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Lyrikstimmen: Die Bibliothek der Poeten
122 AutorInnen, 420 Gedichte, 100 Jahre deutschsprachige Lyrik im Originalton – dies alles wird vereint im neuen Werk des Hörverlags, „Lyrikstimmen“. Auf der Buchmesse wurde das Werk vorgestern im Gespräch zwischen der Pressesprecherin des Verlages, Heike Völker-Sieber, und drei der vier Herausgeber, Christiane Collorio, Peter Hamm und Michael Krüger (nicht anwesend: Harald Hartung) vorgestellt. Der Hörverlag hat es sich hier zur Aufgabe gemacht, die Stimmen der Lyriker zu sammeln und die Kontinuität der gesprochenen Sprache aufzuzeichnen. Der Gedanke dahinter ist, dass Lyrik primär Sangskunst und Klangrede ist. Man darf sie nicht auf ihren Inhalt reduzieren. Prinzipiell gilt für die Herausgeber auch: Nur der Autor trägt sein eigenes Gedicht richtig vor! Somit müssen die Originalstimmen bewahrt werden. Ein spannender Nebeneffekt dabei ist, dass z.B. der bukowinaer Akzent von Paul Celan bewahrt worden ist. Dieser Akzent ist mittlerweile ausgestorben.
In den fünf Jahren Entstehungszeit haben die Herausgeber Erstaunliches zutage gebracht: In Rundfunk-Archiven oder in privaten Sammlungen, sogar auf Magnetophon und Papp-Platten, die man offenbar nur einmal abspielen kann, wurden Aufnahmen von bekannten, selteneren und sogar zwei unveröffentlichten Gedichten (von Thomas Bernhard) gefunden und gesammelt. In dem Zusammenhang mussten über 1000 Rechte geklärt werden, bevor die Werke nun veröffentlicht werden dürfen.
Naturgemäß kann so eine Sammlung niemals vollständig sein: So weist auch diese Sammlung schmerzliche Lücken auf, denn z.B. von Tucholski, Klabund, Rilke oder Stefan George existieren keine bekannten Tonaufzeichnungen (hier der Aufruf des Verlages, sich dort zu melden, sollte man von Aufnahmen wissen).
Im Gespräch wurde auch auf die unterschiedliche „Qualität“ der Vortragsweisen der Autoren eingegangen: Unabhängig davon, dass bei den jüngeren Autoren oft eine sicherere Vortragsweise zu beobachten ist, haben die Herausgeber für sicht entdeckt, dass sie die „untrainierten“ Stimmen anderer Autoren viel besser und lebhafter im Ohr haben, wenn sie die Gedichte dieser Autoren lesen: Die Intonation ist schließlich ein wichtiger Teil des Gedichtes. Durch das Hören der Originaltöne ändert sich auch die persönliche Haltung zum Autor, denn man bekommt ein paar Zusatzinformationen über den Autor, wie etwa Alter, Dialekt und Herkunft, Temperament und Befindlichkeit des Autors. Zum Ausklang ein nettes Beispiel der Herausgeber, um das zu „illustrieren“, war die Aufforderung an das Publikum, sich Goethes„Über allen Wipfeln ist Ruh“ mit hessischen Akzent vorgetragen vorzustellen.  

„Lyrikstimmen: Die Bibliothek der Poeten“ vom Hörverlag kostet in der normalen Ausgabe 49,95 €; die Sammleredition, der auch Faksimile einiger Gedicht-Manuskripte beiliegen, kostet 99,95 €.  


Daten dieses Berichts
Bericht vom: 17.10.2009 - 22:31
Kategorie: Tagebuch
Autor dieses Berichts: Skrollan Kannengießer
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