Verschwörung (Millennium, Band 4)
Story:
Frans Balder, der führende Experte auf dem Bereich der künstlichen Intelligenz (KI), flüchtet aus den USA zurück nach Schweden, um sich um seinen autistischen Sohn August zu kümmern und um sich vor seinen Verfolgern zu verstecken. Mikael Blomkvist braucht dringend eine neue brisante Geschichte, denn Millennium, die Zeitschrift, für die er alles geben würde, steht auf der Kippe. Durch einen ehemaligen Assistenten Balders erfährt er, dass dessen Erfindung zur KI durch Industriespionage geklaut wurde. Zuerst interessiert ihn die Geschichte nicht wirklich, bis es Hinweise gibt, dass auch Lisbeth Salander sich mit dem Fall beschäftigt. Eine neue spannende Jagd in die Abgründe der Gesellschaft beginnt.
Meinung:
Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist kämpfen auch in dem vierten Band der Millenniumreihe wieder gegen die Korruption und Intrigen der Gesellschaft, welche nur allzu oft keine Grenzen zwischen staatlichen Behörden und kriminellen Machenschaften ziehen. In diesem Band rückt jedoch die Gegenwart mehr in den Blickwinkel und damit ein hochaktuelles Thema: inwieweit dürfen Geheimdienste alle abhören und was passiert, wenn der Mensch etwas erschafft, dass intelligenter ist, als er selber?
David Lagercrantz hat diese Fortsetzung der Romane von Stieg Larsson geschrieben, welcher 2004 leider an einem Herzinfarkt verstorben ist. Bevor man sich mit dem Inhalt dieses Buches beschäftigt, bleibt die Frage, ob es richtig war einen weiteren Roman zu schreiben. Larssons langjährige Lebensgefährtin versuchte sich vehement dagegen zu wehren, da ihrer Meinung nach Larsson dies so nie gewollt hätte und es auch bereits ein Manuskript für den vierten Teil von ihm selber gäbe. Larssons Bruder und Vater stimmten einem Weiterführen der Geschichte hingegen zu, da die Romanreihe ursprünglich 10 Bände umfassen sollte.
Das Buch ist spannend, man möchte es nicht aus der Hand legen. Es ist durch und durch ein guter Thriller und es ist auf jeden Fall wert ihn zu lesen. Er ist super geschrieben, er lässt sich super lesen und eigentlich gibt es nichts zu beanstanden.
Dennoch hat man als Leser das Gefühl, dass etwas fehlt. Es ist die Düsternis, die verdorbene Welt und das Kämpferische, welches sich in Larssons Romanen immer in den Vordergrund drängte. Dieses etwas Unperfekte, dieses Hinweisen auf eine andere, eine Schattenwelt in der Gesellschaft, die unsere heile Welt bedroht wenn wir nicht etwas dagegen tun.
In Lagercrantz Fortsetzung geht es auch nach Amerika und in die NSA. Trotz all der öffentlichen Kritik und der Angst vor dem Ausspionieren, stellt Lagercrantz diese Behörde mehr als guten großen Bruder da und sogar der schwedische Geheimdienst, welcher die Verbrechen von Lisbeths Vater erst ermöglichte, wird auf einmal ganz nett. Das kann zum einen damit zu tun haben, dass die Schweden ein anderes Verhältnis zum Datenschutz haben (Bargeldloses Bezahlen mit dem Handy ist normal - und keiner macht sich Gedanken über Datenklau), zum anderen damit, dass Lagercrantz im Gegensatz zu Larsson aus der Oberschicht der Gesellschaft kommt.
Stieg Larsson war ein Kämpfer gegen den Rechtsextremismus und dies wurde auch in seinen Romanen deutlich. Bei Lagercrantz fehlt diese lodernde Flamme.
Fazit:
Trotz aller Streitigkeiten um eine Fortsetzung der Millennium-Geschichte ist dies ein handwerklich guter, spannender Thriller mit neuen Ideen. Nur selten fühlt er sich wie eine Aufwärmung der alten Bücher an, auf der anderen Seite geht aber auch das schwedische verloren, als die USA beginnt mitzumischen. Das Thema ist gut gewählt und regt den Leser zum Nachdenken an. Dennoch ein Wermutstropfen bleibt, es ist kein "echter" Stieg Larsson Roman.
|