Thallium
Story:
Als eines Tages Fátima auf offener Straße angegriffen wird, flieht sie mit ihrer Tochter. Als sie versucht, herauszufinden, was der Grund für diese Attacke war, stößt sie auf ein Rätsel, das mit ihrer Vergangenheit zusammenhängt. Und schon bald muss sie feststellen, dass ihre Eltern nicht das waren, was sie vorgaben zu sein.
Meinung:
Thallium ist ein hochgiftiges Element, das bei Menschen zum Tode führen kann. Trotzdem wird es unter anderem bei bestimmten Gläsern zur Herstellung verwendet. Der Autor Javiar Sebastián hat als Titel für sein neustes Werk ausgewählt.
Der Autor wurde 1962 in Saragossa geboren. Er hat mehrere Romane geschrieben, wobei er sein Deutschlanddebüt mit "Der Radfahrer von Tschernobyl" feierte. In seinen Werken vermischt er geschickt Fakt und Fiktion.
Fátima ist eine junge Spanierin, die als Reporterin arbeitet und nebenbei Mutter einer jungen Tochter ist. Doch als sie eines Tages ihr Kind von der Schule abholen will, wird sie in ihrem Wagen auf offener Straße angegriffen. Ein Rentner zertrümmert mit einer Bowlingkugel ihr die Windschutzscheibe.
Fátima flüchtet mit ihrer Tochter und beginnt nachzuforschen, wieso sie attackiert worden ist. Dabei entdeckt sie einen Zusammenhang zwischen der Tat und ihrem Vater General Gerardo Moreo, der vor einigen Wochen tot aufgefunden wurde. Schon bald stößt sie auf ein Intrigennetz, in dem hochrangige Militärs aus Spanien und Frankreich unter anderem in politisch motivierte Morde verwickelt waren. Und auch ihre Mutter, eine Trüffelsucherin, hat eine dunkle Vergangenheit, die mit diesen Ereignissen in Verbindung zu stehen scheint.
Es fiel dem Redakteur schwer, dieses Buch durchzulesen und sich dabei eine eigene und faire Meinung zu bilden. Das liegt weniger an der Geschichte, als vielmehr an der Schreibweise von "Thallium". Denn der Autor verzichtet bei den Dialogen auf sämtliche Anführungszeichen, wodurch man sich beim Lesen enorm konzentrieren muss, um genau mitzukriegen, wer jetzt gerade was sagt.
Man muss ihm allerdings auch zu Gute halten, dass er eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte schreibt. Schon der Beginn setzt ein Ausrufezeichen in der Handlung! Die plötzliche und unvorhersehbare Attacke auf Fátima ist ein Schock, sowohl für sie, als auch für den Leser. Man fragt sich, wieso der Rentner dies getan hat. Was war sein Ziel?
Und dann, nach und nach, erfährt man einiges über die Hintergründe der Ereignisse. Und selbst für einen Nicht-Spanier ist es interessant, über die historischen Gegebenheiten zu lesen. Denn auch hier verwebt der Autor reale Fakten mit fiktionalen Personen.
Gleichzeitig bietet er auch jede Menge Enthüllungen an, die einem den Atem rauben. Vor allem der Subplot mit der Mutter von Fátima ist hochinteressant. Nach außen scheint sie eine harmlose Trüffelsammlerin zu sein. Doch dann erfährt man mehr über sie und merkt, dass sie tiefer in die Affäre verwickelt ist, als Fátimas Vater.
Allerdings ist es wie gesagt schwer, in die Handlung einzusteigen, geschweige denn durchzusteigen. Denn durch die fehlenden Anführungszeichen liest sich alles sehr monoton. Es fällt einem schwer, in seinem Kopf Stimmen zu den jeweiligen Charakteren zu entwickeln. Alle klingen irgendwie gleich, auch wenn sie das natürlich nicht sind.
Ein weiterer negativer Faktor ist, dass er außerdem dazu neigt, Vergangenheit und Gegenwart ineinander fließen zu lassen. Auch hier muss man stark aufpassen, dass man den Wechsel zwischen den Zeiten mitkriegt. Die Ursache hierfür liegt ebenfalls in den fehlenden Anführungszeichen und der daraus resultierenden Monotonie. Es ist einfach einschläfern.
Und so ist das Buch am Ende etwas "Für Zwischendurch".
Fazit:
Die Geschichte von Javier Sebastiáns "Thallium" ist interessant und abwechslungsreich. Der Autor lässt einen teilhaben an einer verwinkelten Geschichte, in der er gekonnt Fakt und Fiktion miteinander vermengt. Viele Enthüllungen sind schier atemberaubend. Jedoch ist es schwer, in die Handlung einzusteigen, geschweige denn durchzusteigen. Denn da der Autor die Angewohnheit, auf Anführungszeichen bei der Rede zu verzichten, werden diese zu einem monotonen Ganzen, was auch für den Wechsel der Zeiten gilt. Man muss scharf aufpassen, um den Überblick nicht zu verlieren, was einem schwer fällt.
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