Der Moloch
Story:
Der Moloch ist eine riesige Stadt, die zu lange Krieg gegen die Nachbarvölker führt. Niemand ist von diesem Konflikt verschont, niemand kann sich ihm entziehen. Und vielleicht die einzige Hoffnung, die Auseinandersetzung ein für alle Mal zu beenden, ist es den Imperator zu töten. Doch wie will man jemanden umbringen, den kaum jemand zu Gesicht bekommen hat?
Meinung:
Mit "Der Moloch" hat der Blanvalet-Verlag jetzt das Debütwerk einer Autorin herausgebracht, deren Name so manchem Leser vielleicht bekannt vorkommt. Denn Stella Gemmell ist die Witwe von David Gemmell, dessen Roman "Ritter dunklen Rufs" wir hier besprochen haben.
Die Autorin hat Politikwissenschaften und Journalismus studiert. Gemeinsam mit ihrem Ehemann hat sie an der "Troja"-Trilogie gearbeitet, deren letzten Band sie nach dem Tod ihres Mannes beendigte. Sie lebt und schreibt in einem alten Pfarrhaus in Essex.
Die Citè ist uralt. Viele Male wurde die Stadt zerstört, nur um dann auf den Trümmern wieder neu aufgebaut zu werden. Und in den letzten Jahren wurde vor allem eines gemacht: Krieg geführt, gegen die Nachbarländer. Und inzwischen gibt es kaum noch jemanden in der Stadt, der nicht von den Auswirkungen verschont geblieben ist. Geführt wird der Moloch von einem Imperator, von dem es heißt, er sei unsterblich.
In dieser Stadt wachsen verschiedene Menschen auf. Elija und seine Schwester Emly leben in der Kanalisation der Stadt, ebenso wie der Flüchtling aus der Oberwelt Bartellus. Und als die drei einen Leichnam mit einem merkwürdigen Schleier vorfinden, geraten sie in eine Intrige, die sie voneinander trennt. Gleichzeitig bemüht sich der junge General Fell seine Truppen in einem sinnlos erscheinenden Krieg vor dem Untergang zu bewahren. Keine einfache Aufgabe, da die Feinde schier übermächtig zu sein scheinen. Und gleichzeitig versucht er seine Gefühle für die junge, tapfere Soldatin Indario zu verbergen.
Das Buch "Der Moloch" ist 730 Seiten stark. Und man wird auf keiner einzigen gelangweilt sein. Stattdessen ist man fasziniert, von der Art, wie Frau Gemmell die Geschichte versteht aufzuziehen.
Der Roman ist in sechs Teile gegliedert, in denen sie langsam und fast unmerklich den Leser in die Citè einführt. Und man gewinnt einen guten Eindruck einer Stadt, die im wahrsten Sinne des Wortes ausgeblutet wird. In vielerlei Hinsicht erhält man Beispiele dafür, wie sie sich von einer hochentwickelten Metropole hin zu etwas vollkommen anderem, negativen entwickelt hat. Ausgeklügelte Systeme, die für die Kanalisation zuständig sind, sind in einem schrecklichen Zustand. Viele Räume sind überflutet und in der Stadt selbst sieht man kaum noch Kinder oder junge Menschen. Der Krieg hat all das verursacht. Und auf den Leser wirkt all das beklemmend.
Doch auch die Schicksale der Protagonisten lassen einen nicht kalt. Hier ist es übrigens interessant, dass Frau Gemmell darauf verzichtet, übermäßig viele Haupthandlungsträger einzuführen. Stattdessen begnügt sie sich mit den eben erwähnten fünf, die sie bei Bedarf mit lebendigen Nebenfiguren unterstützt.
Jeder dieser Handlungsträger hat seine Geheimnisse, die im Laufe der Handlung behutsam enthüllt werden. Und auch das sorgt dafür, dass man wie gebannt weiterliest. Man will wissen, was die Verbindung zwischen Fell und dem toten Mann zu Beginn des Romans ist. Oder wieso Bartellus in Ungnade gefallen ist.
Und überall dem schwebt der Imperator. Nie begegnet man ihm direkt, stets wird man nur mit seinen Taten konfrontiert. Und gerade deshalb, weil er kaum fassbar ist, weil er ebenfalls ein Geheimnis hat, ist er als Bedrohung für die Figuren schon fast unheimlich.
"Der Moloch" ist ein grandioses Buch, das den "Splashhit" und natürlich auch die "Klassiker"-Wertung verdient hat.
Fazit:
"Der Moloch" ist ein Monstrum von Buch. Stella Gemmell schreibt einen Roman, der nicht nur lang, sondern auch mitreißend geworden ist. Sie führt den Leser langsam in die Citè ein und verschafft ihm so das beklemmende Bild einer Stadt, die den Schritt über den Abgrund bereits getan hat. Ebenso sind einem die Protagonisten nicht egal. Was mit ihnen passiert, was sie durchmachen sorgt dafür, das man wie gebannt weiterliest.
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