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Gereimter Schlagabtausch
Wenn sich junge Menschen auf der Bühne die Reime nur so um die Ohren hauen, geht es manchmal um die Zahnbürste.

Die Zahnbürste war in diesem Fall die von Volker Strübing, dem amtierenden deutschen Meister des Poetry Slam, und der Gewinn beim ersten Slam auf der Frankfurter Buchmesse. Bei dieser Disziplin, einer der lebendigsten in der derzeitigen Literaturszene, tragen Autoren ihre Texte live auf der Bühne vor Publikum vor. Dabei gilt ein Zeitlimit von einigen Minuten, und anschließend bewerten die Zuschauer Text und Performance.

Poetry Slams in Frankfurt gibt es schon seit längerem, aber am Freitag abend fand der erste seiner Art im Rahmen der Buchmesse statt. Fünf Zuschauer bekamen Wertungstafeln in die Hand gedrückt, mit denen sie den Kombatanten jeweils einen bis fünf Punkte geben konnten. Die Teilnehmer waren, in der Reihenfolge des Auftretens:

Lars Ruppel aus Marburg erzählte von einem Pferd, seinem Schweif, einem Haar daraus, einem Eichenbaum und einem Pinsel. Christian Bartels aus Bonn trug einen Brief vom jungen Johann Sebastian Bach - auch bekannt als Aggro-Bach - vor, in dem der sich über die Musikstücke beschwerte, die ihm sein Meister zu kopieren aufgetragen hatte. Sebastian 23 aus Bochum berichtete von einem Pavian, der lieber ein Fisch sein möchte, und bekannte "Ich lüge immer". Martin Betz aus Berlin brachte "Große dramatische Monologe" in einem Wort unter und bot dem Publikum "Schmerzliche Erinnerungen an die Freuden der Lyrik". Den Abschluß der ersten Runde bildete Graf HH von Hinten, der sich über ein schwedisches Möbelhaus und seine Kunden ausließ.

Zum Abschluß traten die beiden bestbepunkteten, Sebastian 23 und Graf HH von Hinten, nocheinmal gegeneinander an. Bei ersterem aß ein Huhn ein Ei und stritt sich mit dem Bauern über die Bedeutung dieser Tat. Der Graf wies einen jammernden Zeitgenossen darauf hin, daß er sich für die meisten Dinge in seinem Leben - seine Wohnung, seinen Beruf, seinen Partner - selbst entschieden habe. Wieder entschieden die Zuschauer, diesmal noch direkter, denn der Sieger wurde anhand der Stärke des Applauses ermittelt. Das Klatschometer entschied schlußendlich recht eindeutig für Graf HH von Hinten, der die Zahnbürste des Meisters in Empfang nehmen durfte.

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Bericht vom: 09.10.2006 - 22:55
Kategorie: Tagebuch
Autor dieses Berichts: Henning Kockerbeck
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