Dohlenwinter
Story:
Wulf und Sunia sind Zwillinge. Sie leben mit ihrem Vater auf einem abgelegenen Bauernhof. Doch ihr Leben verändert sich, als ein merkwürdiger Mann ihren Vater besucht. Und bald darauf ist klar: Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war.
Meinung:
Wenn es um Fantasy geht, wird das Genre hauptsächlich durch mitteleuropäisch geprägte dominiert. Nur selten gibt es Genre-Romane, die ihre Wurzeln in anderen Mythologien haben. So wie es auch bei Anders Björkelid der Fall ist, dessen Deutschlanddebut "Dohlenwinter" skandinavische Einflüsse aufweist.
Der Autor ist Schwede und lebt in Uppsala. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Von Beruf ist er Lehrer. Neben seiner Arbeit ist er auch als Autor tätig und hat zwei Bilderbücher herausgebracht. Außerdem pflanzt er Bäume an. 300.000mal will er das bislang angeblich getan haben.
Das Leben der 13jährigen Zwillinge Wulf und Sunia verändert sich eines Tages schlagartig. Zunächst fangen sie einen Kobold ein und benutzen dabei Wissen, von dem sie nicht wussten, wozu es diente. Dann besucht ein Fremder ihren Vater, der sehr ungehalten auf diesen Besuch reagiert. Und anschließend greift ein bislang unbekannter Feind ihren Hof an und beide können nur mit Mühe und Not fliehen.
Bald stellt sich heraus, dass die Beiden etwas Besonderes sind. Sie sind vom Geblüte und verfügen damit über ungewöhnliche Kräfte. Sie sollen dabei helfen, die Finsternis, die einen besonders harten Winter herbeiführt, zu bekämpfen. Doch zuvor müssen sie noch auf die Probe gestellt werden.
Anders Björkelids Roman "Dohlenwinter" ist schon allein durch das Ausgangsszenario vielversprechend. Die nordische Herkunft des Autoren ist in jeder Zeile des Romans spürbar. Hier ist der Winter auch so schon hart und eine Herausforderung, ihn zu überstehen. Und doch versteht der Autor dieses kalte Ausgangszenario noch zu toppen. Denn der wahre Feind des Buches, lauert in einer Kälte und Finsternis, die wirklich unbarmherzig ist.
Daran merkt man, wieviel Gedanken sich der Autor bei der Entstehung des Ausgangsszenarios gemacht hat. Und es unterscheidet den Roman wohltuend von vielen anderen Fantasy-Romanen. Aber auch andere Details, wie die Erklärung, was das "Geblüt" ist und welche Macht es besitzt, überzeugen. Das, zusammen mit bekannten folklorischen Elementen, wie dem Kobold, ergibt zusammen ein in sich stimmiges und atmosphärisches Fantasy-Universum.
Doch leider schafft es der Autor nicht, daraus etwas zu machen. Im Gegenteil: Besonders der Beginn sorgt dafür, dass man große Schwierigkeiten hat, mit dem Roman warm zu werden. Und das hat vor allem mit der ungewöhnlichen Erzählweise zu tun.
Zu Beginn der Geschichte erzählen die Zwillinge. Doch wie sie das machen, ist verwirrend. Es ist zunächst die Rede von "Wir", so als ob beide gleichzeitig erzählen. Allerdings beginnt dann im selben Abschnitt die Perspektive zu ändern. Da wird auf ein Mal von Wulf geredet nur um auf einmal zu Sunia umzuschwenken. Diese Perspektivwechsel erwecken zunächst den Eindruck, dass hier eine dritte Person erzählt, ehe einem klar wird, dass dem nicht der Fall ist. Das hier wirklich die Zwillinge abwechselnd erzählen. Das bessert sich dann später im Roman, doch bis dahin hat der Autor die Mehrheit der Leser schon längst verloren.
Durch den Perspektivwechsel wird man auch nicht mit den Protagonisten warm. Sunia und Wulf werden zwar ausführlich beschrieben und charakterisiert. Doch hat man nie das Gefühl, sie wirklich kennenzulernen. Sie bleiben Fremde, deren Sorgen und Nöte einen kalt lassen.
Und dann ist da noch das Ende. Es ist klar, das Anders Björkelid versucht einen Cliffhanger zu schreiben. Doch anstatt Spannung hervorzurufen, wie es jetzt weiter geht, wirkt das Finale lasch und langweilig. Es animiert einen nicht dazu, sich auf den nächsten Teil zu freuen, dessen Erscheinungsdatum übrigens noch nicht feststeht.
Wenn man so will, dann ist "Dohlenwinter" vor allem ein Roman der verpassten Chancen. Anders Björkelids Geschichte hat durchaus Potential. Doch der Autor nimmt das nicht wahr und liefert stattdessen ein Buch, das "Nur Für Fans" etwas ist.
Fazit:
Es tut dem Roman "Dohlenwinter" gut, das sein Autor Anders Björkelid nordischer Herkunft ist. Das beeinflusst nämlich auch die Mythologie des Romans, der sich dadurch wohltuend von anderen abhebt. Allerdings macht der Schriftsteller auch einiges falsch. Die verwirrenden Erzählperspektivwechsel innerhalb eines Abschnitts tragen nicht dazu bei, dass man mit dem Roman warm wird. Auch ist das Ende enttäuschend, da der Cliffhanger lasch ist. So verpasst Anders Björkelid viele Chancen.
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