Wächter der Lüge
Story:
Der Konflikt zwischen den Wächtern spitzt sich zu. Rostigan, der sich jetzt als alternder Schwertkämpfer ausgibt, muss gegen Forger und Mergan antreten. Und am Ende könnte er sogar gezwungen sein, seinen alten Schwur zu brechen.
Meinung:
Mit "Wächter der Lüge" liegt jetzt die Fortsetzung zu "Herr der Tränen" vor. Damit ist die Reihe von Sam Bowring abgeschlossen. Ob weitere Werke des Autoren es nach Deutschland schaffen werden, steht aktuell noch nicht fest.
Wächter werden sie genannt. Die Personen, die einst gegen den Herren der Tränen antraten und ihn besiegten. Sie retteten damit die Realität und verwandelte sich selber. Sie verfügten über außerordentliche Kräfte und begannen die Welt zu versklaven. Bis sie verschwanden und eine große Wunde im Himmel zurückließen.
Jetzt sind sie jedoch zurückgekehrt. Und es droht ein Krieg zwischen ihnen. Auf der einen Seite ist Forger, der sich von Schmerz und Qualen ernährt. Er hat eine riesige Armee angesammelt. Auf der anderen Seite ist Mergan, der sich gegenüber den Entflochtenen als Regent ausgibt und sie ebenfalls zu einer Heerschar versammelt. Dazwischen gefangen ist quasi Rostigan, der versucht hat, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch um seine Welt zu retten könnte er gezwungen sein, einen Schwur zu brechen, den er vor vielen Jahren geschworen hat.
Jede Menge Drama erwartet den Leser, wenn er mit "Wächter der Lüge" anfängt. Sam Bowring fängt mit dem Roman quasi da an, wo er mit "Herr der Tränen" aufhörte. Geradezu behutsam führt er den Leser erneut in die Handlung ein, stellt ihm die wichtigsten Figuren vor und erklärt, wer auf welcher Seite steht.
Ein notwendiger Einstieg, um dem Leser klar zu machen, worum es geht. Und tatsächlich spitzt sich die Lage auf Aorn zu. Denn neben den eben vorgestellten Wächtern, die eine Armee um sich versammeln, ist da auch noch die Wunde im Himmel, die die große Magie immer unsicherer werden lässt. Mit unabsehbaren Konsequenzen für die gesamte Welt.
Sam Bowring stellt diese Konflikte gelungen dar. Er erschafft eine Atmosphäre, in der man merkt, dass es um alles geht. Und übt so einen ungeheuerlichen Druck auf seine Protagonisten auf, allen voran Rostigan.
Von allen Handlungsträgern macht er die größte Wandlung durch. Es ist ihm anzumerken, wie sehr er sich dagegen sträubt, wieder zu dem Mann zu werden, der er einst war. Und doch zwingen ihn die Umstände dazu. Wodurch eine Metamorphose einsetzt, die einem beim Lesen eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Denn dadurch wird klar, dass der Rostigan, den man zu Beginn der Handlung kennenlernt, quasi das Gegenstück zu dem Mann war, der er einst war.
Und doch enttäuscht das Buch. Denn viele Konflikte werden quasi nebenbei beendet. Sam Bowring macht sich nicht die Mühe, grandiose Finale zu schreiben. Bei ihm sind die Enden flach und schon fast langweilig. Und das betrifft jeden konfliktbeladenen Handlungsfaden.
Dadurch ist auch das Ende ein Flop. Es passt einfach nicht zur gelungenen Beschreibung der verschiedenen Figuren und der vielfältigen Konflikte. Es wirkt zu flach, zu sehr wie ein Bestreben, am Ende alles gut werden zu lassen. Hier fehlte der Mut, ein Finale zu Papier zu bringen, das kontrovers hätte sein können.
Und deshalb ist der Band nur etwas "für Zwischendurch".
Fazit:
Mit "Wächter der Lüge" führt Sam Bowring seine mit "Der Herr der Tränen" angefangene Reihe zu einem Abschluss. Die Lage spitzt sich zu, und das wird von dem Autoren gelungen dargestellt. Er setzt seine Handlungsträger jeder Menge Druck aus. Vor allem Rostigan muss sich deshalb wandeln. Und tut dies auf eine für den Leser unheimliche Art und Weise. Allerdings werden viele Konflikte unbefriedigend beendet. Und das Ende des Romans kann man getrost als Reinfall bezeichnen, da dem Autoren hier der Mut fehlte, ein radikales Finale zu schreiben.
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