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Die Preisträgerin 2007: Doris Lessing
Doris_lessing_20060312
Bild: Wikimedia Commons / Elke Wetzig
GNU Lizenz für freie Dokumentation
Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an die britische Schriftsteller Doris Lessing. Die Schwedische Akademie würdigte damit die Autorin als eine "Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat".

Doris Lessing wurde als Doris May Tayler wurde am 22. Oktober 1919 in Kermanschah im heutigen Iran geboren. Ihre Eltern waren ein britischer Kolonialoffizier und eine Krankenschwester. 1922 kehrten die Taylers vorübergehend nach Großbritannien zurück, 1924 zog die Familie in den Süden Rhodesiens (das heutige Simbabwe). Die Maisfarm dort brachte jedoch nicht den erhofften Wohlstand, so dass Doris Tayler eine karge und häufig trostlose Kindheit verbrachte. Diese Erfahrungen sollten später prägenden Einfluss auf ihr Schreiben haben. Speziell das Verhältnis ihrer Mutter, die sie mit strengen Regeln zu einer "guten Tochter" formen wollte, war häufig von Konflikten überschattet. Dazu trug auch bei, dass Lessings Mutter sie auf eine katholische Klosterschule schickte, wo die Nonnen das junge Mädchen mit Schauergeschichten von Hölle und ewiger Verdammnis zu Disziplin zwingen wollten. Im Alter von 14 Jahren brach Doris Lessing die Schule ab und verdiente sich beispielsweise als Kindermädchen oder Schreibkraft ihren Lebensunterhalt. Bereits in jungen Jahren war die Autorin von den Ideen des Kommunismus fasziniert. Erst Jahrzehnte später, nach dem Einmarsch der Ostblockstaaten in Ungarn 1956, distanzierte sie sich von der Ideologie.

Nach einer kurzen Ehe mit dem Kolonialoffizier Frank Charles Wisdom war Doris Lessing seit 1944 mit dem jüdischen-deutschen Kommunisten Gottfried Lessing verheiratet. Bereits 1949 wurde auch diese Ehe wieder geschieden und die Autorin übersiedelte mit dem gemeinsamen Sohn nach London. Ein Jahr später wurde ihr erster Roman, "The Grass is Singing" (deutsch "Afrikanische Tragödie") veröffentlicht. Ihre Darstellung der Selbstzufriedenheit und Seichtheit der weißen Kolonialherren im südlichen Afrika machte das Publikum auf die junge Autorin aufmerksam. Ein zentrales Motiv ihres Werkes ist die Beziehung zwischen Herrschenden und Beherrschten, insbesondere die Rolle der Frau in einer damals noch sehr männerbeherrschten Gesellschaft. "The Golden Notebook" aus dem Jahr 1962 (deutsch "Das Goldene Notizbuch") gilt als Lessings wichtigstes Werk. Gegen den Ruf, eine Protagonistin des Feminismus zu sein, hat sich die Autorin jedoch immer gewehrt. Ab Anfang der Siebziger beschäftigte sich Doris Lessing zunehmend mit dem islamischen Sufismus. Die neue Religion eröffnete ihr die spirituelle Dimension, die sie in ihrem Leben und der marxistischen Weltsicht vermisst hatte.

Doris Lessing wurde über die Jahre mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, unter denen der Nobelpreis für Literatur der wichtigste sein dürfte. Hinzu kommen unter anderem der James Tait Black Memorial Prize, der Prinz-von-Asturien-Preis oder der Los Angeles Times Book Prize. Die Ehrung als "Dame des Britischen Empire" lehnte sie ab, aber 1999 akzeptierte sie die Erhebung zum "Companion of Honour" für "bedeutende Verdienste an der Nation". Im Jahr 2008 veröffentlicht Doris Lessing "Alfred and Emily", ihr nach eigener Aussage letztes Buch. Darin setzt sie sich ein weiteres Mal mit ihren Eltern und dem Einfluß, den der Zweite Weltkrieg auf die beiden hatte, auseinander.


Special vom: 09.10.2008
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Minen, Dynamit und der Nobelpreis: Die Geschichte
Von 1901 bis 2005: Frühere Preisträger
Der Preisträger 2006: Orhan Pamuk
Der Preisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio
Fakten rund um den Nobelpreis für Literatur
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