Mr. Duckworth sammelt den Tod
Story:
Endlich steht Morris Duckworth am Ziel seiner Träume. Er ist reicht, glücklich verheiratet, hat zwei reizende Kinder und ist erfolgreicher Kunstsammler. Jetzt möchte er noch berühmt werden, indem er eine Ausstellung stiftet, in der es sich um das Thema Tod dreht. Doch wie üblich läuft nicht alles perfekt. Und erneut müsste Mr. Duckworth töten, um ans Ziel zu kommen.
Meinung:
Zum letzten Mal erlebt man die Eskapaden von Morris Duckworth. Denn mit "Mr. Duckworth sammelt den Tod" ist jetzt das Ende der Romantrilogie rund um den charmanten Schwerenöter erschienen.
Morris Duckworth hat es geschafft. Er musste zwar die zweite der drei Trevisan-Schwestern umbringen. Doch dafür ist er jetzt mit der dritten und ältesten, Antonella verheiratet. Er ist Vater zweier hinreißender Kinder und erfolgreicher Vorstand des Familienimperiums als auch Kunstsammler. Dass er sich nebenbei eine junge, ausländische Studentin als Geliebte hält, ist da eher nebensächlich.
Doch Morris will mehr. Er will die ultimative Anerkennung. Und will dafür eine Ausstellung dem Museum seiner Stadt stiften. Doch am Ende läuft es wieder nicht so, wie er es sich vorstellt. Lauter Hindernisse tauchen auf, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Und seine mörderischen Instinkte wachrufen.
Same Procedure as last time? Das ist man geneigt, sich angesichts der Inhaltszusammenfassung zu fragen. Fast scheint es so, als ob Tim Parks es sich einfach gemacht hat und den Plot der letzten beiden Bände - Morris Duckworth will Erfolg und Anerkennung und geht dafür über Leichen - aufgenommen und nur leicht variiert hat. Doch das Gegenteil ist der Fall!
Die Grundsteine, auf denen der Roman aufbaut, mögen denen der vorherigen Bände ähneln. Doch das Endergebnis ist ein anderes. Was Tim Parks hier erzählt und beschreibt ist eine Story, die sich schon allein dadurch unterscheidet, dass eben sein Titelheld Morris es im Prinzip endlich geschafft hat. Er ist reicht, erfolgreich und endgültig Teil der Trevisan-Familie. Doch da ist immer noch seine Seite, die sich nach Anerkennung sehnt! Und die ist erneut der Anlass für diverse Eskapaden.
Nur, dass Morris dieses Mal Anerkennung nicht von der Familie sehnt, in die er jetzt eingeheiratet hat. Jetzt ist es die Gesellschaft, die Politik, von der er sich insgeheim wünscht, dass sie seine Erfolge anerkennt. Und so biedert er sich der Lega Nord an, jener rechtspopulistischen Partei Italiens, die allerdings ihn nicht für voll nimmt, wie eine bestimmte Szene zu Beginn des Romans zeigt. Gleichzeitig jedoch ist Tim Parks Protagonist sehr ambivalent, was seine Wünsche und Bedürfnisse angeht.
Es ist dieser Kontrast zwischen Morris Anbiederung und der Realität. Auf der einen Seite redet er der Lega Nord nach dem Mund und hat auf der anderen gleichzeitig eine Affäre mit einer ausländischen Studentin, ohne dass das für ihn ein Widerspruch wäre. Und er ist nicht der einzige, der insgeheim anders agiert, als es seine Ideologie voraussetzt, der doppelzüngig vorgeht.
Mehr noch als die anderen Romane ist "Mr. Duckworth sammelt den Tod" deshalb vor allem eine Parodie auf die gehobene, italienische Gesellschaft mit ihrer Doppelmoral. Jeder kriegt hier sein Fett wett: Die Kirche, die Politik und der (Geld)Adel. Und das alles beschreibt Tim Parks mit einer herrlich spitzen Feder.
Deshalb ist der Roman auch ein "Klassiker" und erhält den "Splashhit".
Fazit:
Der letzte Auftritt von Morris Duckworth in "Mr. Duckworth sammelt den Tod", ist dem Autoren Tim Parks wieder wunderbar gelungen. Er beschreibt gekonnt die Neurosen seiner Hauptfigur, die insgeheime Sehnsucht nach Anerkennung, trotz des Erfolgs, den er inzwischen hat. Der Kontrast zwischen der Realität und seinem Anbiedern an all jene, die für seinen potentiellen Erfolg wichtig sein könnten. Dabei ist dieser Band deshalb vor allem auch eine herrliche Parodie auf die Upper Class Italiens, da hier Kirche, Politik und (Geld)Adel ihr Fett wegbekommen. Grandios!
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