Sakrileg - The Da Vinci Code
Story:
Robert Langdon, Symbolologe aus Harvard, befindet sich aus beruflichen Gründen in Paris, als er einen merkwürdigen Anruf erhält: Der Chefkurator des Louvre wurde mitten in der Nacht vor dem Gemälde der Mona Lisa ermordet aufgefunden. Langdon begibt sich zum Tatort und erkennt schon bald, dass der Tote durch eine Reihe von versteckten Hinweisen auf die Werke Leonardo da Vincis aufmerksam machen wollte – Hinweise, die seinen gewaltsamen Tod erklären und auf eine finstere Verschwörung deuten. Bei seiner Suche nach den Hintergründen der Tat wird Robert Langdon von Sophie Neveu unterstützt, einer Kryptologin der Pariser Polizei und Tochter des ermordeten Kurators. Von ihr erfährt er auch, dass der Kurator der geheimnisumwitterten Sions-Bruderschaft angehörte – ebenso wie Leonardo da Vinci, Victor Hugo und Isaac Newton.
Bei ihren Recherchen stoßen Robert und Sophie immer wieder auf verborgene Zeichen und Symbole in den Werken Leonardo da Vincis, die zum einen auf den Heiligen Gral hindeuten, zum anderen die These stützen, dass Jesus Christus und Maria Magdalena einen gemeinsamen Sohn hatten. Beides würde die Grundfesten der Kirche erschüttern. Erschwert wird die Suche der Wissenschaftler durch das Eingreifen der mysteriösen Organisation Opus Dei, die Roberts und Sophies Erkenntnisse unter allen Umständen unter Verschluss halten möchte – und dabei auch nicht vor Mord zurückschreckt.
Meinung:
Sakrileg – sicherlich ein Roman mit einem der faszinierendsten Themen der letzten Jahre. Doch leider scheint Dan Brown ganz offensichtlich der eigenen Faszination über die von ihm in seinem Werk dargestellten (kunst)historischen Interpretationsansätze zum Opfer gefallen zu sein. Denn während die geschichtlichen Bezüge stets korrekt, exakt und in aller Genauigkeit wiedergegeben werden, bleibt die eigentliche Handlung auf der Strecke. Klar, "Sakrileg" ist ein durchaus gelungener, atmosphärischer Thriller, der auch spannend zu lesen ist. Aber spätestens ab dem Höhe- und gleichzeitigen Wendepunkt der Handlung sinkt das Niveau rapide ab und die vorher lange aufgebaute Erwartungshaltung des Lesers wird enttäuscht. Brown macht es sich mit seiner Lösung etwas sehr leicht und scheint plötzlich auf Logik keinen sonderlichen Wert mehr zu legen. Nur wenige Seiten zuvor war gerade diese Entwicklung noch durch Informationen aus dem Gedankengang einer der am Verbrechen beteiligten Personen ausgeschlossen worden, wurde dem Leser geradezu mit dem Holzhammer eingetrichtert, dass eben diese Person nicht der Obergangster sein kann.
Dass sie es nun doch ist, stellt eine nicht wirklich glückliche Wendung dar.
Die Auflösung über Langdons "Gegner" enthält viel zu viele absurde Zufälle um glaubwürdig wirken zu können. Das zuvor fein säuberlich aufgebaute Spannungsgerüst fällt quasi von einer Seite auf die nächste ein, einer geradezu lächerlichen Erklärung zum Opfer fallend, welche lieblos und ohne große Kreativität schnell zusammengezimmert worden zu sein scheint. "Was? Das kann’s doch jetzt wirklich nicht gewesen sein!" dürfte sich sicherlich so mancher Leser angesichts dieses Erklärversuchs denken.
Im Gegensatz zum Vorgängerroman "Illuminati" (der zwar auch einige chaotische Wendungen nimmt, die aber am Ende in sich schlüssig sind), welcher neben einer interessanten historisch-wissenschaftlichen Grundidee auch eine Handlung hat, die bis zur letzten Seite spannend und fesselnd bleibt, wird der Leser bei "Sakrileg" allein durch seine Neugier darauf zum Weiterlesen bewegt, wie und in welcher Form sich der Heilige Gral denn nun schließlich präsentieren wird.
Schade, dass Dan Brown hier seine Chance auf einen rundum gelungenen Thriller anscheinend ziemlich gleichgültig vertan hat. "Sakrileg" ist bis zu besagter Wendestelle ein hervorragender Roman und hätte einen ebensolchen Schluss verdient, keine Handlung, die mittendrin auf der Strecke bleibt.
Offensichtlich beruht die Anziehungskraft des Buches alleine auf der Tatsache, dass in ihm für die Allgemeinheit vermutlich revolutionäre Ideen präsentiert werden. Geheime Botschaften in Werken alter Meister, ein verheirateter Jesus, der Heilige Gral. Verständlich, dass die Neugier des Lesers geweckt wird. Als Wissensquelle über Templer, Prioreien, Kirchenprälaturen, Kunstgeschichte und vieles mehr ist das Buch denn auch eine wahre Fundgrube, womit sich in Anbetracht der holprigen Handlung der Eindruck breit macht, dass Dan Brown vielleicht lieber ein Sachbuch zu diesem Thema hätte verfassen sollen.Positiv muss allerdings angemerkt werden, dass diese illustrierte Ausgabe sehr schön gestaltet ist, und man sich doch um einiges besser in die Story hinein findet, wenn man die besprochenen Kunstwerke und Bilder direkt vor sich sieht.
Fazit:
"Sakrileg" dürfte eines der überbewertetsten Bücher der letzten Zeit sein. Ein literarischer Grund liegt für die allgemeine Euphorie sicherlich nicht vor, storytechnisch ist der Thriller doch sehr mau und fällt im Gegensatz zu Browns anderen Romanen, die ausnahmslos hervorragend sind, doch sehr tief ab. Wer es dennoch nicht lassen kann und das Buch lesen will, sollte zur illustrierten Ausgabe greifen.
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Dan Brown
Sakrileg - The Da Vinci Code
The Da Vinci Code
Übersetzer: Piet van Poll
Erscheinungsjahr: 2005
Autor der Besprechung:
Jano Rohleder
Verlag:
Gustav Lübbe Verlag
Preis: € 24,90
ISBN: 3-7857-2227-3
511 Seiten
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