Bereits im vergangenen Jahr besuchte unser Fotograph eine Veranstaltung von Michael Nast in Berlin und verschaffte mit seinen Bildern auch den Daheimgebliebenen einen Eindruck von dem Event. Am 30. Oktober las Michael Nast im Telekom-Shop 4010 in Berlin-Mitte aus seinen "Großstadtkolumnen", und Torsten Golz war wieder dabei. Und diesmal hatte er Maike Schütt als Gastautorin mit dabei.
Michael Nast im 4010Michael Nast - Meine erste Frage war: "Was liest denn der?" Die Antwort fiel mit "Großstadtkolumnen" nicht allzu präzise aus. Mehr Informationen hatte ich auch nicht, als ich im 4010, das vorrangig durch die davorstehende Menschenmenge zu erkennen war, ankam. Die Sitzgelegenheiten waren schon lange knapp geworden und sämtliche verfügbaren Bierkästen wurden zur Erweiterung des Mobiliars hinzugezogen. So eine starke Frequentierung war wohl trotz Gästeliste nicht erwartet. Doch Beschwerden gab es keine, jeder schien zu wissen, dass sich der Abend hier lohnen würde.
Eindrücke aus dem PublikumDie Erwartungen wurden nicht enttäuscht, als Michael Nast zu lesen begann. Ich musste immer wieder lächeln, wenn nicht sogar lachen, gekonnt spielte er mit der Betonung, Pausen oder verfiel selbst in Lachen, und mir wurde nun auch bewusst, warum meine Vorinformationen so mager ausfielen - auch ich kann den eigenwilligen Schreibstil von Michael Nast nicht einordnen. Wiederholt beobachtete ich wie auch die Mundwinkel der anderen Zuhörer stellenweise nach oben wanderten oder der Autor innehalten musste um das Lachen abzuwarten, das durchs Publikum ging.
Spätestens als Michael Nast dann vor einer Kolumne zugab, dass er diese noch nicht laut gelesen habe und sich im Voraus für seine Versprecher entschuldigte war klar, dass er ein ganz normaler Mensch war. Wenn dies nicht schon seine Texte bewusst gemacht hatten, die wenn auch manchmal etwas übertrieben doch die eine oder andere Situation beschrieben, die mir nicht unbekannt war. Schließlich übergab der Autor dem Publikum die Entscheidung, welchen der beiden letzten Texte er noch lesen sollte, den kürzeren oder längeren, ohne zu zögern kam die Antwort "beide". Ich war erfreut über die Gelegenheit, noch mehr von diesem etwas anderen Autor zu hören.
Eindrücke aus dem Publikum |
Michael Nast liest |
Schließlich kam auch die Lesung zu einem Ende und es bestand die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die jedoch nur wenige Personen nutzten. Die meisten schienen noch in den Texten versunken und lächelten mit einem abwesenden Blick oder waren schon im Gespräch mit dem Begleiter vertieft, um sich darüber auszutauschen, wie bekannt ihnen doch einige eben beschriebene Situationen waren.
Wenn mich jetzt also jemand fragt: "Was liest denn Michael Nast?", kann ich mit einem Lächeln antworten: "Großstadtkolumnen". Jedem, dem diese Antwort nicht ausreicht, kann ich nur nahelegen, mal in das Hörbuch "Berliner Schule" reinzuhören und sich selbst ein Urteil zu bilden. Vielleicht sehen wir uns ja dann bei der nächsten Lesung?
Unsere Gastautorin Maike Schütt, 19 Jahre jung, hat Spaß und Leidenschaft für Wortspiel und Formulierungen, um Gedanken anderen verständlich und lebhaft darzustellen.
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