Rehab: Hamburg Rain 2084
Story:
Ist Daniel Hallenbeck ein Mörder? Auf jeden Fall wird er ohne Erinnerungen nahe einer toten Frau gefunden. Doch schon bald wird klar, dass hinter dieser Tat mehr steckt.
Meinung:
Mit "Rehab" ist jetzt der dritte Teil der "Hamburg Rain 2084"-Reihe erhältlich, wodurch die erste geplante Staffel zur Hälfte vorbei ist. Noch ist nicht klar, ob es eine zweite geben wird. Geschrieben wurde der Roman übrigens von Ralf Wolfstädter.
Der Autor wurde 1976 geboren. Er studierte Informatik und Elektrotechnik, ehe er dank der Arbeit an Kurzfilmen zum Schreiben von Geschichten fand. Sein erster Roman war "Svarogia".
Im Prinzip scheint die Lage klar zu sein: Daniel Hallenbeck ist ein Mörder. Er wurde mit blutigen Händen neben dem Körper einer toten Frau gefunden. Doch in diesem Fall scheint die Lage doch nicht so eindeutig zu sein.
Denn der vermeintliche Mörder findet bald heraus, dass er Teil einer Verschwörung zu sein scheint. Etwas oder jemand experimentiert mit dem Gehirn der Menschen herum. Er manipuliert ihre Persönlichkeit. Und Daniel Hallenbeck spielt in diesem Experiment eine große Rolle. Verfolgt von der korrupten Polizei macht er sich so daran, den wahren Täter zu finden.
Von allen Hauptfiguren, die "Hamburg Rain 2084" bislang hatte, ist Daniel Hallenbeck der vermutlich kaputteste. Denn er ist verzweifelt, weil er sich nicht erinnern kann, was geschehen ist und wieso er in diese für ihn unglückliche Situation gekommen ist. Und gleichzeitig jemand, der noch mehr als sonst eher im grauen Spektrum der Persönlichkeiten angeordnet ist. Seine Suche nach der Wahrheit ist mehr auf Grund seines Egos wichtig, als der Verhinderung einer großen Schandtat.
Überhaupt ist diese Geschichte die vielleicht ambivalenteste, was Moral und so angeht. Hier fehlen eindeutig die strahlenden, wirklich heldenhafte Charaktere. Und wenn es solche gibt, sind sie meistens schnell tot. In dieser Geschichte überlebt man nicht, wenn man nur gute Absichten hat. Wenn man Glück hat, wie der Transvestit, der Daniel hilft, kommt man nur mit einigen Blessuren davon.
Gleichzeitig wird in dieser Geschichte noch mehr als in den vorherigen Hamburgs Situation in der Zukunft thematisiert. Man erfährt, dass es nicht mehr möglich ist, nach außerhalb der Stadt zu reisen, da die Natur so kaputt ist, dass ein Überleben quasi unmöglich ist. Und dazu kommt dann auch noch die in Ebenen aufgeteilten Stadt an sich, in der die, die oben leben mit Unbehagen auf die achten, die in den unteren Schichten vor sich hin vegetieren. Was auch mit Motivation für die Ereignisse sind, die die Handlung dieses Romans auslösen.
Das dabei sowohl oben als auch unten längst nicht alles in Ordnung ist, beweist Ralf Wolfstädter wiederholt. Er lässt Charaktere auftreten, die nur daran Interesse haben, sich selbst weiter voran zu bringen. Wie und auf welche Weise ist ihnen egal. Und so erlebt man den korrupten Polizisten Kito, der seinen Posten dazu nutzt, um an Daniel Hallenbeck zu gelangen, ihn festzusetzen, im Namen seines mysteriösen Auftraggebers.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Leute mehr Hintergrund erhalten würden, die hinter den ganzen Ereignissen stecken. Sie tauchen im Prinzip nur zwei bis dreimal im Roman auf, doch darüber hinaus erhalten sie nicht viel Tiefe. Man weiß nicht, woher sie kommen beziehungsweise, wieso sie ausgerechnet auf Daniel Hallenbeck gekommen sind.
Auch irritiert die starke Überlebensfähigkeit des Protagonisten. Damit ist gemeint, dass er wiederholt in einige gefährliche Auseinandersetzungen gerät und diese immer auf eine besonders glückliche Art und Weise gewinnt. Nur dass dieser Ausgang des Kampfgeschehens stark strapaziert wird und deshalb schon bald unglaubwürdig wirkt und der Glaubwürdigkeit der Figur Daniel Hallenbecks schadet.
Deshalb wird dieser Roman "Für Zwischendurch" empfohlen.
Fazit:
Ralf Wolfstädters "Rehab" bietet einen guten Einblick in die graue Realität von "Hamburg 2084". Noch mehr als sonst sind die Figuren und ihre jeweilige Motivation ambivalent. Ebenso wird auch die Stadt selber in den Mittelpunkt der Handlung gestellt. Was allerdings schade ist, ist, dass einige wichtige Figuren keine Charaktertiefe erhalten und das Hauptcharakter Daniel Hallenbeck geradezu unglaubliches Glück hat, was Kämpfe angeht.
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