver Handlungsträger. Er selbst wird nie richtig aktiv. Ständig müssen ihm neue Erkenntnisse sozusagen auf dem Silbertablett präsentiert werden. Und dass er angeblich mit seiner Meinung nicht zurückhält, fällt im Laufe des Romans nicht wirklich auf.
Ein weiteres Problem ist die Art und Weise, wie Erinnerungen im Buch funktionieren. Oft hat man eine Person, die über 90 Jahre alt ist, und sich perfekt an Gespräche erinnert, die sie als kleines Kind belauscht hat. Oder jemand erinnert sich glasklar an ein Gespräch, welches in einer für ihn fremden Sprache geführt wurde. Trotzdem kann er perfekt den Inhalt wiedergeben. Und, und, und… Das sind Dinge, die beim Lesen stören.
Das sind Dinge, die müssen nicht sein. Denn im Prinzip hat das Buch Potential. Doch die Autorin scheint sich noch nicht einmal zu bemühen, das wahrzunehmen. Am Ende ist der Band "Nur für Fans" etwas.
Fazit:
Mysteriöse Ereignisse aus der Vergangenheit stehen im Mittelpunkt von Julia Navarros Roman: "Alles, was die Zeit vergisst". Und tatsächlich beginnt der Band gut. Flaut allerdings umso schneller ab. Das Problem ist die Schwatzhaftigkeit der Autorin, wodurch der Band mehr als doppelt so lang wirkt, wie nötig. Der Protagonist selbst wirkt die ganze Zeit merkwürdig passiv. Und Erinnerungen werden äußerst kurios wiedergegeben. Schade, dass dem so ist. Das Buch hätte durchaus Potential gehabt.
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