Hörbuch: Für jede Lösung ein Problem
Story:
Gerri Thalers Leben ist miserabel: kein Liebesleben, Pech im Job und die eigene Familie ist auch zum Davonlaufen. So beschließt sie sich umzubringen und als ordentliche Person schreibt sie natürlich Abschiedsbriefe an alle Menschen, denen sie schon immer mal die Wahrheit sagen wollte. Doch dann misslingt der Selbstmordversuch und Gerri muss ihr Leben weiterführen, obwohl die Menschen in ihrer Umgebung nun wissen, was sie wirklich von ihnen hält. Und das wird nicht so einfach.
Meinung:
Die Autorin Kerstin Gier schreibt seit Jahren unterhaltsame Frauenromane. Eines ihrer bekanntesten Bücher ist wohl ihr Erstlingswerk "Männer und andere Katastrophen", das mit Heike Makatsch in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt wurde. Mit "Ein Problem für jede Lösung" liegt nun die Hörbuchversion des gleichnamigen Romans vor und auch hier erwartet den Hörer leichte Unterhaltung für Frauen. Voll schwarzen Humors erzählt die Autorin von Gerris Versuch, aus dem Leben zu scheiden, und all den kleinen und großen Dingen, die zu diesem Entschluss geführt haben.
Mit spitzer Feder wird Gerris Familie beschrieben, für die schon von Gerris Geburt an klar ist, dass das Kind nicht wirklich in die Familie passt. Abgesehen von der Enttäuschung, dass es wieder nicht der ersehnte Sohn, sondern die vierte Tochter geworden ist, ist das Kind auch noch dunkelhaarig statt blond. Dies führt dazu, dass Gerri, im Gegensatz zu den großen Schwestern und Cousinen, nicht als Blumenkind für die Hochzeit der Tante genommen wurde und sich deshalb schmollend unter den Tisch zurückzog, was letztendlich die vollständige Zerstörung des Meißener Porzellans der Familie Thaler zur Folge hatte. Natürlich ist dieses kindliche Missgeschick selbst 25 Jahre später noch nicht verziehen.
Statt nun in ihrem späteren Leben dafür zu sorgen, dass sich die Hoffnungen der Mutter erfüllen, die selbstverständlich im Familienkreis und bei ihren Bridgedamen mit den erfolgreichen Töchtern angeben möchte, bietet Gerri ihrer Familie auch als Erwachsene ständig Grund zur Enttäuschung. Das Schlimmste ist wohl, dass sie, statt brav ihr Germanistik-Studium zu beenden, dieses zugunsten einer Karriere als Heftroman-Autorin abgebrochen hatte. Da ist es egal, dass Gerri in ihrem Beruf geradezu Erfüllung findet. Die Mutter gibt Außenstehenden gegenüber lieber an, dass die Tochter ein Schreibbüro hat oder Lehrerin ist.
Auch bei der Beschreibung von Gerris Freundeskreis gibt es den einen oder anderen Moment, bei dem sich der Zuhörer schmunzelnd an eigene Bekannte oder gar an das eigene Leben erinnert fühlt. Doch neben dem Humor in diesen Beschreibungen schafft Kerstin Gier es auch, den einen oder anderen nachdenklichen Moment einfließen zu lassen. Und schon fragt sich der Zuhörer, ob das beschriebene Bilderbuchleben der Freunde wirklich so harmonisch sein kann.
Auch das Thema Selbstmord, so leicht und unterhaltsam in dieser Geschichte damit umgegangen wird, wird von der Autorin recht geschickt dazu genutzt, einen leisen Appell für ein selbstbestimmtes Leben auszudrücken. Nicht nur an Gerris Beispiel wird schnell klar, wie wichtig es ist, nicht immer zu versuchen alle Erwartungen zu erfüllen, sondern sein Leben so zu gestalten, dass man selber damit glücklich ist.
Leider hat die Erzählung auch einige Schwachstellen. Gerade im letzten Drittel der Geschichte lenken die unzähligen, und dadurch sehr unglaubwürdigen, Zufälle schon fast vom Inhalt des Hörbuchs ab. Irgendwann kommt der Punkt, wo man sich denkt, dass das doch jetzt ein bisschen zu viel des Guten ist. Und auch die Wandlung einiger Charaktere, die zugegebenermaßen für den gescheiterten Verlauf des Selbstmords und die weitere Entwicklung notwendig sind, strapaziert doch etwas zu sehr die Geduld des Zuhörers.
Josefine Preuß hingegen kann man für ihre Leistung als Sprecherin ein Lob aussprechen. Klingt ihre Stimme auch etwas jung für eine dreißigjährige Protagonistin und teilweise ein wenig unsicher, so trägt sie den Text doch mit einer sehr unterhaltsamen Leichtigkeit vor. Durch ihren Vortrag gewinnt die Figur der Gerri an Profil und wird für den Zuhörer noch besser vorstellbar - und das ist doch das Beste, was eine Hörbuch-Sprecherin erreichen kann.
Fazit:
Mit "Für jede Lösung ein Problem" hat Kerstin Gier es geschafft, eine Geschichte zu schreiben, die nicht nur für leichte Unterhaltung sorgt. Die Erzählung um Gerris Selbstmord ist, trotz einiger Unglaubwürdigkeiten, amüsant, bietet aber auch genügend Denkanstöße, um den Zuhörer auch mal das eigene Leben hinterfragen zu lassen. Die Sprecherin Josefine Preuß hat bei diesem Hörbuch eine so gute Arbeit geleistet, dass sie mit ihrer Stimme die Figur der Gerri noch lebendiger werden lässt.
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Kerstin Gier (Autorin)/ Josefine Preuß (Sprecherin)
Hörbuch: Für jede Lösung ein Problem
Erscheinungsjahr: 2007
Autor der Besprechung:
Konstanze Tants
Verlag:
Lübbe Audio
Preis: € 14,95
ISBN: 978-3-7857-3386-8 |