Der zweite Gral
Story:
Der Orden der Gemeinschaft der Gerechten hat seinen Ursprung zur Zeit der Kreuzzüge und hilft all denen, die sich nicht selbst helfen können, fungiert als eine Art Gerechtigkeitspolizei, wo die normale Gerichtsbarkeit nicht oder nur unzulänglich einschreiten kann. Zweimal im Jahr treffen sich die wenigen Mitglieder in Schottland, um die Fortschritte in ihren Projekten zu besprechen. Dabei kommt es zu einem Anschlag, der fast alle Mitglieder das Leben kostet. Nur Lara Mosehni und Emmet Walsh überleben und gehen dem Anschlag auf den Grund. Dabei entdecken sie, dass im Palast eines Scheichs unglaubliche Experimente vor sich gehen, an deren Ende das ewige Leben stehen soll – auf Kosten vieler Menschenleben…
Meinung:
Boris von Smercek ist erst seit 2001 als Autor tätig, arbeitete bis dahin als Bankangestellter – und lebt in München. Er ist einer der wenigen deutschen Autoren, die sich an Thriller herangewagt haben, die sonst eher traditionell von Amerikanern geschrieben werden. Und es ist gut, dass er es gewagt hat. Ihm gelingt mit dem Zweiten Gral eine Geschichte, die in sich stimmig ist und die glaubhafte Charaktere mit einer spannenden und atemlosen Jagd und einem sehr interessanten Thema zu einem gelungenen Ganzen verbindet. Dabei setzt er bei der Titelauswahl bewusst auf Leser, die sich durch die Faszination des Grals anziehen lassen. Zwar wird vielleicht der Eine oder Andere nach der Lektüre enttäuscht sein, dass es sich nicht um eine Mystery Geschichte handelt, und diese wirklich nur wenig mit dem eigentlichen Gral zu tun hat, aber das kann man absolut verschmerzen, wenn man sich anschaut, wie gut die Geschichte aufgebaut ist. Von Smercek spielt geschickt mit den Empfindungen seiner Leser, verteilt die Sympathie für die Protagonisten in einer Art und Weise, dass sich der Leser nie hundertprozentig klar ist, ob er aufs richtige Pferd setzt. Das erzeugt ein weiteres Element der Spannung. Wird man am Ende sich den richtigen Sympathieträger ausgewählt haben?
Ebenso geschickt übergibt von Smercek immer wieder Informationsbrocken an den Leser, ohne ihn dabei aber zu sehr im Stich zu lassen. Schon bald nach Beginn des Buches werden wichtige Storyelemente offenbart, von Smercek hält dabei einige Elemente zurück und bringt diese zum genau richtigen Zeitpunkt mit dem entsprechenden lauten Knall, der den Leser wohlig kribbelnd vor dem Buch sitzen lässt. Ein geschickt gesponnener Handlungsbogen zusammen mit ein paar gruseligen Einlagen sorgt dafür, dass der Leser kaum noch loslassen kann.
Nun ist der Roman gleichzeitig auch noch eine Beschreibung medizinischer Vorgänge, und von Smercek hat ganz offensichtlich eine sehr gute Recherchearbeit geleistet. Denn all dies erscheint dem Leser sehr plausibel, die Vorgänge, die Vorgehensweisen, all dies sind Elemente, vor denen der Leser keineswegs sitzt und sich ungläubig die Augen reibt. Besonders an diesen Stellen braucht der Roman einen Vergleich mit Romanen von Douglas Preston und Lincoln Child keinesfalls zu fürchten, die durchaus zu Recht als Meister der Technothriller gelten.
Der Leser bleibt zum Schluss mit der Hoffnung zurück, dass dieser Roman vielleicht den Anfang einer Reihe von Geschichten des Ordens der Gemeinschaft der Gerechten ist. Denn die Konstellation der Charaktere, die sich zum Ende ergibt, verspricht weiterhin Spannung.
Fazit:
Boris von Smercek könnte ein neuer Stern am Himmel der Techno-Thriller-Autoren werden. Von ihm wird man hoffentlich in Zukunft noch viel hören. Der vorliegende Roman verspricht jedenfalls Einiges.
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Boris von Smercek
Der zweite Gral
Erscheinungsjahr: 2004
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Bastei Lübbe
Preis: € 7,95
ISBN: 3-4041-5378-2
347 Seiten
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