Das Schiff
Story:
Ein Mann erwacht aus einem tiefen Schlaf. Er hat keine Erinnerungen an das, was geschehen ist, noch über sich selbst. Doch viel Zeit über sein Schicksal bleibt ihm nicht zu grübeln. Denn er befindet sich auf einem Raumschiff, und dort geschehen Dinge, die eigentlich nicht sein sollten.
Meinung:
Die Idee eines Raumschiffes voller Kolonisten im Kälteschlaf ist nicht wirklich etwas Neues. Schon seit dem Golden Age der Science Fiction wurde dieses Konzept wiederholt verwendet. Ihm etwas noch nie zuvor Dagewesenes abzugewinnen, dürfte schwierig sein. Kann Greg Bear, einer der besten Hard-Sci-Fi daran etwas ändern? Sein Roman "Das Schiff" wird es zeigen.
Greg Bear ist Amerikaner und wurde 1951 geboren. Bekannt ist er vor allem für seine Science Fiction-Romane, die auf harten wissenschaftlichen Fakten basieren. Aber auch Main-Stream-Bücher stammen aus seiner Feder.
Ein Mann wird von einem Mädchen aus dem Kälteschlaf geholt. Er kann sich nicht erinnern, wer er ist oder wo er ist. Doch viel Zeit zum sinnieren bleibt ihm nicht. Denn wenn er sich nicht bewegt, droht ihm der Kältetod. Schnell folgt der dem Kind, nur um dann mit ansehen zu müssen, wie es von einer fremdartigen Kreatur entführt wird.
Erst nach und nach kehren seine Erinnerungen zurück. Er ist Lehrer, und er befindet sich auf einem Raumschiff. Dieses ist vor langer Zeit mit dem Ziel gestartet, eine fremde Welt zu besiedeln. Doch etwas muss schiefgelaufen sein. Und während er sich auf den Weg durch das Schiff macht, versucht er verzweifelt herauszufinden, was passiert ist.
Wenn Greg Bear erstklassig schreibt, kommt ein Roman wie Die Stadt am Ende der Zeit heraus. Ein sehr gutes Buch, welches eine unglaubliche Zukunftsvision beschreibt, dabei aber trotzdem sich an den wissenschaftlichen Fakten hält. Wenn der Autor langweilig schreibt, kommt ein Band wie dieser heraus. Auch "Das Schiff" hält sich zwar an den Grundlagen. Doch das Ergebnis kann wenig überzeugen.
Dabei fängt die Geschichte nicht schlecht an. Nachdem der Autor zuerst beschreibt, wie das Schiff am neuen Planeten ankommt, enthüllt er anschließend, dass dies alles nur ein Traum ist. Und von da an gibt es nur wenige Augenblicke zum Innehalten und Überlegen.
Die Ereignisse werden aus der Perspektive des Mannes erzählt. Gemeinsam mit ihm lernt man die Umgebung kennen und erfährt gleichsam, was vorgefallen ist. Ein geschickter Zug von Greg Bear, da man sich so mit dem Erzähler identifiziert. Genauso wie der Leser ist er zunächst ahnungslos, doch ändert sich dies natürlich im Laufe des Bandes.
Doch es will keine richtige Spannung und Atmosphäre aufkommen. Vielmehr fragt man sich die meiste Zeit über, wie die Umgebung denn genau aussieht. Zwar versucht der Schriftsteller dies zu erklären. Doch wirkt es konfus und wenig überzeugend. Das gilt nicht nur für das Raumschiff, sondern auch für die Lebensformen, die an Bord leben.
Auch was das Erinnerungsvermögen des Mannes angeht, herrscht Konfusion und Langweile vor. Wiederholt erinnert er sich an bestimmte Worte und freut sich darüber. Nur geschieht dies zu oft, und zieht sich auch über weite Teile des Buches.
Doch am schlimmsten ist, dass der Grundkonflikt, das Schicksal des Schiffes, ungeklärt bleibt. Gerade dies ist es ja, was einem zum Lesen bringt. Man möchte wissen was vorgefallen ist. Doch die Erklärung am Ende des Romans wirkt so überhaupt nicht überzeugend. Sie liest sich nebulös und nicht sehr erhellend.
Greg Bear kann ein Klasse-Autor sein. Doch mit "Das Schiff" hat er einen Roman geschrieben, der leider überhaupt nicht überzeugt. Immerhin, "Für Zwischendurch" reicht es aus.
Fazit:
Leider enttäuscht Greag Bears "Das Schiff". Trotz des interessanten Grundkonflikts um das Schicksal des Schiffes, wirkt die Geschichte über weite Strecken langweilig und nicht überzeugend. Es kommt keine rechte Atmosphäre auf, weil man sich kaum vorstellen kann, wie das Raumschiff und seine einzelnen Räume aufgebaut sind. Schade ist auch, dass das Rätsel um das Wieso und Weshalb der Vorkommnisse nicht aufgeklärt wird. Und so bleibt man am Ende frustriert zurück.
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