Homo Sapiens 404 1: Die Verlorenen
Story:
Die Menschheit hat die Erde verloren. Nach dem Ausbruch eines Virus, der sie in Zombies verwandelt, mussten sie das Sonnensystem verlassen. Und daraufhin wurde es von Aliens abgeriegelt, womit sie zu Heimatslosen wurden. Und in dieser Zeit sind sie zu ihres eigenen Glückes Schmieds geworden, egal wie sie das am Ende auch vollbringen.
Meinung:
Und immer wieder Zombies. Es ist erstaunlich, wie langlebig dieses Phänomen sich erweist und wie viele neue Variationen es zu dem Thema bereits gibt. Claudia Kern verlegt die Thematik in die Zukunft. Der Name ihres Werkes ist "Homo Sapiens 404" und der erste Band hört auf den Namen "Die Verlorenen".
Hierbei handelt sich um einen Sammelband, in dem sechs Romane der Romanhefteserie "Homo Sapiens 404" gesammelt werden. Band 2 ist für April angekündigt, während Band 3 für Juli geplant ist. Die einzelnen Ausgaben erscheinen im Rohde-Verlag.
Claudia Kern wurde 1967 in Gummersbach geboren. Sie ist in der Phantastik-Szene eine bekannte Autorin, die bereits für die Heftserie "Professor Zamorra" geschrieben hat. Ebenso stammt die Fantasy-Buch-Trilogie "Der Verwaiste Thron" aus ihrer Feder, die 2008 und 2009 bei Blanvalet erscheinen ist. Außerdem arbeitet sie als Übersetzerin und arbeitet für die Fedcon und die Ring*Con. Außerdem kann man in dem Geek Magazin regelmäßig ihre "Kernspaltereien" lesen.
Einige Jahrzehnte in der Zukunft hat sich das Leben der Menschheit verändert. Sie sind auf Außerirdische getroffen, sogenannte Jockeys. Sie sind ins All vorgestoßen. Und sie haben die Erde verloren.
Seitdem ein Virus auf dem Planeten ausgebrochen ist, der die Menschen in Zombies verwandelt hat, wurde das Sonnensystem von den Aliens abgeriegelt. Die Überlebenden sind seitdem heimatlos und müssen sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen.
Auch die Crew der Mishima gehört dazu. Sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die eines Tages das alte Frachtschiff T. S. Elliot vorfindet. Sie wollen es ausschlachten, müssen jedoch erkennen, dass die Gänge an Bord des Schiffes bevölkert sind mit Zombies. Das Überleben wird dadurch schwieriger.
Zombies im Weltall klingt zunächst etwas merkwürdig. Denn bislang waren die lebendigen Untoten mehr in der Gegenwart angesiedelt. Ausflüge in andere Zeiten gab es zwar auch, doch waren diese eher selten.
Doch man merkt dem Roman an, das Frau Kern weiß, wie sie mit der Thematik umgehen muss. Sie fokussiert sich mehr auf die Charaktere und lässt die Zombies eher sporadisch auftreten, so dass diese ihre volle Wirkung entfalten können. Eine Methode, die spürbar funktioniert, da so der Schrecken dieser Untoten erhalten bleibt.
Im Fokus ihrer Geschichte stehen vor allem die Charaktere. Es sind keine strahlenden Helden, sondern mehr amoralische Protagonisten. Und doch gewinnt man sie schnell lieb, mit ihren Eigenheiten. Das Zusammenspiel zwischen ihnen ist gelungen. Man merkt, dass sie eine Familie sind, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Kipling ist der Hacker, der sich manchmal in der Virtuellen Realität verliert. Arnest ist der Mann fürs Grobe, der auf das hört, was sein Bruder Lanzo ihm sagt. Und zusammengehalten wird diese Gruppe von Rin Takahashi, der Pilotin.
Familie und Zusammenhalt sind Themen, die wiederholt im Roman auftauchen. So weigert sich zum Beispiel Rin an einer Stelle der Geschichte, einen besseren Job anzunehmen, weil dadurch ihre Familie auseinandergerissen wird. Wobei es natürlich trotzdem zu Konflikten kommt. Etwa, wenn Kipling sich verliebt. Oder wenn mit Aukland ein geheimnisvoller Fremder mit hinzustößt.
Wer sich übrigens fragt, was dieses "404" im Titel bedeutet. Claudia Kern spielt damit auf die Internetkultur an, die ein bedeutender Bestandteil des Universums des Buches ist. Informationen werden via Torrent ausgetauscht, Seiten wie Wikipedia und YouTube sind immer noch wichtig und auch Facebook ist Teil der Kultur der Zukunft.
Womit wir auch schon beim Schwachpunkt des Buches angelangt sind. Denn die ständigen Anspielungen auf die Internetkultur, und wie sie auch fast 1:1 in der Zukunft existiert, irritiert. Vor allem, da Frau Kern sich darüber ausschweigt, wie es den Untergang der Erde überlebt hat. Auch wirkt es irgendwie unpassend, wenn man über Raumschiffe liest, nur um dann später über einen Begriff der Internetgegenwart zu stolpern. Es passt einfach nicht.
Auch nervt, dass die Jockeys fast ausnahmslos in einem schlechten Licht dargestellt werden. Man weiß schon recht bald, dass sie die Bösen sind und mit den Menschen nichts Gutes vorhaben. Doch das wird so platt dargestellt, dass es der Geschichte schadet.
Der erste Sammelband von "Homo Sapiens 404" hinterlässt einen gemischten Eindruck. Und erhält dementsprechend die Bewertung "Für Zwischendurch".
Fazit:
Mit "Homo Sapiens 404 1: Die Verlorenen" schreibt Claudia Kern den etwas anderen Zombieroman. Sie verfrachtet die Untoten in die Zukunft und erfindet dazu ein interessantes Universum, dass sie mit Figuren bevölkert, die Ecken und Kanten haben und einem auch deshalb ans Herz wachsen. Wichtiger Bestandteil der Reihe ist dabei die Internetkultur. Und das wirkt fremdartig, da die gegenwärtige Internetlandschaft ohne Erklärung 1:1 in die Zukunft transportiert wird. Fast so als ob es keine Weiterentwicklung gibt. Auch stört die Darstellung der Jockeys als Antagonisten, da sie, anders als die Protagonisten, platt und böse charakterisiert werden.
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