Die beste Welt
Story:
Die Heimatwelt der Sadiri ist zerstört worden. Sie finden Zuflucht auf Cygnus Beta. Doch die unterschiedlichen Kulturen sorgen schon bald für Schwierigkeiten.
Meinung:
Was Karen Lord mit "Die beste Welt" liefert, mag für manchen SciFi-Leser ungewohnt zu sein. Denn die Autorin konzentriert sich in ihrer Geschichte sehr auf die Entwicklung sozialer Situationen. Doch ist das schlecht?
Die Autorin wurde 1968 in Barbados geboren. Sie ging aufs örtliche Queen's College und studierte an der Universität von Toronto und an der Bangor University. Bei letzterem erhielt sie einen Doktortitel in der Soziologie von Religion. Ihr erster Roman erschien 2010. "Redemption in Indigo" erzählte eine senegalesische Folklore-Geschichte neu. "Die beste Welt" ist ihr erster Science Fiction-Roman, der auch gleichzeitig ihr Deutschland Debut darstellt.
Einst waren die Sadiri eine die regierende Rasse der Gemeinschaft Mensch. Doch dann wurde ihre Heimatwelt zerstört. Es überlebt nur wenige, hauptsächlich diejenigen, die während der Katastrophe unterwegs waren. Sie fanden Zuflucht auf Cygnus Beta, einer weiteren Welt der Menschheit. Die Cygnier sind Fremden gegenüber offen, doch wird diese Freundlichkeit durch die Ankunft der Sadiri auf eine harte Probe gestellt.
Um das Überleben seines Volkes zu sichern, schließt sich der Sadiri Dllenahkh mit der Cygnierien Delura zusammen. Gemeinsam suchen sie nach Möglichkeiten, die sadirische Kultur zu retten. Doch das ist auf Grund ihrer Unterschiede alles andere als einfach. Und gleichzeitig scheint es zwischen ihnen zu knistern.
Um die Frage des ersten Abschnitts zu beantworten: Nein, der Roman ist nicht schlecht. Im Gegenteil: Er ist sogar sehr gut. Karen Lord schreibt eine Geschichte, die ruhig ist, aber nicht zu ruhig.
Es geht der Autorin vor allem um Kultur und wie verschiedene Kulturen miteinander umgehen können, unter bestimmten Umständen. Wie sie im Nachwort des Buches erzählt, hat sie sich unter anderem von der Tsunami-Katastrophe aus dem Jahr 2004 inspirieren lassen. Denn die Kultur der Sadiri ist auf Grund des Untergangs ihrer Welt in einer dramatischen Situation.
Frau Lord stellt die Sadiri als eine langlebige und telepathische Spezies dar. Vor allem Dllenahkh ist ein typischer Repräsentant: Intelligent, in sich ruhend und vorrauschauend agierend. Gerade durch seine ruhige Art, wird der Verlust seiner Heimat und vor allem der Frauen besonders deutlich.
Sein Gegenpart ist Delura. Sie ist impulsiv und laut. Gleichzeitig ist sie darauf bedacht, die Bedürfnisse anderer zu sichern. Als ein Sadiri eine Frage bezüglich eines anderen Expeditionsmitglieds stellt, macht sie ihm zwar leise aber dennoch deutlich klar, dass sich eine solche Frage in der Kultur der Cygnier nicht gehört.
Und das ist nur ein kleiner Moment von vielen. Wiederholt mach Frau Lord deutlich, wie unterschiedlich Cygnier und Sadiri sind, auch wenn sie beide menschlichen Ursprungs sind. Und sie macht klar, das beide Völker zusammenwachsen können, wenn sie sich aufeinander zu bewegen.
So ist die sich entwickelnde Liebe zwischen Dllenahkh und Delura das Paradebeispiel dafür. Von Beginn an wird klar, dass es zwischen den beiden funkt. Doch bis beide ihre Liebe eingestehen, dauert es. Und bis dahin müssen sie viel über die Kultur des jeweils anderen lernen.
Es ist Frau Lord hoch anzurechnen, dass sie darauf verzichtet, diese Liebesgeschichte klischeehaft darzustellen. Stattdessen wirken die Irrungen und Wirrungen normal. Vor allem, weil sie hauptsächlich durch die jeweils unterschiedlichen Kulturen entstehen.
Für manchen Leser mag dieses Buch langweilig und öde erscheinen. Doch wer sich darauf einlässt, entdeckt einen Science Fiction-Roman, der sich durch den Fokus auf Kultur wohltuend von anderen hervorhebt. Deshalb hat dieser Band durchaus die Bestnote verdient. Es ist ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
Karen Lords "Die beste Welt" ist ein ungewöhnlicher SciFi-Roman. Die Autorin konzentriert sich auf die kulturellen Auswirkungen, wenn man die eigene Heimat verloren hat. Das gelingt ihr sehr gut, was auch daran liegt, dass die Geschichte ruhig erzählt wird und die verschiedenen Kulturen faszinierend sind. Auch die Romanze sich Dllenahkh und Delura wird sehr gut dargestellt, ohne dass es pathetisch wirkt.
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