Die Geschichte der Welt in einem Band
Story:
Die Weltgeschichte zu erklären oder zu erzählen ist oft eine Mammutaufgabe. So etwas kann oft mehrere Bände umfassen. Der Versuch, dies in einem einzigen Buch zu schaffen, wirkt da gewagt.
Meinung:
Und doch wagt sich Helmut Michels an diese Mission. Sein Buch trägt den Titel "Die Geschichte der Welt in einem Band". Ob das Unterfangen gelungen ist?
Der Autor wurde 1960 in Mayen/Eifel geboren. Er studierte an der Universität Trier Germanistik und Geschichte und promovierte mit einer Arbeit über Joseph Goebbels. Danach arbeitete er als Lehrer für Deutsch und Geschichte am Fürstenberg- Gymnasium in Recke/Westfalen. Er zeigt besonderes Interesse an dem Europa des achten Jahrhunderts und die Zeit des Dritten Reiches. Gleichwohl hat er ab dem Jahr 2000 über 50 Rezensionen zu fast allen Epochen der Weltgeschichte herausgebracht.
Geht das überhaupt, die Weltgeschichte in einem einzigen Buch zusammenzufassen? Fällt da nicht das eine oder andere hintenüber? Das tut es in der Tat. Doch der Autor geht damit offen und ehrlich um. Er macht von Beginn an deutlich, dass er einige Aspekte, wie zum Beispiel den geografischen bewusst beiseitelässt.
Doch um ehrlich zu sein, stört das nicht. Im Gegenteil: Man hat nicht das Gefühl, dass hier etwas Essentielles ignoriert worden ist. Dafür ist der Rest des Buches zu unterhaltsam geworden.
Hauptsächlich konzentriert sich der Autor dabei auf die Frage, wieso Europa zu dem wichtigsten Kontinent der letzten Jahrhunderte wurde. Es ist ihm natürlich bewusst, dass heutzutage die USA oder China eine wichtigere Rolle spielen. Doch sehr viele der heutigen Themen lassen sich über kurz oder lang auf die Alte Welt zurückführen, die schließlich über einen langen Zeitraum die Geschicke der Welt lenkte.
Gleichwohl glorifiziert er die Taten des Kontinents nicht. Im Gegenteil: Er geht durchaus kritisch damit um und macht klar, dass die Kultur Europas eben nicht anderen überlegen war, sondern im Gegenteil nicht besser aber auch nicht schlechter war.
Doch bis er diese Frage beantworten kann, lässt er sich Zeit. Zeit, die auch nötig ist, um den Werdegang dieser Bedeutung zu schildern. Er fängt mit den ersten Zivilisationen der Menschheit an, mit den Assyrern, den Babyloniern und den Ägyptern und arbeitet sich von dort aus vor.
Und auch, wenn sich ein Großteil der Kapitel mit dem Thema Europa in der einen oder anderen Art beschäftigen: Er ignoriert den Rest der Welt nicht! So wird während des Themenblocks "Mittelalter" ein Großteil darauf verwendet, auch außereuropäische Hochkulturen zu analysieren. Es wird dabei auch versucht, herauszufinden, wieso zudem wurden, was sie damals waren. Und ebenso, was verhinderte, dass sie an die Stelle der Europäer traten.
Der Schreibstil ist nüchtern gehalten und auch verständlich. Selbst als Laie wird man kein Problem damit haben, den Argumenten des Autors zu folgen. Dabei ist das Besondere, dass Helmut Michels gegen Ende eines jeden Abschnittes mehrere Lektüren empfiehlt, mit denen man sich näher beschäftigen kann. Man wird sicherlich das eine oder andere Werk vorfinden, dass man sich näher angucken kann.
Auf jeden Fall ist dieses Buch ein "Klassiker" und hat den "Splashhit" verdient.
Fazit:
Helmut Michels "Die Geschichte der Welt in einem Band" ist ein wagemutiges Buch. Man mag irgendwie nicht glauben, dass das Vorhaben des Autors funktioniert. Und doch ist dem so. Der Schriftsteller packt diese Thematik geschickt an und geht offen damit um, dass er bestimmte Aspekte ignoriert. Er konzentriert sich ganz auf Europa, glorifiziert den Kontinent jedoch nicht. Ebenso vergisst er andere Hochkulturen nicht, sondern zeigt auf, was verhindert haben könnte, dass sie nicht die Welt so sehr beeinflussten, wie eben Europa. Der Schreibstil ist nüchtern und verständlich und die Literaturtips am Ende eines jeden Kapitels sind Gold wert.
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