Das Ikarus Projekt
Story:
Rip Cantrell findet bei seismischen Messungen ein offensichtlich 140.000 Jahre altes, aber voll funktionsfähiges UFO. Schnell werden verschiedene Parteien auf den Fund aufmerksam. Air Force, ein reicher Australier namens Hedrick und die lybische Armee wollen sich das UFO unter den Nagel reißen. Rip verbündet sich überraschend mit der Testpilotin Charley Pine und zusammen gelingt es die fliegende Untertasse ins All zu fliegen. Doch was nun?
Meinung:
Die Ausgangsbasis ist spannend. Ein uraltes UFO, das weiterhin funktioniert. Viele Interessenten, die sich geradezu darum reißen. Das ist Grundlage für einen spannungsgeladenen Thriller - das will man meinen. Und so ist nach einem Blick auf den Umschlagstext schnell klar: Den Band muß man haben. Schließlich sprich darauf auch das People Magazin von Stephen Coonts als Meister des Techno-Thrillers. Doch das ist leider in einigen Belangen weit gefehlt.
Das Buch weißt generell einige ziemlich störende Längen auf. Die Geschichte hätte erheblich komprimiert werden können. Stattdessen nimmt Coonts immer wieder das Tempo in einem Maß heraus, daß der Leser vor eine Geduldsprobe gestellt wird. Dann wieder kommt es zu Actionszenen, bei denen der Leser geradezu in den Bann der dahinfliegenden Seiten gezogen wird und er sich denkt: "Na, warum nicht gleich so?". Coonts scheint das auch selbst nicht so recht zu wissen. Immer wieder scheint es, als würde er die Pausen nur deswegen einlegen, weil er nicht genau die nächsten Schritte vorausgeplant hat. Und so schwankt auch der Leser immer wieder zwischen der Frage, was es denn nun sein soll? Thriller, Science Fiction, Abenteuergeschichte? Alles drei könnte durchaus auf den Roman zutreffen.
Einen besonderen Griff in eine bestimmte Örtlichkeit leistet sich aber Coonts bei seinen Charakteren. Typisiert bis zum Geht-Nicht-Mehr. Der Bösewicht ist eben ein reiner Bösewicht, dem der Leser nicht einmal einen Funken entgegen bringen kann. Der Held ein junger Mann, der genausowenig wie die Geschichte weiß, in welche Richtung seine Rolle sich bewegen soll. Die Reihe der Typisierungen ließe sich beliebig fortsetzen. Das Schlimmste dabei sind aber die Namen. Rip Cantrell, Charley Pine, Egg Cantrell, Red Sharkey, Bernice, Rigby, Bomber Joe - alle Namen klingen schon so, als kämen sie aus einem billigen Groschenroman und als hätte Coonts nicht nur durch die reine Erzählung, sondern schon durch die Namen eine Typisierung vornehmen wollen. Das ist dann schon eher peinlich und einfallslos.
Fazit:
Sicher: Für Zwischendurch mag dieser Thriller ganz nett sein und während eines Urlaubs eine ganz nette Lektüre. Aber ein großer Wurf ist Das Ikarus-Projekt sicher nicht. Stephen Coonts tut sich damit jedenfalls keinen großen Gefallen.
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Stephen Coonts
Das Ikarus Projekt
Saucer
Übersetzer: Andreas Heckmann
Erscheinungsjahr: 2004
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Blanvalet
Preis: € 8,90
ISBN: 3-442-35887-6
411 Seiten
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