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Tentakel! - Teil 1
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Tentakel!

Den Anfang der Veranstaltung bestritt jedoch ein anderer Künstler, nämlich der Illustrator, Animator und Speedpainter Kemane Bâ. Seine Aufgabe war es, innerhalb von nur zwanzig Minuten das Bild eines Hydden zu zeichnen. Wie die kleinen Menschen im Buch beschrieben werden, wusste er dabei nicht, denn er hatte den Roman noch nicht gelesen. Dafür verließ er sich auf das Publikum, das ihm mehr oder weniger ernst gemeinte Attribute für seine Figur zurief. Als besonders beliebt erwiesen sich Tentakel. Das Ergebnis erinnerte dann auch an eine Mischung aus einem Gartenzwerg mit roter Mütze, einem beleibten Seemann und einem Rocker mit selbstbewusst-ironischem Gesichtsausdruck und Springerstiefeln. Die Tentakel gab es "nur" im Bildhintergrund. Wie ein Hydden sah die Figur jedenfalls nicht aus, wie William Horwood anmerkte. Aber die Leser könnten damit rechnen, dass es einem zukünftigen Band einen solchen Hydden geben werde, mit dem Namen des Zeichners.

Wer da wohl lebt zwischen den Sommerblumen?

Während Kemane Bâ noch an seinem Bild arbeitete, begannen Denis Scheck mit seinen Fragen an William Horwood. Angesichts des schrittweisen Prozesses, in dem sich der Zeichner seiner Figur annäherte, interessierte es den Journalisten zunächst, wie Horwood beim Schreiben eine Figur entwickelte. Daraufhin erzählte der Autor erstmal, wie die Idee zu Hyddenworld überhaupt entstanden ist. Er war nämlich eines Tages mit seiner Frau unterwegs auf einer britischen Autobahn. Dabei überlegte seine Frau laut, wie es denn wäre, wenn jemand auf dem mit Sommerblumen bewachsenen Mittelstreifen leben würde. Diese Wesen könnten dort ihr Leben verbringen, ohne jemals mit den Menschen in den rasenden Blechkisten links und rechts von ihnen in Kontakt zu kommen. Horwood spann den Gedanken weiter und fragte, wie diese Wesen wohl aussehen würden. Die Antwort seiner Frau: Wie Menschen, nur kleiner.

Aus diesem Ideenfragment entstand nach und nach das, was heute als Hyddenworld in unseren Bücherregalen steht. Dabei wirkten sich die verschiedensten Einflüsse auf das Endergebnis aus, die eigenen Erfahrungen und Emotionen des Autors ebenso wie umfangreiche Recherchen und Gespräche mit vielen Menschen.

Wer hat den Maulwurf gesehen?

Wie Hydden wirklich aussehen, wisse niemand von uns, meinte der Autor. Dabei lebten in Stuttgart hundertausende von ihnen, und wahrscheinlich seien sogar einige gerade im Raum. Wir würden sie nur nicht sehen. Hier kamen auch die Maulwürfe wieder ins Spiel, Horwood verglich die Hydden mit ihnen und fragte, wer im Publikum schon einmal einen Maulwurf gesehen habe? Nur zwei oder drei Hände wurden in die Höhe gestreckt. Dabei gehörten Maulwürfe zu den häufigsten Säugetierarten, wir bekommen sie schlicht nur sehr selten zu Gesicht.

Es ist eine altvertraute Prämisse in der Fantasy-Literatur: Die modernen Menschen sind blind und taub für die "eigentliche" Wirklichkeit, sie haben sich das Ausblenden der Wirklichkeit regelrecht antrainiert. Dieses Konzept steckt auch in Hyddenworld. Aber wie, fragte Scheck dann, kam es dazu, dass aus der beiläufigen Überlegung auf der Autobahn ein Roman wurde, und dann auch noch gleich eine ganze Serie? Außerdem, warum vier Bände anstelle der in der Fantasy so oft vorkommenden Trilogie?

Horwood schreibt grundsätzlich Serien, denn in einem einzelnen Band hat man seiner Ansicht nach nicht genügend Raum, sich wirklich umfassend mit etwas zu beschäftigen. Er sah in der Grundidee vom Mittelstreifen eine Gelegenheit, sich mit einem Thema zu befassen, das die meisten Fantasy-Autoren vermeiden: Liebe, Emotionen, auch Sexualität. Das ist dem Autor schon aufgefallen, als er seinerzeit zum ersten Mal Tolkien las. Dabei geht es ihm nicht nur um die romantische Liebe, sondern auch beispielsweise um die Liebe zwischen guten Freunden oder die zwischen Eltern und Kindern. Hyddenworld ist entsprechend eine Reise zur Liebe, in gewisser Weise für die Figuren ebenso wie für den Autor. Dazu trugen auch Erfahrungen aus Horwoods eigener Kindheit bei, und überhaupt ist seiner Meinung nach Liebe das einzige Thema, über das sich zu schreiben lohnt.
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Special vom: 09.07.2012
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Familiensuche - Teil 2
William Horwood auf Deutsch - Teil 3
Tote Hobbits und Maulwurfsgenitalien - Teil 4
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