Horus
Story:
Wir schreiben das Jahr 1888. London liegt in Angst und Schrecken, denn es wird gemordet. Es handelt sich nicht um einfache Morde, die in dieser Stadt sicherlich keine Seltenheit sind. Vielmehr werden sie auf grausame und brutale Weise verübt, die Leichen regelrecht ausgeweidet und immer handelt es sich um "leichte Mädchen". Hinter diesen Morden scheint etwas Geheimnisvolles zu stecken aber die Polizei tappt im Dunkeln. Die Bevölkerung nennt die Geschehnisse nur die "Ripper-Morde".
Etwa zur gleichen Zeit legt ein Schiff im Londoner Hafen an. Es geht eine Frau von Bord, wie sie London noch nie gesehen hat. Ihr Name ist Bast, sie ist schwarz wie die Nacht und sehr anmutig. Doch Bast ist keine gewöhnliche Frau. Sieht stammt aus der Familie, die früher im alten Ägypten als Götter verehrt wurden. Sie ist sehr alt und noch heute kein normaler Mensch. Sie kam nach London, um ihre Schwester zu suchen, doch was sie findet und auch was durch sie ausgelöst wird, ist grausam. Es ist ein Kampf zwischen uralten und übermenschlichen Mächten, der im Verborgenen geführt wird. Die Dunkelheit legt sich über London und die Menschen ahnen nicht, was unter ihnen geschieht.
Meinung:
Hohlbeins große Stärke ist es immer wieder, beim Leser Bilder heraufzubeschwören. Man hat das Gefühl, man befindet sich mitten in der Geschichte und vor dem geistigen Auge läuft ein Film ab. Der Beginn des Buches ist etwas ungewöhnlich für ein Hohlbein-Buch, aber schon bald findet man den roten Faden der Geschichte, der unweigerlich fesselt. Er hat wieder einen Roman geschrieben, der fast von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen weiß. Vor allem durch viele Wendungen, Irreführungen und ein sehr überraschendes Ende wird man immer wieder festgehalten. Sehr spannend ist es auch zu lesen, wie er es schafft, die Ripper-Legende mit den alten ägyptischen Göttern zu verbinden. Eigentlich würde man meinen, es sei nicht möglich. Hier schon!
Es gibt so manche Wendung in dieser Geschichte, die aber trotzdem nicht unübersichtlich wird. Der rote Faden führt den Leser zielsicher durch das Buch. Vor allem aber ist es das Ende, das wirklich nicht vorhersehbar ist. Immer wieder hat man Vermutungen beim Lesen und immer wieder muss man sie verwerfen. Auch beim Ende ist das so. Es ist wohl eines der wenigen Hohlbein-Bücher, bei dem ihm das so wunderbar gelungen ist.
Etwas mehr Tiefgang bei den Göttern hätte man sich vielleicht gewünscht. Schade hier ist, dass die Mythologie in diesem Buch nicht so sehr vorkommt. Ein paar mehr Infos diesbezüglich hätten das Ganze noch spannender und vor allem mystischer gemacht. Etwas Vorwissen bezüglich der Gottheiten ist wohl interessant, aber auch nicht unbedingt von Nöten. Vorwissen zu der Ripper-Legende braucht man nicht, diese Geschichte wird im Roman vollkommen neu aufgerollt. Trotz dieses Kritikpunktes handelt es sich um eine sehr spannende und gut geschriebene Geschichte, von der man einfach nicht loskommt.
Irgendwo hat dieses Buch wohl auch eine Verbindung mit "Anubis" von Hohlbein. Horus ist keine Fortsetzung von Anubis, sondern eine eigene eigenständige Geschichte. Trotz allem ist es sicherlich so gewollt, dass beide Bücher die Namen von ägyptischen Gottheiten tragen. Manch einer findet Horus besser gelungen, wieder ein Anderer sagt, Anubis war besser. Es liegt an jedem selbst herauszufinden, welches Buch besser seinen Geschmack trifft.
Und wie schrieb die Hörzu passend? Zitat: "Hohlbein ist Kult, und Kult verpflichtet."
Fazit:
Ein spannendes Buch, von dessen Geschichte man sich nicht losreißen kann. Für Hohlbein-Fans ein Muss.
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Wolfgang Hohlbein
Horus
Erscheinungsjahr: 2007
Autor der Besprechung:
Sabine Hut
Verlag:
Gustav Lübbe Verlag
Preis: € 19,95
ISBN: 978-3-7857-2257-2
702 Seiten
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