Der eisige Schatten
Story:
Der Zaubererlehrling Kai hat schon einmal die Pläne der bösen Nebelkönigin vereiteln können (siehe "Das unendliche Licht" – Die Chronik der Nebelkriege Teil 1), als diese vor einigen Monaten die Stadt Hammaburg unter ihre Herrschaft bringen wollte. Nun stehen Kai und seine Freunde vor einer neuen Herausforderung: Vor dem Hafen Hammaburgs wird ein treibendes Schiff geborgen, welches vollkommen mit Eis überzogen ist und an dessen Bord die Mannschaft tot aufgefunden wird. Nur ein einziger Passagier auf dem Segler hat überlebt, der Elf Gilraen, ein alter Freund aus Fis Kindheit. Doch sein Überleben wirft Fragen auf: Wie konnte der Elf dieses tödliche Eis überleben? Und welche Beweggründe führen ihn in die Stadt Hammaburg? Noch bevor der Zauberlehrling das Rätsel lösen kann, welches Gilraen umgibt, werden er und sein Meister, der Däumlingszauberer Thadäus Eulertin, zu einem Zaubererkonzil der Feenkönigin Berchtis gerufen, in dem es um die Rettung des Kontinents vor der bösen Nebelkönigin Morgoya und ihren Schergen geht. Viele Gefahren müssen Kai, Fi, Meister Eulertin, Gilraen und die geheimnisvolle Dystariel überstehen, bevor sie das Feenreich betreten können, um dann bei ihrer Ankunft festzustellen, dass das Böse schneller war als sie ...
Meinung:
Während Thomas Finn mit "Das unendliche Licht", dem ersten Teil seiner Chronik der Nebelkriege, einen überaus unterhaltsamen Roman für Jugendliche schuf, krankt "Der eisige Schatten" ein wenig daran, dass es eben der zweite Teil einer Trilogie ist. Die Charaktere sind weiterhin liebevoll beschrieben und ihre Geschichte wird vertieft, aber leider hat das Buch so einige Längen. Man hat ein wenig den Eindruck, dass der Autor so sehr in die von ihm geschaffene fantastische Welt vertieft ist, dass er dem Leser jedes Detail, jeden bezaubernden Ort, jedes ungewöhnliche Element zeigen möchte. Jeder Teil der Geschichte für sich ist wirklich unterhaltsam, bietet Humor und Spannung. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch Thomas Finns fantastisches, mittelalterliches Deutschland, von Hammaburg (Hamburg) über die Harzenen Berge bis in die Schwarzen Wälder und dem Albtraumgebirge, aber darunter leidet leider die Haupthandlung. Die Geschichte bewegt sich nicht wirklich vorwärts, und erst am Ende werden die Geheimnisse aufgedeckt, deren Auflösung sich der aufmerksame Leser schon nach der ersten Hälfte des Buchs zusammenreimen konnte, ohne dass wirklich ein neuer Handlungsbogen entsteht. Trotzdem ist es ein Genuss, mehr über das Leben der Däumlinge zu erfahren, die mit den für sie riesigen anderen Arten zusammenarbeiten müssen. Oder hinter die Kulissen eines Zwergenkönigreichs zu schauen und mit Kai zusammen auf einem Eichhörnchen zu reiten. Und nicht zu vergessen die Freuden und Leiden der ersten großen Liebe, die der Leser mit dem Zauberlehrling zusammen durchlebt. Ein Hinweis für den Leser, der sich nicht die Spannung nehmen lassen möchte: Leider verrät der Klappentext von Ravensburger viel zu viel über die Handlung des Romans. Daher empfiehlt es sich, zugunsten des Lesevergnügens dem Klappentext keine Beachtung zu schenken.
Fazit:
"Der eisige Schatten" ist unterhaltsam, und die Charaktere der Chroniken der Nebelkriege wachsen dem Lesen nun noch mehr ans Herz, doch im Vergleich zum ersten Teil der Trilogie ist der Verlauf der Haupthandlung in diesem Band leider etwas enttäuschend. Es fehlt einfach ein großer Spannungsbogen, auch wenn die einzelnen Teile der Geschichte den Leser schon mitfiebern lassen. Trotzdem muss sich Thomas Finn auch mit diesem Buch nicht hinter den anderen erfolgreichen Autoren im deutschen Fantasybereich, wie zum Beispiel Kai Meyer, verstecken. Und auf jeden Fall macht auch dieser Band der Chroniken der Nebelkriege Lust auf den dritten Band der Reihe!
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