47 Ronin: Der Roman zum Film
Story:
47 herrenlose Samurai wollen Rache an einem verräterischen Kriegsherren nehmen. Dieser hatte einst seinen und ihren Meister und Herren getötet und die Angehörigen in die Verbannung geschickt. Ihnen soll dabei das Halbblut Kai helfen. Und es wird eine lange und gefährliche Reise in eine wilde und mystische Welt.
Meinung:
In Japan ist die Legende der "47 Ronin" eine der bekanntesten und beliebten. Irgendwann ist diese auch nach Hollywood gelangt, wo darauf basierend ein gleichnamiger Kinofilm gedreht wurde, mit Keanu Reeves in der Hauptrolle. Und die Autorin Joan D. Vinge schrieb wiederrum basierend auf dem Drehbuch den Roman zum Film.
Die Autorin wurde 1948 in Baltimore, Maryland, USA geboren. Sie machte 1971 ihren Bachelore in Anthropologie an der San Diego State University. Sie war von 1972 bis 1980 mit dem SciFi-Autoren Vernor Vinge verheiratet und ist seit 1980 mit dem Herausgeber James Frenkel liiert. Seit 1974 ist sie als Schriftstellerin aktiv und einige ihrer Werke sind mit dem Hugo-Award preisgekrönt, wie zum Beispiel ihr Roman "Die Schneekönigin". Neben ihren eigenen Geschichten hat sie jedoch Romane basierend auf Filmdrehbüchern geschrieben. Eines ihrer ersten war "Star Wars - Die Rückkehr der Jedi-Ritter".
Kai lebt im späten, mittelalterlichen Japan. Er ist ein Halbblut, Halb Engländer, Halb Japaner. Und damit ist er ein Außenseiter in der japanischen Gesellschaft. Er ist in Mika verliebt, die Tochter seines Herren Asano Naganori, der sich gegenüber dem Jungen immer freundlich zeigte. Doch dann wird seine Welt zerstört, als Lord Kira mit Hilfe der Zauberin Miku Lord Naganori durch eine Intrige zum Fall bringt. Der so gestürzte muss Seppuku begehen, den rituellen, ehrenvollen Selbstmord. Seine Anhänger werden in alle Winde zerstreut und ihnen wird verboten, Rache zu nehmen.
Doch Oishi, einer der Samurai, die Naganori folgten, denkt nicht daran. Er sammelt die anderen Samurai, die jetzt Ronin, herrenlose Krieger, sind. Und er befreit Kai, denn er braucht dessen Hilfe, um Rache zu nehmen. Gemeinsam begeben sich die 47 Krieger auf eine gefährliche Reise, durch eine mystische Welt.
Frau Vinge hätte es sich einfach machen können. Sie hätte einfach nur das Drehbuch in einen Roman umsetzen müssen, vielleicht noch etwas an den Dialogen gefeilt und für das Endprodukt den Lohn kassiert. Stattdessen hat sie sich die Mühe gemacht, ausgiebig zu recherchieren und mit Fachleuten und anderen Autoren zu kommunizieren. So bedankt sie sich unter anderem bei George Takei und Stan Sakai, letzterer vor allem für seine Usagi Yojimbo-Comicreihe bekannt. Und das Endergebnis liest sich fantastisch!
Die ausgiebige Recherche hat sich gelohnt. Joan D. Vinge schildert ein fremdes Land, das selbst wenn man mit dem Lesen fertig ist, einem immer noch in manchen Aspekten mysteriös vorkommt. Viele Dinge, wie beispielsweise der rituelle Selbstmord, werden von der westlichen Gesellschaft mit einer Mischung aus Neugierde und Abscheu beobachtet, weil man die Mentalität dahinter nicht nachvollziehen kann.
Es geht Frau Vinge auch nicht darum, dies zu erreichen. Das würde schließlich bedeuten, dass sie wichtige Aspekte der Geschichte, dem westlichen Geschmack hätte anpassen müssen. Doch das tat sie nicht. Was dem Roman nur gut tut, da er so eine Geschichte präsentiert, die einen von Beginn an packt, eben weil man nicht alles kapiert.
Das man das Buch trotz diverse Fragezeichen mit Vergnügen durchliest, liegt zum einen an der stringenten Schilderung der japanischen Kultur in all ihren Aspekten. Und zum anderen an den Protagonisten, allen voran Kai. Er ist das Bindeglied zwischen dem Leser und der Handlung, da er, zum Teil zumindest, westlichen Ursprungs ist. Und auch, wenn er die Regeln der Gesellschaft in der er lebt, akzeptiert, heißt das noch lange nicht, dass er sich auch an sie hält. Wiederholt baut die Autorin kleine Momente ein, die dies verdeutlichen, wie eben die signifikante Szene, als er sich eine Samurairüstung anzieht, um ein wichtiges Duell zu bestehen.
Aber auch die anderen Protagonisten können überzeugen. Dabei legt die Autorin vor allem Wert darauf, auch die Gegenseite gut aussehen zu lassen. Lord Kira ist zwar der Gegenspieler. Aber ist kein Klischeeschurke. Er ist intelligent und weiß seine Ressourcen zu nutzen. Sein erster Sieg, der die eigentliche Handlung der "47 Ronin" auslöst, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis geschickter Planung und Einsatz seiner Möglichkeiten.
"47 Ronin" ist für ein Buch zum Film unheimlich stark. Man wird von der Handlung und ihren Protagonisten gepackt. Deshalb ist der Roman auch ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
Mit "47 Ronin" schreibt Joan D. Vinge einen sehr starken Roman zum Film. Ihre Mühen, sich ausgiebig mit dem Land und der Kultur zu beschäftigen, haben sich gelohnt. Das Ergebnis ist eine Story, die in einem faszinierenden und fremden Land stattfindet. Man kann nicht alles verstehen, was die dortigen Bewohner machen und denken. Muss es aber auch nicht, da die Faszination trotz oder gerade deswegen bestehen bleibt. Auch die Protagonisten sind hervorragend geschrieben, allen voran der Gegenspieler Kira. Ein erstklassiges Buch, das man lesen muss.
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