Die Türme von Taladur 1 - Türme im Nebel: Das Schwarze Auge #135
Story:
Giuliana, Ratsherrin der Stadt Taladur, die von alten Familien beherrscht wird, ist tot. Sie wurde ermordet. Und noch ehe ihr Sarg überhaupt unter der Erde ist, beginnt der Streit um ihre Nachfolge und damit auch um die Macht. Dabei ist jedes Mittel recht.
Meinung:
"Türme im Nebel" ist der Auftakt zur sechsteiligen Reihe "Die Türme von Taladur", die alle bei Ulisses erschienen sind. Die Abenteuer sind im "Das Schwarze Auge"-Universum angesiedelt, in dem Land Almada. Redaktionell betreut wurde die Reihe von Bernard Craw, der auch den ersten Roman schrieb. Wem dieser Name bekannt vorkommt? Es handelt sich um ein weiteres Pseudonym des Autors Robert Corvus. Unter diesem schreibt er unter anderem für die "Perry Rhodan Neo"-Reihe.
Taladur ist eine Stadt im Reich Almada. Sie wird beherrscht von den adligen Familien, die aus ihren Streittürmen heraus untereinander im ständigen Zwist liegen. Im Laufe der Zeit ist ein komplexes Machtgefüge entstanden, das in einem fragilen Gleichgewicht steht. Eins, das durch den Tod der Ratsherrin Giuliana in ein Ungleichgewicht gerät. Denn diese wurde ermordet. Und noch während die Ermittlungen laufen, beginnen die Familien damit, um diese Macht zu kämpfen.
Der nun entstehende mehr oder weniger offen ausgetragene Krieg zwischen den Familien kommt zu einem Zeitpunkt, der für viele Figuren ein Wendepunkt in ihrem Leben markiert. Edelhart, ein Neuankömmling in der Stadt, soll eigentlich in eine der Familien einheiraten. Doch seine Verlobte interessiert sich für jemand anderem, der in diesem Konflikt eine unvergessliche Dummheit begeht. Eine Familie wird von einem Unbekannten heimgesucht während eine andere Person alles daran setzt, wieder ihre alte gesellschaftliche Stellung zurückzukriegen.
Das Cover von "Türme im Nebel" gibt bereits einen Vorgeschmack auf das, was einen beim Lesen des Romans erwartet. Ein Abenteuer mit Mantel und Degen-Elementen. Hier wird bis aufs Blut um die Ehre gekämpft. Dabei erinnert das Setting des Buches eher an das mittelalterliche Italien, bzw. an die Darstellung dieses aus Shakespears "Romeo und Julia".
Und in der Tat findet sich in dem Band ein Plot, der an die berühmte dramatische Liebesgeschichte erinnert. Denn auch hier gibt es zwei verfeindete Familien, deren Kinder sich entgegen der Verbote ineinander verliebt haben. Und das in einer Umgebung, die für so etwas kein Verständnis hat.
Im Prinzip sind dies gute Voraussetzungen für einen entsprechend geschriebenen Roman. Doch "Türme im Nebel" ist das leider nicht. Im Gegenteil: Man hat oft das Gefühl, dass der Autor sich verzettelt und darüber hinaus die Hauthandlung vergisst. Mit dem Ergebnis, dass die Geschichte sich langweilig liest und bei weitem nicht das Interesse des Lesers fesseln kann.
Ein Problem ist, dass man Schwierigkeiten hat, mit den Figuren warm zu werden. Im Grunde geht Bernard Craw ein durchaus interessantes Wagnis ein, indem er einen Großteil der handlungstragenden Figuren antagonistisch darstellt. Doch übertreibt er es mit dieser Charakterisierung. Denn kein einziger Charakter verfügt auch nur ansatzweise über einen Aspekt, der es schafft das Interesse des Lesers von Beginn an auf ihn zu lenken.
Fast alle Figuren haben als gemeinsames Handlungsmerkmal, dass sie wie arrogante und überhebliche Adlige wirken. Personen, die meinen, über allen anderen zu stehen und dies auch mit aller Macht versuchen durchzusetzen. Das dazugehörige Intrigenspiel ermüdet schnell, da Herr Craw es nicht schafft, es abwechslungsreich zu gestalten.
Hinzu muss man auch noch erwähnen, dass der Autor jede Menge dieser Protagonisten einführt. Es fällt schwer den Überblick zu behalten. Und gleichzeitig geht in diesem Dickicht an entsprechenden Plots der Mordfall an Giuliana vollkommen unter. Es wird nur am Rande erwähnt und weiter fortgeführt. Was schade ist, denn von allen Handlungsfäden von "Türme im Nebel" war er der interessanteste.
Klar, viele Dinge musste Bernard Craw wahrscheinlich einbauen, damit seine Nachfolger sich damit beschäftigen können. Doch dann hätte man ihm mehr Seiten zugestehen sollen, damit nicht der obige Kritikpunkt hätte entstehen können. 300 Seiten sind für diese Geschichte einfach zu wenig. 100 mehr wären besser gewesen.
Aus diesem Grund erhält der Roman die Bewertung "Nur Für Fans".
Fazit:
Bernard Carws "Die Türme von Taladur I - Türme im Nebel" ist ein Buch mit einem interessanten Setting, der sicher nicht von ungefähr an Shakespeares "Romeo und Julia" erinnert. Doch der Autor macht daraus nichts. Er verzettelt sich und vergisst die Haupthandlung. Man wird mit den Figuren nicht warm, da sie einem auf die Nerven gehen und ihr Intrigenspiel schnell ermüdet. Außerdem ist die schiere Anzahl an Protagonisten zu viel, da sie jegliche Charakterentwicklung im Keime erstickt.
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