Nachtschatten 1: Unantastbar
Story:
Jeder besitzt einen Schutzengel. Doch nur wenige sind in der Lage, diesen auch wahrzunehmen. Lily ist so eine. Sie ist eine Jägerin, die die normale Welt vor der Übernatürlichen schützt. Doch eines Tages stößt sie auf eine Verschwörung, die ihr gesamtes Weltbild durcheinanderbringt.
Meinung:
In vielen westlichen Religionen spielen Engel eine besondere Rolle. Und so gibt es viele, die sich einbilden, mit diesen besonderen Wesen kommunizieren zu können. Doch was wäre, wenn es sie wirklich geben würde? Bei Juliane Seidels "Nachtschatten 1: Unantastbar" sind sie essentieller Bestandteil ihrer Romanwelt. Dabei handelt es sich um den Auftakt für eine geplante Trilogie, deren zweiter Teil bislang noch nicht angekündigt worden ist.
Die Autorin wurde 1983 geboren. Sie lebt seit mehreren Jahren in Wiesbaden und arbeitet hauptberuflich als Technische Redakteurin. Nebenberuflich programmiert sie Internetseiten, illustriert mit ihrer Partnerin Tanja Meurer Bücher und ist seit zehn Jahren als Schriftstellerin aktiv. Außerdem ist sie Inhaberin des Portals "Like a Dream" und hat das schwullesbische Lesefestiva "QUEER gelesen" organisiert und ist Mitglied des Filmteams der Homonale Wiesbaden.
Endlich hat es Lily geschafft! Sie hat die Prüfung zur Jägerin bestanden. Doch bei ihrer Einschwörung begegnet sie dem Magier Silas. Was im Prinzip ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Denn in ihrer Welt hat jeder einen Schutzengel, sogar Vampire und Werwesen. Ohne diese Engel ist es ihnen nicht möglich, die Menschen vor den übernatürlichen Wesen zu schützen. Doch Magier nutzen ihre Begleiter für ihre eigenen Zwecke. Sie verstümmeln sie und gewinnen so ihre Macht, weshalb sie von den anderen nicht gerne gesehen sind.
Doch bald hat Lily andere Probleme. Es stellt sich heraus, dass sie Teil eines Komplotts ist, das bis in ihre eigene Vergangenheit zurückreicht. Es scheint, als ob alles und jeder Geheimnisse vor ihr hat. Und so ist ihre einzige Hoffnung, Licht ins Dunkle zu bringen, ausgerechnet der Magier, mit dem sie bald flieht.
Es ist eine faszinierende Welt, die Juliane Seidel mit "Unantastbar" schreibt. Die Idee, das sogar Werwesen und Vampire Schutzengel haben, ist erfrischend neu und anderes. Vor allem Lilys eigener Engel Adrian sticht dabei hervor, wobei er eh sich von seinen Artgenossen unterscheidet. So ist er zum Beispiel in den Vampir Radu verliebt, obwohl das im Grunde nicht möglich sein sollte. Und gleichzeitig wird er von seinen Kollegen gemieden.
Dabei zeigt sich, wie gut sie ihre Charaktere versteht. Selbst kleine Nebenfiguren, wie Lilys Freundin Hannah, eine Werwöflin, erhalten Momente, in denen ihre Persönlichkeit vertieft wird. Bei Hannah ist es zum Beispiel die Tatsache, dass sie gegen ihren Instinkt ihrer Freundin hilft, obwohl sie ihren Entscheidungen misstraut.
Die Erzählung konzentriert sich ganz allein auf Lily. Sie steht im Mittelpunkt des Geschehens und man erlebt mit, zu welchen Entscheidungen sie fähig ist. Oft genug agiert sie impulsiv und aus dem Bauch heraus. Was allerdings an einer Stelle gekünstelt wird, doch dazu später mehr.
Spannend ist das Buch sowieso geschrieben. Wobei die Autorin weniger auf Action-Szenen setzt, um den Leser dazu zu animieren, weiterzulesen. Vielmehr ist es das Komplott, was einen dazu bringt, umzublättern, um zu wissen, was geschieht.
Und dabei präsentiert Juliane Seidel diverse Überraschungen, mit denen man so nicht gerechnet hat. Dazu zählt auch die Beziehung zwischen Lily und Silas. Hier spielt die Autorin mit den Erwartungen des Lesers und nutzt dabei die Vorkenntnisse über ihre Hobbys und Vorlieben aus, um ihn aufs Glatteis zu führen.
Doch zurück zu der Impulsivität Lilys. Es gibt zu Beginn des Romans eine Stelle, in der diese wohl besonders in den Vordergrund gestellt werden soll. Doch wenn sie als Jägerin ohne Backup sich nachts in einen Wald begibt, um eine Mission zu erledigen, wirkt das wie aufgesetzt und so, als ob dieses Mal die Handlung über den Charakter gestellt wird, um ein bestimmtes Ergebnis zu kriegen. Zum Glück passiert dies nur ein einziges Mal.
Doch auch die ständige Geheimniskrämerei irritiert. Ständig wird Lily und damit auch dem Leser gesagt, dass bestimmte Fragen später beantwortet werden. Jetzt ist gegen die Geheimnistuerei an sich nichts einzuwenden. Doch übertreibt es die Autorin mit dem ständigen Verweisen auf später. Sie lüftet zwar im letzten Drittel des Romans einige Rätsel. Doch zuvor wird man wiederholt vertröstet. Es ist die Häufung von diesem, die nervt.
Übrigens wird das Buch mit Illustrationen von Tanja Meurer ausgeliefert. Da diese jedoch nicht im Rezensionsexemplar vorhanden waren, kann dazu nichts gesagt werden.
Macht "Nachtschatten 1: Unantastbar" Lust auf mehr? Trotz aller Schwächen, ja. Das Ende ist vielversprechend und eventuell wird im nächsten Teil sogar das Team von Lily mehr im Vordergrund stehen. Dennoch erhält der erste Teil nur die Bewertung "Für Zwischendurch".
Fazit:
Der Auftaktroman zur Romantrilogie "Nachtschatten", "Unantastbar" präsentiert eine interessante Welt, die die Autorin Juliane Seidel faszinierend darstellt. Selbst kleine Nebenfiguren werden hervorragend dargestellt. Erzählt wird mit einer deutlichen Konzentration auf Lily, und die Spannung entsteht durch die Auflösung des Komplotts. Gleichzeitig spielt die Autorin auch mit den Erwartungen des Lesers. Schade nur, dass an einer Stelle die Handlung über den Charakter gestellt wird. Und die ständige Geheimniskrämerei, bzw. das stete Verweisen auf ein anderes Mal, ist einfach zu viel des Guten.
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