Homo Sapiens 404 Sammelband 4: Die Eroberer
Story:
Mariana Gonzales ist jetzt vollkommen durchgedreht. Sie geht in ihrer Rolle als Religionsführerin vollends auf. Und jeder, der sich ihr nicht unterordnet, ist schon so gut wie tot. Für die Crew der T. S. Eliot bedeutet das nichts Gutes.
Meinung:
Mit "Die Eroberer" beendet Claudia Kern jetzt ihre "Homo Sapiens 404"-Reihe. Seit einem Jahr sind die Sammelbände ihrer Romanreihe im Cross Cult-Verlag herausgekommen. Und man darf gespannt sein, wie es mit der Autorin weitergehen wird.
Mariana Gonzales hat ihr eigenes Reich aufgebaut. Sie ist die uneingeschränkte Herrscherin und alles und jeder muss sich ihr und ihren religiösen Visionen unterordnen. Für Kipling, den Hacker der T. S. Eliot, bedeutet das nichts Gutes. Er ist in diesem Reich wie gefangen und kann nur dank seiner Datenbrille Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen.
Doch auch die anderen Crewmitglieder können nicht viel unternehmen. Eines ihrer Crewmitglieder hat vermutlich viel zu ihrer aktuellen Hilflosigkeit beigetragen. Und sie wissen nicht, wem sie vertrauen können und wem nicht. Und doch gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Denn ein Heilmittel gegen die Zombieepidemie scheint in Sicht zu sein. Vorausgesetzt natürlich, es überleben alle beteiligten.
Das Hauptmanko, dass die "Homo Sapiens 404"-Reihe wiederholt hatte, war die Tatsache, dass die Autorin wiederholt Geek-Anspielungen einbaute, die irgendwie nicht in den zeitlichen Kontext passten. Wiederholt wurde auf Google, Wikipedia, Chats oder ähnlichen bekannten Internet-Elemente angespielt oder als wesentliches Handlungselement eingebaut. Nicht immer passte das. Allzu häufig hat man sich mehr darüber geärgert, weil man den Eindruck hatte, dass es Frau Kern mehr auf das Augenzwinkern ankam, anstatt auf den Zusammenhang.
In dieser Ausgabe ist dem nicht der Fall. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, dass alles passt. Die Namen der entsprechenden Internetelemente werden nicht mehr mit der zu vorigen Vehemenz dem Leser näher gebracht. Stattdessen sind sie einfach nur noch da und bilden den Hintergrund für einen spannenden Roman, bei dem quasi alles möglich ist.
Denn spannend ist das Buch, wenn auch mit einigen Anlaufschwierigkeiten, doch dazu später mehr. Langsam und unmerklich dreht die Schriftstellerin an der Spannungsschraube und baut wiederholt Elemente ein, die einem das Herz scheinbar zum Stillstand bringen. Wie wäre zum Beispiel mit der Flucht durch ein zombieverseuchtes Gebiet? Und dabei spielt ein Rollstuhl eine wichtige Rolle, da eine Person auf diesen angewiesen ist. Wird dies ein Desaster? Die Antwort wird man in diesem Band finden. Und man hat hoffentlich genügend Fingernägel vorhanden, denn man wird vor Spannung an diesen kaufen!
Dabei dreht die Autorin ihre Figuren wie üblich kräftig durch die Mangel. Es macht Spaß zu lesen, wie die Figuren leiden. Wie Kipling in dem religiösen Regime von Mariana Gonzales aufpassen muss. Oder wie Ama'Ru versucht ein Heilmittel zu finden, derweil in ihr drinnen der Virus tobt. Es sind keine heiteren Momente, die man hier liest.
Und doch ist der Roman auch eine kleine Enttäuschung. Er braucht lange, um Fahrt aufzunehmen. Und am Ende hätte man sich gerne mehr Details gewünscht. Denn das Ende ist etwas zu plötzlich und viele Fragen und Schicksale bleiben ungeklärt.
Trotzdem: "Reinschauen" sollte man dennoch in das Buch
Fazit:
Mit "Homo Sapiens 404: Die Eroberer" endet jetzt die Reihe von Claudia Kern. Erneut schreibt die Autorin eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte, bei der die ständigen Geek-Anspielungen wohltuend zurückgeschraubt wurden. Die Charaktere werden dabei kräftig durch die Mangel gedreht. Schade nur, dass das Buch Anlaufschwierigkeiten hat und dass das Ende einen nicht wirklich zufriedenstellt.
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