Godzilla - Die Kunst der Zerstörung
Story:
Nach längerer Leinwandabstinenz durfte Kultmonster Godzilla im Mai diesen Jahres endlich wieder einmal im Kino wüten. Nach Roland Emmerichs Streifen von 1998, indem die berühmte Riesenechse New York City verwüstet, ist Gareth Edwards' Kracher die zweite amerikanische Filmversion der ursprünglich aus Japan stammenden Saga. Godzilla tritt an, zwei von Menschen erweckte Monster zu bekämpfen, was mehreren Kontinenten den ein oder anderen Kollateralschaden beschert. Aus dem fernen Japan führen die Zerstörungsspuren der drei hünenhaften Untier-Kontrahenten an die amerikanische Westküste. In San Francisco kommt es zum Showdown zwischen den Muto-Monstern und Godzilla. Godzilla - Die Kunst der Zerstörung zeichnet die Entstehung des CGI-geladenen Streifens nach und stellt Produktionsschritte und -elemente vor.
Meinung:
Mit Monsters ist Gareth Edwards 2010 ein LowBudget-Monsterfilm gelungen, der vor allem inhaltlich beeindruckte. Außerirdische Riesenviecher auf hohen tentakelartigen Beinen sind auf die Erde gelangt und stapfen fortwährend durch Mexiko und die USA. Während sich die Mexikaner überraschend gelassen mit dem Alien-Besuch abfinden und die Situation annehmen, forcieren die Amerikaner die kriegerische Bekämpfung. Mit Schutzmauer und schwerem Geschütz soll das Land vor den Eindringlingen bewahrt werden, was allerdings nicht ganz gelingt. Effektespezialist Edwards ist ein atmosphärisch überzeugender, spannender und vor Subtext nur so strotzender Film gelungen. Ganz nebenbei hat der britische Filmemacher bewiesen, dass weder die Ära der Monsterfilme vorbei ist, noch dass Streifen dieser Gattung ausschließlich mit hohlen Storylines und wütenden Riesenviechern als Effekt- und Zerstörungsorgie funktionieren. Daher war es eine weise Entscheidung, das Godzilla-Reboot in Edwards' Hände zu legen. Zwar reicht das Ergebnis in Sachen politisch-sozialem Subtext keineswegs an Monsters heran (was bei einem Monsterfilm der Marke Godzilla auch nie das Ziel gewesen ist), besticht jedoch durch hervorragende Effekte und Tricks.
Godzilla - Die Kunst der Zerstörung von Mark Cotta Vaz geht auf diese besonders intensiv ein. Bevor es sich jedoch den einzelnen Phasen der Blockbuster-Entstehung widmet, bekommt der Regisseur im Vorwort die Gelegenheit, sich zum Filmprojekt zu äußern. Zumindest Ansatzweise findet sich in seinem Text einiges an Information über seine Herangehensweise. Neben persönlichen Danksagungen nennt Edwards erste Aspekte und Themen, die Autor Vaz auf den nachfolgenden Seiten vertieft. Das insgesamt 160 Seiten umfassende Artbook führt zur Unterstützung der Textteile zahlreiche Fotos an. Die drauf zu sehenden Entwürfe, Konzepte und Skizzen (die es nicht in den Film geschafft haben bzw. die als Basis der späteren Endversionen fungierten) zeichnen auch für Laien deutlich erkennbar die Entwicklung der letztendlich im Film verwendeten Versionen ab. Edwards nennt dies im Vorwort die Evolution des Designs und so sind tatsächlich einzelne Schritte erkennbar.
Besonders an Effekten und Tricktechnik interessierte Godzilla- und Filmfans vermag dies anzusprechen. Godzilla - Die Kunst der Zerstörung konzentriert sich voll und ganz auf den aktuellen Film und klammert alles Vorangegangene aus. In drei Abschnitten verfolgt der Band die Fertigstellung des neuesten Godzilla-Streifens. Auf den ersten 50 Seiten finden sich Planungs- und Konzeptphase beschrieben. Künstlerisch-kreative Abstimmungsprozesse der visuellen und inhaltlichen Belange und Überlegungen, wie die Widerbelebung des Monsters bestmöglich gelingt, führt der Text nachvollziehbar auf. Planungsumfang und -aufwand einer Blockbusterproduktion dieses Ausmaßes werden erfahrbar. Garniert mit aussagekräftigem Bildmaterial, entsteht ein vielseitiger Eindruck auf Seiten des Lesers. Im weiteren Verlauf steht die Umsetzungsphase inklusive der Dreharbeiten im Fokus. Figuren (menschliche Charaktere), Kostüme, Handlungsorte und Setberichte beherrschen die Seiten. Zentraler Aspekt dieses Buchteils ist die Erschaffung des Godzilla-Monsters und seiner Gegner. Unmengen von Skizzen und Zeichnungen berichten aus der Arbeitswelt von Künstlern und Konstrukteuren. Der abschließende dritte Teil forciert die Actionelemente.
Qualitativ ist der Band auf einem hohen Niveau einzuordnen. Papierqualität und Verarbeitung sind einwandfrei. Format und Aufbau überzeugen. Godzilla - Die Kunst der Zerstörung macht eine hervorragende Figur im Buchregal - so wie es sich für ein Artbook gehört. Mit Fokus auf die technischen Aspekte spricht das Buch vor allem Leser an, die sich mit visuellem Design, CGI-Effekten und den gestalterischen Aspekten der Monstercharaktere auseinandersetzen möchten, wobei dies nicht alleiniges Thema ist. Im Text finden sich auch alle weiteren Aspekte des Films - von Figuren bis Plot - beleuchtet. Informativ und mit reichlich Ansichtsmaterial bestückt, überzeugt das Artbook neben den äußeren Gestaltungskriterien auch inhaltlich.
Fazit:
Godzilla - Die Kunst der Zerstörung zeichnet ein genaues Bild der Entstehung des neuesten Godzilla-Films von Gareth Edwards. Vor allem legt Autor Mark Cotta Vaz Augenmerk auf Special Effekts und das visuelle Design, wobei in seinem auch für Laien gut verständlichen Text auch inhaltliche Elemente aufgegriffen werden. Herzstück sind die zahlreich beigefügten Skizzen, Konzeptzeichnungen und Gestaltungsentwürfe, die nicht nur die Entwicklung der Monster aus der Planungsphase zur letztendlichen Leinwandpräsenz nachzeichnen, sondern auch von der Vielfalt des Godzilla-Universums zeugen. Das Ansichtsmaterial fesselt durchweg. Es gelingt Band und Autor, einen weitreichenden Eindruck der einzelnen Entstehungsphasen zu vermitteln. Auch aufgrund des umfangreichen Textteils überzeugt der Band, der auf viele Aspekte der Entstehung des Godzilla-Films eingeht und vor allem für Film- und Tricktechnikinteressierte eine ansprechende Publikation darstellt.
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