Parkour - Nur die Wahrheit ist unbezwingbar
Story:
Leos Leben dreht sich vor allem um eins: Parkour. Doch dann fällt sein Vater ins Koma und er flieht vor dem Jugendamt. Allein auf sich gestellt findet er Unterstützung bei Anton, Natalie und der mysteriösen Sunna. Und bald stellt sich heraus, dass er Teil einer Prophezeiung ist, die für seine Heimat von großer Wichtigkeit ist.
Meinung:
Als Parkour wird eine Fortbewegungsart bezeichnet, in der sich alles darum dreht, möglichst direkt und nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers von A nach B zu gelangen. Was für eine Rolle das in Andrea Rings Debütroman "Parkour - Nur die Wahrheit ist unbezwingbar" spielt, erfährt man, wenn man das Buch liest.
Die Autorin wurde 1965 geboren und wuchs in der Eifel auf. Auf Grund ihrer Nähe zur Natur in ihrer Heimat wurde sie Biologin und arbeitet seit mehr als 20 Jahren als solche im Umweltbereich. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Mönchengladbach. "Parkour" ist ihr Romandebüt und wurde mit Goldenen Pick ausgezeichnet, der von der FAZ und Chicken House, dem Imprint des Carlsen Verlags, vergeben wurde.
Parkour ist alles, was Leo interessiert. Mit Hilfe seiner eigenen Fähigkeiten zu Orten zu gelangen, die sonst unerreichbar sind, verschafft ihm ein gutes Gefühl. Nebenbei kann er auch seine Mitmenschen ausspionieren. Nur sein Vater hat etwas gegen sein Hobby, was Leo nicht verstehen kann. Doch als sein Vater auf Grund eines Wespenstiches ins Koma fällt, hat der Junge andere Sorgen. Er flieht vor dem Jugendheim und versucht sich zu verstecken.
Dabei stößt er auf ein Geheimnis seiner Vergangenheit. Seine Mutter, die als tot gilt, hat ihn als Baby irgendwie von einer gefährlichen Krankheit geheilt. Und dann ist da noch eine Prophezeiung, die auf ihn zugeschnitten scheint. Gemeinsam mit Anton, Natalie und Sunna macht er sich daran, all diese Mysterien zu lösen. Und gleichzeitig stößt er außerdem auch noch auf einen politischen Skandal sondergleichen.
Es klingt nach viel, was Andrea Rings da in ihren Roman einbaut. Einerseits hat man da die vier Protagonisten mit ihren jeweiligen Sorgen und Nöten. Andererseits hat man diese Geheimnisse, die das gesamte Buch zu bestimmen scheinen. Wie will sie da allen Plots gerecht werden?
Doch das Erstaunliche ist, dass ihr das ohne Probleme gelingt. Nie hat man den Eindruck, dass sie einen Handlungsfaden zu Gunsten eines anderen vernachlässigt. Es gibt zwar eine deutlich wahrnehmbare Hierarchie, doch wirkt diese sich nicht negativ auf die Weiterentwicklung der Charaktere und aller Handlungsfäden aus.
Fast alle Figuren sind der Autorin gelungen. Alle haben gemein, dass sie von der Autorin gut ausgebaut worden sind. Außerdem werden sie realistisch dargestellt und schlagen den Leser in ihren Bann.
Wie bereits geschrieben hat jede der Hauptfiguren seine eigenen Sorgen und Nöte. Die von Leo kennt man bereits. Doch was ist mit den anderen? Sunna lebt mit ihrer Mutter illegal bei einem Baron und müssen befürchten, jederzeit entdeckt und abgeschoben zu werden. Natalie ist die Tochter des Bürgermeisters, steckt mitten in der Pubertät und versucht sich von ihren Eltern zu distanzieren. Und Anton versteckt hinter seiner heiteren Fassade eine tragische Vergangenheit. Es ist faszinierend, wie gut es Frau Rings gelingt, diese Protagonisten so weiterzuentwickeln, dass die Darstellungen nicht übertrieben oder klischeehaft wirken.
Allgemein liest sich der Roman sehr angenehm. Man ist gespannt darauf, wie es mit den diversen Plots weitergeht und ertappt sich so schnell dabei, dass man mal eben 100 Seiten in einem Rutsch durchgelesen hat, obwohl man ursprünglich weniger lesen wollte.
Allerdings ist nicht alles an dem Buch gelungen. So wirkt Leo stellenweise übertrieben halsstarrig und dickköpfig. Er lässt sich nur von wenigen Personen etwas sagen und von Erwachsenen schon gar nicht. Vergleicht man ihn mit Natalie, die ähnlich charakterisiert wird, wird deutlich, wie übertrieben diese Darstellung wirkt. Es fehlt ihm ein Faktor, der bei der anderen Figur dafür sorgt, dass die Starrköpfigkeit bei dieser natürlich wirkt.
Ebenso kann der Plot mit der Prophezeiung nicht überzeugen. Er ist zwar gut geschrieben, doch wirkt er angesichts der realistisch dargestellten anderen Handlungsfäden wie ein Fremdkörper. Es ist wie der Versuch dem Band eine Art Fantasy-Patina zu verpassen, ohne dass dies funktioniert.
Doch abgesehen davon ist der Roman empfehlenswert. Er erhält deshalb die Bewertung "Reinschauen".
Fazit:
Andrea Rings Romandebüt "Parkour - Nur die Wahrheit ist unbezwingbar" überzeugt durch überwiegend realistisch anmutende Protagonisten. Es gelingt der Autorin außerdem alle Handlungsfäden gleichermaßen auszubauen und weiterzuweben. Allerdings wirkt die Starrköpfigkeit von Leo übertrieben und der Plot mit der Prophezeiung passt nicht so recht zu den ansonsten realistisch geschriebenen Handlungsfäden.
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